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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ihn.
Vielen Dank für deine freundlichen Worte über Rab. Wir alle werden den Großen schmerzlich vermissen.
Was du über mich gesagt hast, war wirklich sehr aufschlussreich und großmütig. Deine Freundschaft ist mir viel wert. Ich muss zugeben, dass ich mir Sorgen gemacht habe, als wir uns näherkamen, und die Befürchtung hatte, es könnte unsere Freundschaft belasten. Ich habe das Gefühl, ich war ein bisschen rücksichtslos damals, als wir beide emotional ziemlich angeschlagen waren. Ich möchte einfach, dass du weißt, dass es nie respektlos dir gegenüber gemeint war. Es war eben so, dass wir beide auf dasselbe genau umgekehrt reagiert haben, und deine Reaktion war die angemessenere.
Es hat mich überrascht, aber nicht unangenehm, was du von dir und Des schreibst. Ich muss jetzt die Hand heben und mich dazu bekennen, dass ich bei der Aufteilung der Entschädigung sehr egoistisch gewesen bin. Ich bleibe immer noch dabei, dass Des seinerseits sehr unrealistisch war, aber das ändert nichts an meinem eigenen Egoismus: Man kann nur die Verantwortung für sein eigenes Verhalten übernehmen. Na, ich will das hier alles nicht noch mal aufrollen. Bitte übermittle Des meine aufrichtige Entschuldigung für mein Verhalten an diesem Abend. Er ist ein ausgezeichneter Kerl, der mal ein sehr guter Freund war, und ich hoffe, er wird es irgendwann wieder werden. Ich wünsche euch beiden das Beste.
Alles Liebe,
Dan X
    Dessie hat mir meine Scheiß-Freundin ausgespannt. Diese Drecksau! Womit schlägt das wohl in seinem Versicherungsheinigehirn zu Buche? Tausend? Zweitausend? Sind wir damit wenigstens quitt? Er würde wahrscheinlich so was sagen wie: »Nee, ihr wart ja eigentlich bloß Fickfreunde, das wird nur mit fünfhundert veranschlagt, außerdem eine Entschädigung für den dadurch entstandenen Ausfall sexueller Freuden, aber soweit ich weiß, hast du noch in derselben Nacht die fette Torte hinter der Theke durchgeklempnert, womit dieser Anspruch verfällt.«
    Ach, was soll’s, wenigstens wird sie von ihm mehr haben als von mir. Ich war schon ein bisschen sehr arschig zu Shannon, aber sie war ja auch nicht gerade Ms Friede, Freude, Eierkuchen. Bei Dorothy werde ich mich besser benehmen, denn hier bin ich frei von Kibbys Fluch, dem Fluch, mit dem er mich belegt hat, noch bevor ich ihn mit meinem belegte. Hier ist nichts von dem irrationalen, allumfassenden Hass, der mein Leben verzehrt und jeden irgendwann fickt, mit dem ich in Kontakt komme. Hier bin ich erlöst davon, und wir haben beide unseren Frieden.
    Aber zuerst habe ich noch ein paar Dinge zu klären. Ich muss wissen, was es mit Kibby und diesem Scheiß, der zwischen uns läuft, auf sich hat. Und ich muss meinen Alten finden, und hier ist er verfickt noch mal nicht. Tomlin ist von der Liste gestrichen, den Weg des alten Sandy gegangen. Ich muss wohl in den sauren Apfel beißen und De Fretais zur Rede stellen; wenn nötig, prügle ich es aus dem schleimigen, fetten Ficker raus.
    Ich muss nach Hause, bevor ich irgendwas anderes anfange.

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33
Herbst
    Edinburgh im Herbst machte den Eindruck einer Stadt, die alle Ambitionen aufgegeben hat, zurechtgestutzt und auf das Wesentliche reduziert. Die Festival-Touristen waren schon lange weg, und auf Durchreisende übte sie wenig Anziehungskraft aus. Während sie kalt, feucht und dunkel wurde, trippelten die Edinburgher durch die Straßen wie ängstliche Novizen durch einen Boxring – aus jeder Ecke Schläge erwartend, ohne sich dagegen wehren zu können.
    Trotzdem fand er die Stadt in dieser Zeit sehr viel entspannter als zu jeder anderen. Befreit von Definitionen, die ihr von außen aufgedrückt wurden, wie »Kunsthauptstadt der Welt« (Festival) oder »Partyhauptstadt der Welt« (Hogmanay), durfte die Einwohnerschaft wieder den prosaischen, aber deswegen keinesfalls belanglosen Verrichtungen des täglichen Lebens in einer nordeuropäischen Stadt nachgehen.
    Danny Skinner war desorientierter denn je wieder in seiner Heimatstadt gelandet. Während des gesamten Flugs hatte er an Dorothy gedacht, an die traumatische Tränenflut ihrer Abreise am San Francisco Airport, deren Intensität sie beide geschockt hatte. Durch seine Gedanken tanzten die wundervollen Möglichkeiten und grausamen Unmöglichkeiten einer Langstrecken-Langzeitbeziehung. Aber seine Mission war noch nicht erfüllt. Greg Tomlin war von der Liste gestrichen, aber er wusste, dass seine Mutter damals irgendeine ernsthafte Beziehung gehabt hatte. Während ihm

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