Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nuernberger
Vom Netzwerk:
und von der Sonne, von den Kräften des Wachstums und der Fortpflanzung. Die ewige Wiederkehr des Gleichen wird als natürlicher Lauf der Welt empfunden.
    Daneben gibt es noch die anderen, die Habiru, Nichtägypter, Kriegsgefangene, die als Sklaven nach Ägypten gebracht wurden, dazu tributpflichtige Untertanen aus den unterworfenen ägyptischen Provinzen. Diese Leute identifizieren sich nicht mit ihrer Fron, nehmen sie aber schicksalsergeben hin, denn sie wissen: Es gibt kein Entrinnen. Die Supermacht Ägypten ist perfekt organisiert. Niemand kommt ungehindert ins Land hinein, niemand ungehindert hinaus. Flucht wäre Selbstmord.
    Auch Nomaden, die in Trockenzeiten mit ihren Herden legal auf ägyptisches Hoheitsgebiet ziehen dürfen, können zwangsrekrutiert werden. Dieses Schicksal war vermutlich den Vorfahren Israels beschieden. Es gibt einen alten Text, in dem ein Grenzbeamter meldet, dass er Beduinenstämme aus Edom ins östliche Delta hineingelassen habe, um sie und ihr Vieh am Leben zu halten. So etwas kam öfter vor, und irgendwann im Verlauf der ägyptischen Geschichte, vielleicht ein paar hundert Jahre vor dem Bau von Ramses und Pitom, muss unter diesen Beduinenstämmen auch eine Gruppe gewesen sein, die von sich behauptete, von Abraham, Isaak und Jakob abzustammen.
    Vom Glanz Ägyptens, seiner Kunst, Kultur und Wissenschaft erzählte diese Gruppe, die später diesem System entfloh, nie etwas. Darum erfahren wir auch in der Bibel nichts davon. Ägypten war für die Steineklopfer immer nur «das Sklavenhaus». Auf ihren Rücken, ihren geschundenen Knochen wurde diese Kultur errichtet. Das ist es, was die Israeliten als Erinnerung aus Ägypten mitnehmen.
    Während ihres Aufenthaltes in Ägypten sind sie in dem bunten Gewimmel aus Ägyptern, Nomaden, Fronarbeitern, Sklaven und Kriegsgefangenen nicht weiter aufgefallen. Jedenfalls haben wir so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse darüber.
    So entging den königlichen Geschichtsschreibern, dass es innerhalb der großen Gruppe der Habiru eine kleinere Gruppe gab, deren Mitglieder sich merkwürdige Geschichten von einem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs erzählten. Es entging ihnen, dass sich in dieser Gruppe so etwas wie rebellische Kritik an dem gigantischen Unsinn des ägyptischen Totenkults und der Menschenschinderei entzündete. Es entging ihnen, wie einige ihrer Knechte die scheinbar gottgewollte Ordnung von oben und unten infrage zu stellen begannen. Es entging den vornehm-verknöcherten Lakaien der versteinerten Supermacht, wie in ihrem geschlossenen Wahnsystem eine welterschütternde, revolutionär neue Idee geboren wurde: Freiheit!

Exodus: Wie sich Gott ein Volk erfand
    Im Sklavenhaus
    Jakobs Nachkommen leben in Ägypten, aber nach etlichen Generationen werden sie versklavt. Die Bibel erklärt es damit, dass bei den Nachfolgern des Pharaos die Erinnerung an Josef zunehmend verblasste und schließlich ganz verschwand.
Da kam ein neuer König auf, der nichts von Josef wusste.
    Er weiß nichts, aber sieht:
Das Volk der Kinder Israels ist zahlreicher und stärker als wir
. Darum zwingt er sie mit Gewalt zum Dienst in den königlichen Steinbrüchen und Baustellen, macht
ihnen das Leben bitter mit harter Zwangsarbeit
und
setzt Sklaventreiber über sie
. Um die Vermehrung dieses Volkes zu stoppen, befiehlt er den hebräischen Hebammen, die neugeborenen Söhne der Hebräerinnen zu töten.
    Es handelt sich also um einen sehr brauchbaren, tüchtigen König, denn er beherrscht das Königshandwerk, die Technik der Macht. Er ist umsichtig, nach allen Seiten misstrauisch und riecht hundert Kilometer gegen den Wind, wenn sich etwas regt, was seine Macht gefährden könnte.
    Ein fremdes Volk im eigenen Land, das sich zu stark vermehrt, ist solch eine Gefahr. Es könnte ja eines Tages streiken, die anderen Arbeiter aufwiegeln und sämtliche Baustellen des Landes lahm legen. Wenn es Krieg gibt, könnte das Volk fliehen, zum Feind überlaufen und an dessen Seite gegen Ägypten kämpfen.
    Tyrannen wissen sehr genau, dass ihre Tyrannis nur so lange funktioniert, wie das Volk aus lauter Angst mitspielt. Darum sindTyrannen krankhaft misstrauisch und päppeln mit viel Geld gewaltige Spitzelapparate auf, um ins Volk hineinhören und den leisesten Widerstand aufspüren zu können. Darum müssen von Zeit zu Zeit ein paar Leute gehängt werden, egal, ob schuldig oder nicht, damit jeder weiß, was ihm blüht, wenn er nicht spurt.
    Das Ergreifen vorsorglicher Maßnahmen zählt daher

Weitere Kostenlose Bücher