Die Beute
rief sie und erfüllte die Dunkelheit mit dem Klang ihrer eigenen Stimme.
»Ich habe dem Taxifahrer eine Nachricht hinterlassen, Lous Handy hat geklingelt«, sagte Corrine. »Was zum Teufel machen die bloß? Wir hatten doch gesagt, dass wir anrufen, wenn wir im Taxi sitzen. Sie sollten doch auf unseren Anruf warten.«
Jodie wurde unruhig. »Vielleicht liegt das am Empfang hier draußen. Vielleicht sind die Anrufe nicht durchgegangen. Es geht ihnen bestimmt gut. Die Verbindung ist vermutlich das Problem.«
Corrine ging um das Gepäck herum, blieb seufzend neben Jodie stehen und knipste die Taschenlampe aus.
»Lass sie an«, sagte Jodie.
»Meine Hand ist aber kalt.«
»Ich halte sie.«
Die Taschenlampe ging wieder an. Jodie nahm sie Corrine aus der Hand, ließ das Licht über die Koffer zu ihren Füßen streifen und dann in einem größeren Kreis über den Kies, die Bremsspuren auf dem Asphalt, den umgeknickten Markierungspfosten. Sie drehte sich um und leuchtete mit der Taschenlampe ins Unterholz. Schau, Jodie, da ist nur Gebüsch. Die Taschenlampe leuchtete nur noch schwach. Die Batterien waren fast leer. Sie sollte sie ausmachen.
»Und, was gibt’s Neues zum Thema Großes Schulessen?«, fragte Jodie, als gäbe es nichts Wichtigeres, als alle Details über das Spendensammlungskomitee zu erfahren. Sie hatte weder die Zeit noch die Fähigkeit, ein stilvolles Abendessen zu organisieren, und teilte auch nicht Corrines Begeisterung für Tischdekorationen und die Auswahl des Menüs. Sie hatte sich aus all dem herausgehalten, doch jetzt wäre sie glücklich, alles darüber zu hören. Ihr war alles recht, Hauptsache, sie sprachen weiter, durchbrachen die Stille, nahmen ihr die Schärfe.
»Oh Gott, die Farbenwahl war dieses Jahr der totale Horror«, fing Corrine an.
Und Jodie hörte zu, warf hier und da ein »Hmm« oder »Wie nett« ein, bis sie es nicht mehr aushielt und sich vergewissern musste, wie viel Uhr es war. »Gib mir mal das Handy«, sagte sie, als Corrine gerade Luft holte. Sie warf einen Blick auf die schimmernden blauen Zahlen – jetzt warteten sie bereits seit dreiundzwanzig Minuten –, und als Corrine fortfuhr, nahm sie die Taschenlampe, ging zum Straßenrand, sah rechts zur Hügelspitze hinauf und dann nach links zur Kurve. »Ich versuche es noch mal«, sagte Jodie.
Sie rannte über die Straße. Sie machte sich nicht die Mühe, dem Taxifahrer eine Nachricht zu hinterlassen, er würde auch nicht schneller hier sein, wenn sie ihm sagte, dass er ein unnützer, trödelnder Idiot war.
Sie rief Louise und dann den Fahrer des Abschleppwagens an. Immer noch keine Antwort. Dann war auch keine mehr nötig.
Scheinwerfer flackerten am Himmel hinter dem Hügel auf, dann tauchte ein Wagen auf, dessen Scheinwerfer wie grelle Augen wirkten. Jodie kam aus dem Gestrüpp, warf die Arme in die Luft, um ihn heranzuwinken, während Corrine auf der anderen Straßenseite von den Scheinwerfern erfasst wurde. Sie hatte einen Schritt auf die Fahrbahn gemacht, aber sogleich begriffen, dass der Wagen nicht anhalten würde. Also stemmte sie eine Hand in die Hüfte und stellte das Bein voran – Körpersprache für stocksauer.
Der Wagen fuhr vorbei, und ein Mann schrie aus dem Fenster, doch der Lärm des fahrenden Autos riss seine Worte mit sich fort – es hätte genauso gut Gelobt sei Gott sein können –, doch Angst ließ sie erstarren, sie knipste die Taschenlampe aus, sah dem Wagen nach, der in die Kurve fuhr, und hoffte, er würde nicht zurückkommen. Doch auch danach fühlte sie sich nicht sehr viel sicherer.
Als die roten Rücklichter verschwunden waren, rannte sie über die Straße zurück. Dunkelheit sank wieder herab. Als sie die Taschenlampe einschalten wollte, regte sich nichts. Sie versuchte es erneut, schlug mit dem Handballen darauf. Nichts.
»Herrgott«, sagte Corrine.
Jodie pfefferte die Taschenlampe in Richtung des Gepäcks und hörte den dumpfen Aufprall, als sie landete. Dann trat sie näher an Corrine heran. »Immer noch kein Lebenszeichen.«
»Was zum Teufel machen die bloß?«
»Das muss am Empfang liegen.« Jodie, es geht ihnen gut.
Corrine fing an sich rhythmisch hin- und herzuwiegen und schlug dabei mit einem Fuß gegen den anderen. »Ich versuche an etwas Heißes zu denken«, sagte sie. »Aber das funktioniert auch nicht. Mir fällt nur Brad Pitt ein, doch bei all den Kindern, die er am Hals hat, kommen auch keine heißen Gefühle auf.«
Jodie lächelte und versuchte sich zu
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