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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Macquart«Reihe und hat auch in den literaturkritischen Würdigungen der letzten Jahre in steigendem Maße Beachtung gefunden – nicht zuletzt wegen jener Eigenheiten der »écriture«, der Schreibweise, die diesen Roman zu einem »echten« Zola machen.
    Tatsächlich war Zola mit diesem Thema auch in seinem Element. Denn er wollte doch »leidenschaftliche« Bücher schreiben und so »kräftig« wie möglich schreiben. Seine Bücher sollten den Leser »mit sich reißen«, sich seinem Gedächtnis eingraben, die »dramatische Handlung ihn an der Kehle packen«. Mochte der Leser auch böse werden, Hauptsache, er vergaß den Roman nicht mehr. Um solche Wirkung zu zeitigen, mußte die ganze Gestaltung den Leser wie ein Sturmwind forttragen. Und ein solcher Wind, verbunden mit den Bildern von Eile, Unrast, Tempo, ewiger Hetzjagd, weht tatsächlich durch dieses Buch. In ihm klappen die Türen in Saccards Arbeitszimmer, wirbelt diese tolle Renée durch das mondäne Paris, tanzen die Zwanzigfrancsstücke durch die aufgerissenen Häuserviertel. Saccard selbst, dieser quirlige Mann, der nie Ruhe gibt, den es unentwegt von einem Ende von Paris zum andern jagt, der auf den Baustellen und in den Salons der Kokotten zugleich zu sein scheint, ist wie der verkörperte Sturmwind, der durch die Räume in der Rue de Rivoli fegt, der sich dann im Parc Monceau zum Orkan steigert: »Ein merkwürdiges Heim, dieses erste Stockwerk in der Rue de Rivoli. Den ganzen Tag klappten die Türen auf und zu; … durch die schreiende Pracht der Räume wirbelten ununterbrochen ungeheure flatternde Frauenröcke, lange Züge von Lieferanten, das wirre Durcheinander der Freundinnen Renées, der Kameraden Maximes und der Besucher Saccards. Dieser empfing täglich von neun bis elf das sonderbarste Gemisch von Leuten … den ganzen Abschaum, den das stürmische Treiben von Paris morgens vor seine Tür fegte … die er alle im gleichen eiligen Ton mit den gleichen ungeduldigen nervösen Bewegungen empfing; … er löste zwanzig Schwierigkeiten auf einmal, fand im Handumdrehen einen Ausweg. Man hätte meinen können, dieser kleine bewegliche Mann … prügle sich in seinem Arbeitszimmer herum mit den Besuchern und mit den Möbeln, schlage Purzelbäume, stoße mit dem Kopf an die Zimmerdecke, um aus ihr Einfälle herauszuschlagen …« Und dieses Bild ewiger Bewegung koppelt sich mit dem akustischen Bild von dem Klappen der Türen und dem metallenen Klang des Geldes, das auf die Kaminsimse der Halbweltdamen und das Straßenpflaster von Paris prasselt, aber auch mit einem zweiten Bild der Bewegung, dem Bild des bewegten Wassers, dem Flußbild, dem Bild des Stromes, des Meeres, des Regens, des Rieselns, Symbol des ewigen Kreislaufs des Lebens wie des Geldes. Als Saccard kurz nach seiner Ankunft in Paris vom Montmartre aus mit seiner Frau einen Sonnenuntergang erlebt, scheint sich ihm über die im Abendschein versinkende Stadt ein wahrer »Goldregen« auszugießen, in dem Saccard den »Goldregen des Kaiserreichs« zu erkennen glaubt. Und dieses Bild des »Goldregens«, der tanzenden »Goldfunken« der untergehenden Sonne kehrt als der unversiegbare »Goldstrom« wieder, der seiner Kasse zu entströmen scheint, und steigt in den vielfältigen Spekulationsgeschäften an zu einem »ganzen Meer«, das Paris zu überschwemmen droht und auf das sich Saccard hinauswagt »wie ein kühner Schwimmer«, der auf seine Kräfte vertraut und gewiß ist, nie unterzugehen. Angesichts dieses nie versiegenden Goldstroms aus der Kasse Saccards verspürt selbst Renée so etwas wie Respekt vor ihrem Mann, und wie er stürzt sie sich in ihrem Haus am Parc Monceau, in dem vom Keller bis zum Boden die Skulpturen »rieseln«, in diesen Strom des Goldes und der Vergnügungen, selbst ein »Geriesel aus Seide und Spitzen«, das Gesicht bedeckt mit einem »Regen goldener Löckchen«.
    In diesem Roman geht es tatsächlich um alles andere als um eine »kühle, nüchterne« Beschreibung oder eine »wissenschaftliche« Analyse. Immer kommt es Zola auf poetische Evokation und auf suggestive Wirkung an, und so setzt er Eindruck neben Eindruck, reiht er Bild an Bild, verschränkt sie, entfaltet sie, weitet sie assoziativ nach allen Richtungen.
    Der zentrale Kristallisationspunkt ist dabei immer das Bild von der Jagdbeute mit dem Durcheinander von Tieren und Menschen. Zu ihm gehört die Vorstellung von wirbelndem Treiben, von Wind und Bewegung, das Klangbild vom Blasen der Hörner und Kläffen der

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