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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ich wollte nie was anderes, als ihm einen Arschtritt geben.
    Aber der Ruf des Alkohols, o mein Gott, hier im stinkenden alten Edina ist er viel lauter als im sonnigen Ga-li-wor-nien. Eine Dose Lager. Ein einziges Pint kühles Blondes. Ich gehe den Walk rauf und komme jetzt an der Lorne Bar vorbei. Die Alhambra-Bar, die Tür von einem Keil offen gehalten. Duncan Stewart hockt auf einem Barhocker; ich sehe seinen rasierten Hinterkopf. Jede Kneipe, die ich passiere, birgt ein Gesicht: eine Erinnerung, eine Geschichte, das, woraus ein Leben gemacht ist. Mehr als dem Alkohol bin ich diesem Leben verfallen, dieser Kultur, diesen sozialen Beziehungen. Aber ich kann nicht da reingehen und nur ein Wasser oder eine Limonade trinken. Ich kann da nicht reingehen. Ich kann nicht hier bleiben, wo eine unsichtbare Hand mich immer in dieselbe Richtung dirigiert, schiebt, schubst und lockt. Ich hab einen Rückzieher gemacht und gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin, dieselbe Straße. Ich bin an der Kreuzung, aber alle Straßen führen zum selben Ort. Es ist überall das Gleiche. Wohin geht man vom Anfang des Walk? Rauf zum Central, Spey et cetera, et cetera oder die Junction Street lang zu Mac’s, Tam O’Shanter, Wilkies et cetera, et cetera? Oder vielleicht die Duke Street zum großen Witherspoon’s oder dem Marksman et cetera, et cetera? Oder vielleicht die Constitution Street zu Yogi’s, obwohl es ihm ja nicht mehr gehört, oder Holmes oder Nobles et cetera, et cetera?
    Es ist überall.
    Ein schönes Pint. Aye, hier wird ein gepflegtes Pint gezapft, Sohnemann. Mann, ist das ein geiles Pint! Es enthält Zuckercouleur, Maisstärke, Pyrocarbonat, Benzoesäure, Schaumverstärker, Aminoglucosidase, Beta-Glucanase, Alpha-Acetolactat, Decarboxylase, Stabilisatoren und wasserfreies Natriumcarbonat. Und manchmal sogar: Malz, Hopfen, Hefe, Wasser und Weizen. Möglicherweise. Aber wettet nicht drauf.
    Und es ist verfickt noch mal überall.
    Die Verwandlung war verblüffend. Er saß jetzt aufrecht im Bett und nahm feste Nahrung zu sich. Die neue Leber funktionierte einwandfrei, und was noch wichtiger war, es hatte keine nächtlichen Krampfanfälle mehr gegeben. Niemand vom medizinischen und Pflegepersonal wagte es, das Wort Remission in den Mund zu nehmen, doch Brian Kibbys rasche Fortschritte und die knappen Budgets des NHS ließen den Chirurgen, Mr Boyce, mutmaßen, dass man Kibby noch in dieser Woche nach Hause schicken könnte.
    Joyce freute sich wahnsinnig über diese Neuigkeit und wusste gar nicht, wann sie das letzte Mal so glücklich gewesen war. Ihre Gebete waren erhört worden. Ihr Glaube, durch Keiths Tod so schwer erschüttert und durch Brians Krankheit bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit strapaziert, hatte es unbeschadet überstanden, ja, war geradezu erneuert daraus hervorgegangen. Aber Ängstlichkeit und Skepsis waren durch Veranlagung und Umstände so tief in ihrer Psyche verwurzelt, dass sie sich ohne sie nackt gefühlt hätte. Brian Kibby kannte seine Mutter gut und sah, dass irgendetwas ihre Freude trübte. – Was ist, Mum? Stimmt irgendwas nicht?
    Seine Mutter hatte gemerkt, dass sie bei der Frage ihres Sohns zusammengezuckt war; daher wäre es töricht, so zu tun, als wäre nichts. – Junge … ich weiß, du hast mich gebeten, es nicht anzusprechen, begann sie zögerlich, – aber es geht um Danny … Mr Skinner aus dem Büro. Er möchte dich so gern besuchen.
    Brian Kibbys Gesicht verzerrte sich zu einer derart grotesken Grimasse, dass Joyce ihre Offenheit sofort bereute. Starr aufgerichtet im Bett und um Beherrschung ringend, starrte er seine Mutter mit einem Ausdruck an, den sie so bislang noch nie bei ihm gesehen hatte und bei dem es ihr kalt über den Rücken lief. – Ich hasse ihn, sagte er, – ich will nicht, dass er in meine Nähe kommt.
    – Aber Brian!, heulte Joyce auf. – Da … Mr Skinner hat die ganze Zeit aus Amerika angerufen, während er drüben war. Er hat dem netten Mädchen in deinem Büro jeden Tag eine E-Mail geschrieben, um sich nach dir zu erkundigen!
    Jetzt war es an Brian Kibby, die Reaktion seiner Mutter mit Besorgnis zu verfolgen, so erschrocken war er, wie sehr seine Antwort sie verärgert hatte. – Reden wir nicht über Skinner. Ich will nur nach Hause; nur du, ich und Caroline, sagte er und fragte sich dabei: Was will Skinner von mir?

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Schreck und Ehrfurcht
    Der Tag ist rau, arschkalt, aber wenigstens ist er brutal ehrlich, einer ohne Eisregen, der auf das

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