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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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entkamen.
    »Doch, das habe ich«, erwiderte Sophia, setzte sich auf das Fußende des Bettes und schlug die Beine in einer Weise übereinander, daß Mama gewiß, hätte sie dergleichen gesehen, ihr die schlimmsten Vorhaltungen gemacht hätte.
    Margaret, die immer schon zu Bett geschickt wurde, bevor das Teetablett hereingebracht wurde, und dadurch einem Großteil der Auseinandersetzung dieses Abends entgangen war, setzte sich auf und fragte: »Warum hast du das gelesen? Wann?«
    »An dem Tag, an dem Mama ausgehen mußte. Da hatte ich im Salon zu sitzen, für den Fall, daß Mrs. Farnham käme. Ich hatte wirklich nichts anderes zu tun.«
    Die Brüder und Schwestern sahen sie prüfend an, fanden diese Entschuldigung passabel und wechselten das Thema.
    »Ich wäre am liebsten in den Erdboden versunken, als Papa das über mich sagte«, bemerkte Arabella.
    »Nun ja, Bella, er ist immer sehr geistesabwesend«, bemerkte Sophia, »und gewiß hat er vergessen, was du zusammen mit Bertram am Tag nach Weihnachten angestellt hast und was er über deine Putzsucht äußerte, als du Onkels Pfauen für deine Mütze die Feder ausrupftest.«
    »Ja, das hat er wohl vergessen«, sagte Arabella bedrückt. »Aber er hat nie behauptet, daß es mir an Anstand fehlte. Dir aber hat er das gesagt, Sophy, als er entdeckte, daß du am Sonntag Harrys Hosenknöpfe in den Klingelbeutel stecktest.«
    Diese Feststellung schloß jede Erwiderung aus. Plötzlich sagte Bertram: »Nun, da es ja jetzt entschieden ist, daß du nach London fährst, will ich dir etwas sagen.«
    Siebzehn Jahre vertrauteste Kenntnis des jüngeren Bruders genügten nicht, Arabella vor der neugierigen Frage zu bewahren: »Was denn?«
    »Es ist durchaus möglich, daß du dort eine Überraschung erlebst«, erklärte Bertram geheimnisvoll. »Ich sage nicht, daß es so sein wird, aber es kann so sein.«
    »Was meinst du denn? Sag es doch, Bertram! Liebster Bertram!«
    »So ein Einfaltspinsel bin ich wieder nicht. Mädchen verschwätzen immer alles.«
    »Ich verschwätze gar nichts, das weißt du! Bitte, Bertram!«
    »Gib dir keine Mühe«, riet Margaret und ließ sich ins Kissen zurückfallen. »Ist ja nur Schwindel.«
    »Gar kein Schwindel«, sagte der Bruder gereizt. »Aber du brauchst dir nicht einzubilden, daß ich rede – ich tu es nicht! Nur sei nicht überrascht, Bella, wenn du etwas Erstaunliches erlebst, bevor du allzu lang in London bist.«
    Diese Ungefälligkeit versetzte seine Schwestern in Zorn. Unglücklicherweise drangen die erregten Stimmen zu den Ohren der alten Amme, die sofort in dem Zimmer auftauchte und sich des langen und breiten über die Unziemlichkeit erging, daß junge Herren auf den Betten ihrer Schwestern säßen. Da ihr durchaus zuzutrauen war, daß sie die Angelegenheit vor Mama brachte, hielt Bertram es für klüger, sich zurückzuziehen, und so kam die Versammlung zu einem jähen Ende. Die Amme blies die Kerzen aus und erklärte, wenn etwas dergleichen zu Mamas Ohren käme, würde für Miss Arabella aus London nichts werden; doch kam offenbar nichts zu Mamas Ohren, denn am nächsten Tag und an den folgenden Tagen wurde im Pfarrhaus (außer in Papas Gegenwart) nur von Arabellas Eintritt in die Große Welt gesprochen.
    Die ersten und wichtigsten Gedanken galten der schicklichen Garderobe, die eine junge Dame brauchte, um erfolgreich ihr Debüt zu bestehen. Ernstes Studium der Modejournale hatte Arabella an den Rand der Verzweiflung getrieben, aber Mama neigte zu einer weniger tragischen Auffassung. Sie sandte den Hausknecht aus, den stets unerläßlichen Joseph Eccles ins Pfarrhaus zu holen, und dann mußten die beiden zwei mächtige Koffer aus den Bodenkammern herunterschleppen. Joseph, den der Vikar seit dem ersten Jahr seiner Ehe zu allerlei Diensten heranzog, hielt sich für die Hauptstütze des Hauses und war stets gerne bereit, den Damen gefällig zu sein; er trieb sich im Salon herum und äußerte im breitesten Yorkshire-Dialekt Rat und Ermutigung, bis er freundlich, aber mit Entschiedenheit verabschiedet wurde.
    Ein angenehmer Kampferduft erfüllte die Luft, sobald die Deckel der Koffer geöffnet waren; unter dicken Schichten von Silberpapier kamen ungezählte Schätze hervor. Diese Koffer enthielten allen Putz, den Mama getragen, als sie – so sagte sie – selbst ebensolch ein leichtfertiges junges Ding gewesen war wie Arabella jetzt. Als sie Papa geheiratet, hatte sich ihr keine Gelegenheit mehr geboten, derlei Tand anzulegen, aber sie hatte

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