Die bezaubernde Arabella
Bursche! Du darfst nicht dulden, daß der junge Bertram nach ihm ausschlägt, Liebste. Fabelhafter Bursche, hat den Teufel im Leib, kein solcher Bücherwurm!«
»Bertram bereitet sich für Oxford vor, Sir John. Das muß er doch tun.«
»Merke dir, was ich sage, er wird dort nicht guttun. Macht lieber einen Soldaten aus ihm, so wie ich es mit meinem Bengel getan habe. Und sagt ihm, daß er einmal herüberkommen und einen Blick in meine Ställe werfen soll, wenn er ein Prachtstück von Pferd sehen will: tadellose Kruppe, Sprunggelenke, die sich sehen lassen, Schultern, also so! Hab nichts dagegen, daß der Junge es probiert, wenn er mag. Junger Bengel. Muß noch viel lernen. Will Bertram kommen, sobald der Frost bricht? Sag ihm, daß das Pferd hinter dem Schienbein einen Knochenauswuchs bekommt – wenn das nicht stimmt, bin ich ein Esel. Aber er kann ja Thunderer reiten.«
»Ich glaube«, erwiderte Mrs. Tallant schwach, »daß sein Vater ihn nicht gern auf die Jagd schickt. Es lenkt ihn zu sehr vom Studium ab, den armen Jungen.«
»Altes Weib, der Henry«, erwiderte der Squire. »Genügt es vielleicht nicht, daß schon der James so ein Büchernarr ist wie er selbst? Wo steckt übrigens James? Droben in Oxford? Na, jeder nach seinem Geschmack! Und der andere, wie heißt er doch –? Harry! Hab das Störrische an ihm gern. Will zur See, höre ich. Wie werdet ihr das einrichten?«
Mrs. Tallant erwiderte, einer ihrer Brüder habe versprochen, sich für Harry einzusetzen. Der Squire zeigte sich davon befriedigt, erkundigte sich jovial nach der Gesundheit seines Patenkindes und drängte seinen Gästen kalten Braten und Wein auf. Es dauerte geraume Zeit, bis sich eine Gelegenheit ergab, auf den eigentlichen Gegenstand des Besuches zu sprechen zu kommen, aber als der Redefluß des Squire zu versiegen schien, meisterte Sophia ihre Ungeduld nicht länger und fragte unvermittelt: »Weißt du schon, daß Arabella demnächst nach London fährt?«
Er starrte erst sie, dann Arabella an.
»Wie? Was redest du da? Was bedeutet das?«
Mrs. Tallant runzelte vorwurfsvoll die Stirn, bevor sie die Lage erklärte. Er hörte ihr aufmerksam zu, nickte und schürzte gelegentlich die Lippen, so wie es seine Gewohnheit war, wenn eine Sache ihn interessierte; und nachdem er den Gegenstand dann eine Weile erwogen hatte, schien ihm einzuleuchten, was für eine günstige Chance das war, und er beglückwünschte Arabella zu ihrem Glück. Er sprach die Hoffnung aus, daß sie in der Stadt viele Verehrer finden würde, beneidete den Glückspilz, der sie heimführen sollte, und prophezeite, daß sie gewiß alle Schönheiten von London ausstechen würde. Schließlich gebot Mrs. Tallant seiner Galanterie Einhalt und schlug vor, ihre Töchter sollten die gute Mrs. Paignton, die Haushälterin, die immer so nett zu ihnen war, besuchen. Die Art, wie der Squire seine Artigkeiten vorbrachte, war nicht ganz nach ihrem Geschmack; überdies wünschte sie mit ihm unter vier Augen zu sprechen.
Nun erst hatte er eine Menge Fragen zu stellen und Bemerkungen einzuflechten. Je aufmerksamer er die Sache bedachte, um so mehr sagte sie ihm zu; denn obwohl er seine Nichte von Herzen gern hatte und sie für ein bemerkenswert schönes Mädchen hielt, wollte er sie nicht zur Schwiegertochter haben. Er war kein Mann von rascher Auffassung, witterte die Dinge nicht voraus, aber in letzter Zeit war ihm doch aufgefallen, daß sein Erbsohn sich unverkennbar für die Cousine interessierte. Es war nicht anzunehmen, daß Toms Gefühle tiefe Wurzeln geschlagen hatten; man durfte hoffen, daß der Junge sich, wenn Arabella aus seiner Nähe entrückt wurde, von seiner Verliebtheit erholte und eine erstrebenswertere junge Dame zum Gegenstand seiner Galanterie machte. Der Squire hatte bereits eine geeignete junge Lady für Tom im Auge, aber sein gesunder Verstand sagte ihm doch wieder, daß Miss Maria von Arabella bei weitem in den Schatten gestellt wurde. Darum fand, was Mrs. Tallant ihm zu sagen hatte, seine besondere Billigung. Er pflichtete ihr in allem aufs wärmste bei und erklärte, sie wäre eine sehr vernünftige Frau.
»Oho, mir braucht man nichts zu sagen! Das hast du gedeichselt, Sophia! Der arme Henry hatte nie praktischen Verstand, keine Spur! Lieber, netter Kerl, gewiß, das ist er, aber wenn ein Mann ein ganzes Nest voll Kinder hat, muß er schärfer ins Zeug gehen als Henry. Bei dir aber, liebe Schwägerin, bei dir sitzt der Kopf an der rechten Stelle. Du tust, was
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