Die Beute - 2
Hunde, von Lärm und Unruhe, aber auch der optische Eindruck von flammenden Fackeln, sprühenden Funken, dem Rot des Bluts, dem grellen, gelben Schein des Feuers, vom Prasseln der Scheite und die Empfindung von sengender Hitze, die die erstarrten Glieder aufwärmt und die Kälte der Nacht vertreibt. Der ganze Roman ist erfüllt von Feuer, Flammen, brennenden Farben, glühender Hitze, der Schwüle eines überheizten Treibhauses. Renée erfüllt ihre »blutschänderische« Liebe mit einer »Flamme, die am Grunde ihrer Augen brannte«, und mit »starren Augen, in denen eine lebhafte Flamme brannte«, betrachtet sie Maxime, dessen Bild ihr umgekehrt im Schein der »Feuersglut« auftaucht, und sie denkt an ihn »wie an eilten glühenden Genuß, dessen Strahlen sie versengten; es war ein Alptraum von seltener Liebeslust, inmitten von Scheiterhaufen, auf bis zur Weißglut erhitzten Betten«. Und so wird auch alles, was Renée anfaßt, berührt, gleichsam ihre ganze Umgebung in Flammen gesetzt. Renée empfindet den Geschmack des Tanghinbaumes wie einen »Flammenmund, der sich auf den ihren legte«, ihre Umgebung, von ihr entzündet, flammt auf sie zurück. Die gelbe Wandbespannung des kleinen Salons »vergoldet sie mit seltsamen Flammen«, in denen ihr Kopf den »Schein der Morgenröte annimmt«, und beim Sündenfall im Café Riche scheint in der Stille des Zimmers »das Gas heller zu flammen«. Renée braucht auch diese Hitze um sich her, Kälte ist für sie Leere, Angst, Einsamkeit. Wenn sie Sorgen hat, wie am Morgen nach dem Abend im Café Riche, zieht sie sich in ihre Gemächer zurück und läßt sich »ein großes Feuer anmachen«. Das skabröse Geschäft um das Grundstück in Charonne, bei dessen Verhandlung Saccard neue Gelüste nach seiner Frau verspürt, wird in Renées Zimmer besprochen vor einem »glühenden Feuer«, in dessen Scheiten Saccard die ganze Zeit herumstochert und »das ihm das Gesicht verbrennt«. Nach dem Scheitern dieses Gesprächs braucht Renée in ihrer Angst und Ratlosigkeit »sengende Glut und beklemmende Hitze«, »siedendheiße Luft«, »ein Flammenbad«, ein »schreckliches Feuer, das die Möbel um sie her zum Knacken brachte und ihr zeitweise das Bewußtsein raubte.« Ihr bevorzugter Platz ist deshalb das Treibhaus, diese »Feuererde«, in der Renée den Rausch der »Blutschande« erst voll ausschöpft. In diesen Passagen häufen sich geradezu die Feuermetaphern: Das Treibhaus ist »so stark geheizt«, daß Maxime ohnmächtig wird, erfüllt von so »drückender Glut«, daß »ihn seine Haut brannte«. »Die Hitze war erstickend, eine dumpfe Hitze, die nicht als Feuerregen vom Himmel fiel, sondern wie eine ungesunde Ausdünstung auf der Erde dahinkroch und deren Brodem aufstieg gleich einer gewitterschwangeren Wolke. Heiße Feuchtigkeit bedeckte die Liebenden mit dem Tau eines glühenden Schweißes«, und sie verharren auf diesem »Stückchen heißer Erde, diesem glühenden Lager« lange wie in einem »Flammenbad«. So verbringen sie eine »glühende« Nacht, denn das ganze Treibhaus »liebte, entbrannte mit ihnen«. »Durch das Bärenfell hindurch sengte ihnen der Boden den Rücken, und von den hohen Palmen fielen heiße Tropfen auf sie herab.« In der »erstickenden Hitze«, verborgen in diesem gläsernen Käfig, der »siedendheiß von den Gluten des Sommers« daliegt, genießen sie »die Blutschande wie die verbrecherische Frucht einer überhitzten Erde«, die Renée in »ein glühendes Treibhausgeschöpf« verwandelt. Dieses Feuer erfaßt aber auch die weitere Umgebung, das ganze Haus, Tisch und Tafelgeschirr – alles flammt, selbst die Kerzen brennen nicht still, sondern flammen. Gleich im ersten Kapitel, wo der Abendempfang bei den Saccards beschrieben wird, funkelt »im grellen Licht des Kronleuchters« auf der »blendendweißen Decke« das Kristall und das Silber »wie helle Flammen«, »laufen Blitze an den beiden polierten Wärmepfannen entlang«, »glänzen die Gabeln, die Löffel, die Messer wie Feuerstreifen«, »gleichen der Mittelaufsatz und die beiden Kandelaber Feuerspringbrunnen« und malen die Weinkaraffen »inmitten dieses Funkenregens, dieses Feuermeers rote Flecken auf das wie in Weißglut schimmernde Tischtuch«.
Brennen, Glühen, Funkensprühen gehört aber nicht nur zum Bezirk chair – Fleischeslust, sondern versinnbildlicht ebenso Existenz und Wirkung des Goldes. Es ist kein Zufall, daß Zola von Gold in seiner konkreten sinnlichen Form und nicht von Kapital in
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