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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nuernberger
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Stämme Israels, und neun davon waren potenzielle Mörder, erzählt die Geschichte. Zugleich wird gesagt: Es kam der Tag, an dem sie sich ihres Versagens bewusst wurden, sich ihre Schuld eingestanden, um Vergebung baten und diese bekamen, und nur deshalb nahm die Sache ein gutes Ende.
    Wenn man bedenkt, wie schwer man sich im Nachkriegsdeutschland mit der deutschen Schuld am Holocaust und am Zweiten Weltkrieg getan hat, wenn man bedenkt, wie schwer sich heute die Türken mit dem Völkermord an den Armeniern tun, wieschwer es den Japanern fällt, zu den weniger ehrenvollen Teilen ihrer Geschichte zu stehen, wie viele Lügen in den Geschichtsbüchern Chinas und zahlreicher anderer Nationen stehen und wie viel darin verschwiegen wird – wenn man all dies bedenkt, dann erst kann man ermessen, wie revolutionär diese selbstkritische, schonungslose Wahrhaftigkeit jener jüdischen Theologen gewesen ist, die mit ihrem aufgeklärten Denken viele Jahrhunderte vor Christus solche Geschichten wie die von Jakob, Josef und dessen Brüdern geformt haben.
    Mit den Juden kam die Kritik der bestehenden Verhältnisse in die Welt, eine Kritik, die vor den eigenen Verhältnissen nicht Halt machte. Geschichten wie die von Jakob, Josef und seinen Brüdern stehen am Anfang dieser Kultur des Selbstzweifels.
    Josef stirbt in Ägypten und sagt seinen Brüdern: Irgendwann wird unser Gott euch aus diesem Land wieder herausführen und euch das Land geben, das er Abraham, Isaak und Jakob versprochen hat.
    Mit dieser Verheißung endet das erste Buch Mose. Die Urgeschichten und die Vätergeschichten sind erzählt, und jetzt erst kann die eigentliche Geschichte Israels beginnen, jetzt erst tritt dieses Volk wirklich in die Geschichte ein, und zwar in Ägypten. Und wir wissen jetzt, warum. Wir wissen, wie dieses Volk nach Ägypten gekommen ist. Und im zweiten Buch Mose erfahren wir, wie es wieder herausgekommen ist und sich die Verheißung seines Gottes erfüllt.

Das Reich des Pharaos
    Jakobs und Josefs Nachfahren sind jetzt in Ägypten, doch die ägyptische Geschichtsschreibung hat nichts davon festgehalten. Auch nichts von Jakob und Josef, und wir wissen bis heute nicht, welcher Pharao es gewesen sein soll, dem Josef gedient hatte.
    Aber im zweiten Buch Mose heißt es, es seien «Habiru» zum Bau der Städte Pitom und Ramses herangezogen. Habiru waren Fronarbeiter. In der Bibel wurde daraus das Wort «Hebräer», die als die Vorfahren Israels gelten. Unter diesen Habiru müssen also die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs gelebt haben.
    Pitom und Ramses wurden unter Ramses   II. gebaut, und der lebte von 1303 bis 1213 vor Christus. Also haben zu dieser Zeit, vor rund 3300   Jahren, Israels Vorfahren zum ersten Mal als historisch existente Gruppe die Bühne der Welt betreten – lange vor der Gründung Roms, dennoch vergleichsweise spät, denn zwischen Jordan, Euphrat, Tigris und Nil waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Völker und Kulturen aufgestiegen, abgestiegen und wieder verschwunden.
    Was die Menschen, aus denen nun das Volk Israel werden soll, in Ägypten sehen und erleben, muss ihnen als versteinerte Wirklichkeit erschienen sein.
    Der Pharao ist Gottkönig, Sonnengott und Sinnzentrum, das von Anbeginn bis in alle Ewigkeit die Ernährung des gesamten Volkes sichert, den Lauf der Welt bestimmt, den ganzen Kosmos in Bewegung hält und für die Unsterblichkeit aller Ägypter sorgt. Dafür werden alljährlich Zehntausende von Sklaven, Arbeitern und Handwerkern in den Steinbrüchen und Totenstädten der ägyptischen Könige verschlissen, seit über einem Jahrtausend schon, immerzu, auch künftig, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Jahrhundert um Jahrhundert.
    Als Israel in seine Geschichte eintritt, kündet die größte der PyramidenÄgyptens, die Cheopspyramide in Giseh, schon seit 1200   Jahren unerschütterlich, monumental und weithin sichtbar von der Segen spendenden Herrschaft der ägyptischen Könige. Zwei Millionen Kubikmeter Stein, Zehntausende von Granitblöcken, bis zu vierzig Tonnen schwer, mussten allein für die Cheopspyramide von den Steinbrüchen in Assuan über achthundert Kilometer zur Baustelle transportiert werden.
    Seitdem wurde immer weiter gebaut. 1200   Jahre lang, ohne Pause, ist die Luft in dem Land um den Nil erfüllt vom Geklirr der Meißel, die mit Hämmern in den Stein getrieben werden. Und auch als die Nachfahren Jakobs in Ägypten ankommen, klirren die Meißel, tönen die Hämmer. Immer neue Pyramiden, Prinzen-

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