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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ist nicht die Realität. Obwohl wir
das oft denken …«
»Das Feuer verbrannte sie natürlich –
meine Mutter sagte immer, das Feuer habe
sie verbrannt, wie es Feuer eben tut …«
»Wenn ein Modell gut genug ist, besteht keine
Möglichkeit zu erkennen, dass es nicht real ist …«
»Wir zeigen einem Kind ein Bild von einem
Hund und sagen: ›Das ist ein Hündchen‹ –
aber das ist es nicht …«
    Jenny richtete sich auf. Das Feuer brannte so wild wie alle Strandlagerfeuer der Welt zusammen. Tom, Dee und die anderen standen wie ein Football-Team beim Schlachtruf einige Schritte entfernt. Jenny fühlte sich benommen, aber trotzdem gut; leicht, als schwebte ihr Körper auf Kohlensäurebläschen. Sie fühlte sich herrlich.
    »Das ist es«, flüsterte sie. »Das ist es.«
    Sie musste schreien, damit die anderen sie hörten. »Tom, komm hierher – kommt alle her. Ich hab’s. Ich weiß, wie wir rauskommen.«
    Sie umringten sie. »Was?« – »Du machst Witze!« – »Sag schon.«

    Jenny lachte, erfüllt von purer Freude, denn plötzlich war alles glasklar. Wie eine von Mondlicht durchdrungene Kugel. Überglücklich hob sie die Arme, schüttelte ihr Haar zurück und lachte erneut.
    Die anderen wechselten besorgte Blicke und ihre Mienen schwankten zwischen Aufregung und Bestürzung.
    »Nein, ich bin okay«, versicherte Jenny ihnen. »Ich weiß, wie wir rauskommen – wir gehen einfach. Versteht ihr nicht? Das Feuer ist nicht echt! Es ist ein Modell, das unser Gehirn konstruiert.«
    Die anderen wirkten nicht annähernd so glücklich, wie Jenny es erwartet hätte. Sie sahen erst Jenny, dann einander an. Michael öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und schaute nervös zu Audrey hinüber. Audrey seufzte.
    »Ah.« Dee warf einen Blick in die Runde, dann tätschelte sie Jenny die Schulter. »Okay, Schätzchen. Du schläfst weiter und wir reden später darüber.«
    »Was denn, denkt ihr, ich mache Witze? Bestimmt nicht. Ich sage es euch – wir können einfach rausgehen.«
    »Ähm, Tiger …« Dee betrachtete das Feuer über ihre Schulter hinweg, dann sah sie Jenny wieder an. »Ich sag’s nicht gern, aber das Feuer ist kein Modell in meinem Gehirn. Es ist heiß. Ich habe Blasen.« Sie zeigte Jenny ihre Hand mit den aufgeworfenen Stellen.
    Für einen Moment war Jenny erschüttert. Dann fing sie sich wieder. »Das liegt daran, dass du es hast geschehen lassen. Du hast an die Hitze geglaubt und davon
hast du Blasen bekommen«, erklärte sie. »Nein, Dee, sieh mich nicht so an, verdammt! Ich meine es ernst. Du weißt, dass hypnotisierte Menschen eine Blase bekommen können, wenn du ihnen sagst, dass sie gerade etwas Heißes anfassen – auch wenn es gar nicht heiß ist. So einfach ist das.«
    Michael fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Aber Jenny, es ist wirklich heiß. Du kannst nicht mal in die Nähe des Feuers gehen.«
    »Das liegt daran, dass ihr glaubt, dass es heiß ist. Du hast es selbst gesagt, Michael: Wenn ein Modell gut genug ist, kann man den Unterschied zwischen ihm und der Realität nicht erkennen.« Sie schaute von einem Gesicht zum anderen. Die herrliche Leichtigkeit war verschwunden, niederschmetternde Enttäuschung machte sich breit. »Ihr haltet mich für verrückt, oder? Ihr alle.«
    »Jenny, du hast so viel durchgemacht …«
    »Ich will kein Mitleid, Audrey! Ich will, dass ihr mir zuhört. Wirst du mir zuhören, Zach?« Sie drehte sich verzweifelt zu ihm um. »Erinnerst du dich an Magritte? Du hast mir gesagt, das Bild sei nicht die Realität, und ich habe erwidert: ›Es sei denn, es gibt jemanden, der ein Bild zur Realität machen kann.‹ Aber was, wenn Julian das gar nicht tut? Was, wenn er ein Bild nicht zur Realität macht, sondern uns denken lässt, es sei Realität? Wenn er unseren Sinnen etwas so Überzeugendes zeigt, dass unser Gehirn ein Modell daraus formt
und es glaubt – obwohl es nur eine Illusion ist? Wie ein Traum.«
    »›Was, wenn?‹«, zitierte Zach ihre Worte. »Das ist ein ziemlich großes Wenn, Jenny. Was, wenn du dich irrst?«
    »Dann sind wir Toast«, murmelte Michael.
    »Aber es ist das Einzige, das einen Sinn ergibt«, wandte Jenny ein. »Denkt daran, Julian hat gesagt, er würde nicht mogeln. Aber wenn das Feuer echt ist und keinerlei Chance besteht, es zu überwinden, dann wäre das gemogelt. Richtig? Meint ihr nicht auch?«
    »Ich finde dein Vertrauen in ihn beeindruckend«, bemerkte Audrey schneidend und zog ihre kupferfarbenen Augenbrauen

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