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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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es nicht übers Herz gebracht, alles fortzugeben, hatte es vielmehr sorglich verpackt und dann allmählich vergessen.
    Ekstatische kleine Schreie wurden laut, als die drei bezauberten jungen Damen sich neben den Koffern auf die Knie niederließen und anschickten, nach Herzenslust in den Koffern zu kramen.
    Unvorstellbare Schätze tauchten auf: Straußenfedern in verschiedenen Farben, Sträußchen von Kunstblumen, ein Hermelinkragen (leider altersvergilbt, aber gewiß noch benutzbar, um Sophys Umhang zu zieren!), eine Faschingsmaske, ein Päckchen feinster Spitzen, ein Umhang aus Seidengaze, mit dem Margaret alsogleich rund durch das Zimmer wirbelte, viele Ellen Seidenband in einer Schattierung, die man in Mamas jungen Tagen opéra brillé genannt und die Entzücken auslöste; dann eine Schachtel, die allerlei kokette Schleifchen enthielt, deren Bedeutung Mama nicht mehr ganz im Gedächtnis hatte, doch meinte sie, das blaßblaue wäre »ein Hoffnungsschimmer«, das rosafarbene »ein Venusseufzer« gewesen; Spitzenjabots und Stickereistreifen, ein Federpelzmuff, unzählige Fächer, Sachets, ein scharlachroter Unterrock aus Mantuaner Damast – wie mußte Mama darin ausgesehen haben! – und ein Samtmantel, mit kunstvoll verschlungenen Zobelpelzverbrämungen, ein Hochzeitsgeschenk, das Mama erhalten, aber kaum jemals getragen hatte, »denn ihr müßt begreifen, meine lieben Kinder, es war weit kostbarer als alles, was eure Tante besaß, und sie war doch des Squires Frau und nahm leicht etwas übel, so daß ich immer auf der Hut war, sie zu verletzen. Aber es ist kostbares Pelzwerk, und für Arabella wird daraus außer einem Umhangkragen auch noch ein ganzer Muff werden.«
    Glücklicherweise war Mama geduldig und hatte Sinn für Scherz: denn die Koffer enthielten neben jenen Schätzen auch mancherlei altmodischen Kram, so daß die drei Misses Tallant ein Lachen nicht verbeißen konnten. Die Mode hatte mancherlei Wechsel erfahren, seit Mama ein junges Ding gewesen, und einer Generation, die Musselin- und Kreppkleider mit hochgebundener Taille, kurzen Puffärmeln und gefältelten Säumen liebte, erschienen die steifen, bauschigen Seiden- und Brokatkleider, die Mama getragen, mit den raffinierten Unterkleidern, eingelegten Wattekissen und geschnürten Miedern nicht nur veraltet, sondern auch über die Maßen häßlich. Was sollte dieses komische Jäckchen mit all dem Fischbeingestänge? Ein Caraco war das? Du lieber Himmel! Und dieses gestreifte Ding, das wie ein Schlafrock aussah? Ein Taffetsack? Wahrhaftig, wie ein Sack sah es aus! So etwas hatte man in Gesellschaft getragen? Und was war in dieser eleganten Schachtel? Poudre à la Maréchale? So hatte Mama auch das Haar gepudert wie Großmama Tallant auf dem Bild, das in der Halle hing? Nein, ganz so denn doch nicht! Graues Puder? Nicht doch, Mama! Eine Frau, die noch kein graues Haar am Kopf hatte! Und wie war das Haar frisiert? Gar nicht geschnitten? Die Locken am Rücken bis zum Gürtel herab? Und was sollten all diese Rollen und Puffen – wie hatte man die Geduld aufgebracht, sie ins Haar zu wickeln? Und wie komisch mußte es dann ausgesehen haben!
    Mama aber wurde, als sie diese halbvergessenen Roben um und um drehte und betrachtete, ganz wehmütig. Sie erinnerte sich, daß sie dieses grellgrüne Kleid aus italienischem Taft über einem Seidenunterrock aus soupir d’étouffe (wo war er nur hingekommen?) getragen hatte, als sie Papa kennenlernte; das Kompliment fiel ihr ein, das ihr der verschmähte Baronet gemacht, als sie das weiße Seidenmieder trug, das Sophia da hochhielt (es hatte eine Schleppe aus gefälteltem Musselin, und irgendwo mußte der rosa Seidenumhang sein, den sie dazu getragen); und sie erinnerte sich daran, wie entsetzt ihre Mama gewesen war, als sie die rosa Unterwäsche aus indischem Musselin sah, die Eliza – eure Tante Eliza, ihr Mädchen – ihr aus London mitgebracht hatte.
    Die Mädchen wußten nicht, wo sie hinschauen sollten, als Mama beim Anblick eines kirschrot gestreiften Kleides seufzte und sagte, es wäre allerliebst gewesen, denn es sah in Wirklichkeit gräßlich aus; nicht auszudenken, wie Mama in einem solchen Ding gewirkt haben mußte! So abscheulich, daß man nicht einmal darüber lachen konnte, und darum bewahrten die Mädchen respektvolles Schweigen und atmeten erst tief auf, als Mama aus dieser ungewohnten Stimmung erwachte, lächelte und wieder in ihrer gewohnten munteren Art sagte: »Ich kann mir vorstellen, daß ihr

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