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Die bezaubernde Arabella

Die bezaubernde Arabella

Titel: Die bezaubernde Arabella Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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geradezu.
    Morgenkleider, Nachmittagskleider, Kleider zum Ausfahren, Kleider zum Spazierengehen, Ballkleider – Arabella und Sophia schien, daß die Liste gar kein Ende nahm. »Ich kann mir nicht vorstellen, wann du die Zeit finden sollst, all das zu tragen«, flüsterte Sophia ihr zu.
    »Schuhe, Halbstiefelchen, Retiküls, Handschuhe und Strümpfe«, murmelte Mrs. Tallant, ihre Liste ablesend. »Dazu brauchen wir noch einen Tag. Auf die Seidenstrümpfe mußt du sehr aufpassen, mein Liebling, denn ich kann es mir nicht leisten, dir viele Paare zu kaufen! Hüte – hm! Ein Glück, daß ich die Straußenfedern noch habe! Wir werden ja sehen, was sich da tun läßt! Für heute mag es genug sein.«
    »Mama, was soll Bella anziehen, wenn sie zum großen Empfang geht?«
    »Ah, pour ça, alors, la grande parure!« rief mit leuchtenden Augen Madame.
    Mrs. Tallant brachte diese aufkeimenden Hoffnungen zu Fall. »Bestes Abendkleid, Seide, natürlich. Und selbstverständlich Federn. Ob man bei Hof noch Reifröcke trägt, weiß ich nicht. Lady Bridlington wird deiner Schwester gewiß ein Kleid schenken wollen, und ich verlasse mich darauf, daß sie das richtige wählt. Kommt, liebe Kinder, wenn wir auf dem Heimweg noch bei eurem Onkel vorsprechen wollen, so ist es höchste Zeit, daß wir uns auf den Weg machen.«
    »Wir besuchen den Onkel?«
    Mrs. Tallant errötete leicht, antwortete aber obenhin: »Gewiß – warum sollten wir nicht? Man darf die Höflichkeitspflichten nie vernachlässigen, und er würde es sehr sonderbar finden, wenn wir ihm Arabellas Reise nach London nicht meldeten.«
    Sophia runzelte ein wenig die Stirn, denn zwischen den jungen Männern der Familie gab es zwar ein beständiges Hin und Her, aber die Eltern besuchten einander selten. Der Squire und sein Bruder standen zwar auf gutem Fuß miteinander, waren aber von so verschiedener Denkweise, daß sie einander nur mit wohlwollender Geringschätzung betrachteten; die verstorbene Lady Tallant aber war, ganz von den Mißlichkeiten ihres eifersüchtigen Temperaments abgesehen, selbst nach der Ansicht ihres nachsichtigen Schwagers eine Frau von sehr geringer Erziehung gewesen. Aus dieser Ehe waren zwei Kinder hervorgegangen: Thomas, ein bukolischer junger Mann von siebenundzwanzig Jahren, und Algemon, der ein Offizierspatent hatte und zur Zeit in Belgien stand.
    Die »Hall«, der Landsitz des Squire, lag inmitten eines hübschen kleinen Parks, etwa eine Meile von Heythram entfernt, ein behagliches Haus, das nichts von sich hermachte, ein Sandsteinbau, wie überall im Distrikt üblich. Behagen, nicht Vornehmheit, war die dominierende Note, die bei der Auswahl der Möbel und der sonstigen Ausstattung maßgebend gewesen war, und trotz der Dienste einer vortrefflichen Haushälterin fühlte man, unbestimmbar, aber deutlich, den Mangel einer Herrin. Der Squire interessierte sich mehr für seine Ställe als für sein Haus. Er galt für einen warmherzigen, aber zurückhaltenden Menschen; er hatte etwas für seine Neffen und Nichten übrig, lieh Bertram während der Jagdzeit bereitwillig ein Reittier, trieb aber die Zuneigung ’nie so weit, ihm mehr als allweihnachtlich eine Guinea zu spendieren. Er war ein gastfreundlicher Mann und zeigte sich immer erfreut, die Familie seines Bruders bei Tisch zu haben.
    Geschäftig kam er aus dem Hause geeilt, als der Wagen des Pfarrhauses vor seiner Tür hielt, und rief mit schallender Stimme: »Nun, wenn das nicht Sophia mit den Mädchen ist?! Na, das ist einmal eine Freude! Was, nur ihr beiden? Schadet nichts! Herein mit euch, ein Glas Wein müßt ihr wenigstens trinken! Scheußlich kalt, was? Der Boden stahlhart gefroren!«
    Unermüdlich schwatzend geleitete er die Damen in einen quadratischen Salon, unterbrach sein Geplauder nur, um jemandem zuzurufen, es sollten Erfrischungen gebracht werden, aber rasch. Dann warf er einen prüfenden Blick auf seine Nichten, erklärte, sie wären hübscher als je, und wollte erzählt bekommen, wieviel Bewunderer sie hätten. Den Mädchen blieb es erspart, diese scherzhafte Frage zu beantworten, denn alsogleich wandte er sich Mrs. Tallant zu und sagte: »Aber ihrer Mama können sie natürlich nicht das Wasser reichen, das beschwöre ich! Hab dich eine Ewigkeit nicht zu sehen bekommen, Sophia! Ganz unbegreiflich, warum ihr, du und der arme Henry, nicht öfter herüberkommt, um euren Hammel bei mir zu essen! Wie geht es Henry? Hat natürlich immer noch die Nase in seinen Büchern! Kurioser

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