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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Augen und die defensive Körpersprache des Jungkochs und dachte selbstgefällig, dass er diesen einschüchternden Tyrann durchschaut hatte; bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie miteinander zu tun gehabt hatten, hatte er sich behauptet. Jetzt musste er nur noch abwarten, was aus seinem Bericht wurde.
    – Eine Küche muss blitzsauber sein, sauber, sauber und nochmals sauber, zeterte De Fretais und unterstrich seine Worte mit verspielten Kopfnüssen auf den Hinterkopf des unerfahrenen Küchenchefs.
    Skinner sah zu, wie sich der junge Koch ergeben fügte, eingeschüchtert durch den Anlass, die Kameras und den feisten Spitzenkoch, der ihn malträtierte und zum armseligen Stichwortgeber degradierte. Bei mir würde er mit dem Scheiß nicht durchkommen, dachte Skinner und führte die Stella-Dose an den Mund. Sie war leer, aber im Kühlschrank wartete noch Nachschub.

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2
Küchengeschichten
    – De Fretais’ Küche ist ein beschissener Saustall, nichts anderes. Der blasse junge Mann gab nicht nach. Seine Garderobe, eine geschmackvolle Zusammenstellung hochwertiger Designerkleidung, war ein unmissverständlicher Hinweis auf Ambitionen weit über seine Stellung und sein Salär hinaus. Obwohl Danny Skinner es gerade mal auf eins fünfundsiebzig brachte, wirkte er oft größer: Seine durchdringenden dunkelbraunen Augen unter fingerdicken schwarzen Brauen verliehen ihm mehr Statur. Sein gewelltes rabenschwarzes Haar trug er mit Seitenscheitel, was ihm ein verwegenes, fast arrogantes Aussehen verlieh; noch betont durch sein kantiges Gesicht und einen Zug um seinen schmallippigen Mund, der selbst dann noch Unbeschwertheit signalisierte, wenn es ihm bitterernst war.
    Der untersetzte Mann ihm gegenüber war Ende vierzig. Er hatte ein gerötetes, eckiges Gesicht voller Leberflecken, gekrönt von einer Mähne bernsteinfarbenen zurückgegelten Haars, das an den Schläfen langsam ergraute. Bob Foy war es nicht gewöhnt, dass man ihm gegenüber diesen Ton anschlug. Eine seiner Brauen war ungläubig hochgezogen, doch in dieser Bewegung und dem Ausdruck seiner schlaffen Gesichtszüge war ein Hauch von Interesse, ja, milder Faszination abzulesen, die es Danny Skinner gestattete, fortzufahren. – Ich mache nur meinen Job. Die Küche von diesem Kerl ist eine Schande, erklärte er.
    Danny Skinner war vor drei Jahren von einer Stelle als Management Trainee bei der Stadtverwaltung Edinburgh ins Amt für Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz gewechselt. Für Foys Verständnis noch ein grüner Junge. – Es geht hier immerhin um Alan De Fretais, Sportsfreund, schnaubte sein Boss.
    Die Diskussion fand in einer Scheune von Großraumbüro statt, das von kleinen Trennwänden in einzelne Nischen unterteilt wurde. Licht fiel durch die großen Fenster an der einen Wand, und trotz der Doppelverglasung konnte man den Verkehrslärm der Royal Mile von draußen hören. An den fensterlosen Wänden standen ein paar altmodische Karteischränke aus Metall, ausrangiertes Mobiliar anderer Ämter in der Stadtverwaltung, und ein Fotokopierer, der dem Wartungsmonteur regelmäßig mehr zu tun gab als den Büroangestellten. In einer Ecke fand sich neben einem Kühlschrank und einem Tisch mit abblätterndem Furnier, auf dem eine Teekanne, Wasserkocher und eine Kaffeemaschine standen, ein ständig verschmutztes Waschbecken. Hinten war eine Treppe, die zum Konferenzraum der Abteilung und den Räumen einer anderen Abteilung führte, doch davor war noch unauffällig ein Zwischengeschoss mit zwei kleineren, separaten Büros untergebracht.
    Danny Skinner warf einen Blick auf die Leichenbittermienen um sich herum, als Foy den Bericht, den er gerade erst gewissenhaft abgefasst hatte, auf den Schreibtisch klatschte, der zwischen den beiden Männern stand. Er sah, dass die anderen im Raum, Oswald Aitken und Colin McGhee, überall hinschauten, nur nicht zu ihm und Foy. McGhee, ein untersetzter Glasgower mit braunen Haaren in einem etwas spack sitzenden grauen Anzug, tat so, als suche er etwas in dem Aktenberg, der sich auf seinem Schreibtisch türmte. Aitken, ein großer, schwindsüchtig wirkender Mann mit schütterem sandfarbenem Haar und einem faltigen, fast gequält wirkenden Gesicht, warf Skinner einen kurzen, angewiderten Blick zu. Er sah einen großspurigen Jungen, dessen beunruhigend unstete Augen verrieten, dass die Seele dahinter sich unentwegt mit irgendetwas herumschlug. Solche jungen Männer bedeuteten immer Ärger, auf den Aitken, der die Tage bis

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