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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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entspannen. Das Taxi würde schon kommen. Es würde jeden Augenblick hier sein. »Es ist schon so lange her, seit ich was Heißes abbekommen habe, ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt in der Lage wäre, mir was Heißes vorzustellen – Kinder hin oder her.«
    »Da kann ich dir nur beipflichten. Seit Rolands Tod hatte ich keinen Mann mehr, an den ich mich hätte kuscheln können. Na ja, bis auf den Beinaheunfall.«
    Jodie sah Corrine an, die ihr ihren Kopf mit ihrem Dampfwolkenhaar zuwandte.
    »Rob, der Handelsvertreter«, sagten sie beide gleichzeitig und fingen zu lachen an.
    Über Corrines Geschichte und den katastrophalen Versuch einer Witwe, zu einem Date zu kommen, hatten die vier sich monatelang amüsiert. Rob, der Handelsvertreter, war ein Freund eines Freundes eines Freundes. Er hatte sich mit ihr verabredet, und sie hatte gedacht, es sei genau der richtige Zeitpunkt dafür. Er war jünger als sie, das hatte ihr nichts ausgemacht. Sie hatte sich die Haare und die Nägel machen lassen, sich ein neues Kleid gekauft, Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Absätzen angezogen, und er hatte sie zum Pizzaessen eingeladen.
    »Auf eine Superpizza«, sagte Jodie und war froh, dass etwas sie von der Dunkelheit ablenkte.
    »In ein Pizza-Drive-In«, ergänzte Corrine, und ihr Lachen wurde lauter.
    Die Tiefpunkte von Corrines tollem Abend waren zur Pointe eines Running Gags geworden, der weniger mit Rob zu tun hatte als vielmehr mit der Angst der Singles vor dem Alleinsein. Hier draußen in der Kälte war der arme, ahnungslose Rob der perfekte Stresshelfer, und sie lachten sich durch die Kurzfassung der Geschichte.
    »Du wirst vierzig ?«
    »Meine Kondome oder deine, Baby?«
    »Bei der ersten Verabredung?«
    »Hey, du bist vierzig. Du hast keine Zeit zu verschwenden.«
    Und dann lachten sie nicht mehr über Rob, sondern über sich selbst. Sie keuchten vor Lachen, sodass Jodies Nerven sich beruhigten und sich ihre Angst löste.
    Als das Gelächter schließlich verebbte, legte Corrine lachend ihren Arm um Jodies Hals und ihren Kopf auf ihre Schulter.
    Jodie bekam eine Gänsehaut, Schweiß trat ihr auf die Stirn. Ein Gedanke regte sich in ihrem Hinterkopf.
    Nein, eine Erinnerung.
    Es hatte nichts mit Corrines Lachen zu tun. Es war Corrines plötzliche Nähe. Ihr Atem an Jodies Hals. Die Dunkelheit, die Kälte. Die erdrückende Stille in der Weite hier draußen.
    Dann traf die Erinnerung sie wie ein Faustschlag in die Magengrube.
    Bilder schossen ihr durch den Kopf. Verrückte, verworrene Bilder, wie ein gerissener und willkürlich zusammengefügter Film.
    Pinke Plateausandalen.
    Das Gesicht eines Mannes. Lange Haare, Ohrstecker, abgeschlagener Vorderzahn.
    Atem, der wie Lachen klingt.
    Füße, die über Kies rennen.
    Raue Hände auf ihrem Gesicht.
    Blut an ihren Händen. Auf ihrer Kleidung.
    So viel Blut. So viel.

3
    Jodie hielt die Hände vors Gesicht, sodass sie ihre blassen Handflächen und die ringlosen Finger sehen konnte. Nein. Jetzt klebte kein Blut daran. Sie schüttelte den Kopf, hörte sich tief ein- und wieder aus- und dann wieder einatmen. Während Panik in ihr aufstieg, begriff ein Teil ihres Gehirns den Flashback und erkannte ihn als das, was er war. Wie lange war der letzte her? Immerhin vier Jahre.
    Jodie, das alles passiert nicht wirklich. Es sind bloß Erinnerungen. Alte Erinnerungen. Doch es fiel ihr schwer, bei all der Angst auf sich selbst zu hören.
    »Oh, verdammt, das ist kein guter Ort hier.« Sie packte Corrine am Ärmel. »Komm, wir sind hier nicht sicher. Wir müssen los.«
    Corrine riss sich immer noch lachend los. »Wo sollen wir denn hin?«
    »Irgendwohin. Nur weg von hier. Komm schon.« Jodie packte sie am Arm und versuchte sie über den Splitt zu ziehen.
    »Nein!« Corrine befreite sich aus ihrem Griff. »Was meinst du mit gehen? Wir können nirgends hingehen. Und was ist mit dem Gepäck?«
    Verdammt, das Gepäck hatte sie ganz vergessen.
    »Okay, wir nehmen es mit.« Jodie griff nach der nächstbesten Tasche, schwang sie sich über die Schulter und schnappte sich noch die Kühltasche mit den Lebensmitteln. Die Angst verlieh ihr übermenschliche Kräfte, sie hätte zehn Taschen schleppen können. Sie griff nach zwei weiteren und schob eine Corrine zu. »Hier, nimm die. Komm schon.«
    Corrine wich zurück. »Nein, ich gehe nirgends hin. Da drüben ist es genauso dunkel wie hier. Warum sollte ich in meinen neuen Stiefeletten herumstolpern, nur um an einen anderen genauso düsteren Ort zu

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