Die Bibel
Römer sehen könnten, dass ein ganzes Volk so miteinander umgeht, wie wir das tun sollten, dann bestünde zumindest die Chance, dass einige Römer nachdenklich werden.
Es geht aber kein ganzes Volk so miteinander um, wie es dem Backen-Wort entspricht, wendet Lukas ein.
Dann eben nicht, sagt Matthäus. Kümmert euch doch nicht um das, was die anderen tun oder nicht tun, sondern um das, was ihrtut und was wir tun. Lasst uns damit anfangen und andere davon überzeugen, dass sie es auch tun sollten.
Maria Magdalena wiederholt ihre Überzeugung, dass Jesus wiederkommen werde. Er ist längst auferstanden, sagt sie, er ist bei Gott im Himmel, und sie sei sich sicher, dass er jetzt zugleich unsichtbar mitten unter ihnen sei und ihnen zuhöre. Wäre es daher nicht am besten, fragt sie, wenn man zusammenbliebe, auf seine Wiederkunft wartete und bis dahin einfach so weiterlebte, wie er es gelehrt hatte – friedfertig, gerecht, barmherzig und immer im Bewusstsein, dass er da, wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, mitten unter ihnen ist? Ist es nicht das, was er gewollt hat?
Und im Geist der Versöhnung, ergänzt Petrus. Und er zitiert:
Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe
.
Immer mehr solcher und ähnlicher Worte fallen ihnen nun ein, und sie zitieren eifrig durcheinander:
Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet. Gebt, so wird euch gegeben werden. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?
Die Stimmung hellt sich auf. Sogar der ungläubige Thomas und all die anderen Skeptiker sind jetzt bereit, an den nächsten Treffen weiter teilzunehmen. Was aber kann dabei herauskommen, wenn sich eine geschlagene Truppe im Verlauf von Tagen und Wochen in eine bessere Stimmung hineinredet? Nichts.
Eben.
So, wie bisher erzählt, könnte es zwar gewesen sein, aber so um den fünfzigsten Tag nach Jesu Kreuzigung muss etwas Unerklärliches passiert sein. Anders ist nicht zu erklären, was dann geschah. An jenem fünfzigsten Tag hatten plötzlich alle miteinander, einschließlich des ungläubigen Thomas, schlagartig verstanden, dasssie einem falschen Gottes- und Messiasbild aufgesessen waren. Sie hatten einen Endsieg erwartet, einen Sieg mit Glanz und Gloria und hübschen Pöstchen und Belohnungen dafür, dass sie sich so lange hatten verspotten lassen. Ihre Vorstellung von einem Messias, der wie ein römischer Kaiser mit Legionen von Engeln aus dem Himmel herabsteigt, die Welt zum Erbeben bringt, seine getreuen Jünger vor aller Welt auszeichnet und sie zu sich erhebt, haben sie als falsch, typisch menschlich, heidnisch, beschränkt und dumm erkannt.
Noch nie hat sich Gott, wenn er handelnd in die Welt eingriff, des kaiserlichen Brimboriums bedient. Immer bediente er sich einfacher, gewöhnlicher Menschen – Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Josef, der Propheten, Jesus. Und nun, so erkannten sie, sind sie dran: Maria Magdalena, Petrus, Johannes, Jakobus der Ältere und Jakobus der Jüngere, Andreas, Thomas, Matthäus, Thaddäus, Simon, Matthias, Philippus, Bartholomäus und noch viele andere Männer und Frauen, die sich an jenem fünfzigsten Tag versammelt hatten.
Einmütig erkannten sie ihren Auftrag: Das, was Jesus begonnen hatte, fortzuführen. Einträchtig beschlossen sie, fortan so miteinander zu leben, wie Jesus es sie gelehrt hatte. Und plötzlich waren die Angst und Verzweiflung weg.
Weil sie nun nichts mehr fürchteten, beschlossen sie, wieder in die Öffentlichkeit zu gehen und aller Welt das Evangelium von Jesus zu verkünden, egal, was die Römer machen würden. Wie sagte Jesus?
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen
. Sollen sie uns doch kreuzigen. Unsere Körper können sie töten. Das, wofür wir stehen und was mit Jesus in die Welt gekommen ist, die Sache Gottes, können sie nicht ans Kreuz nageln. Das bleibt in der Welt, so lange, wie die Welt besteht.
Juden und Christen
Die Jünger hatten begriffen: Der Weg, den Jesus gegangen ist, endet zwar zuverlässig am Kreuz, aber er ist der einzig richtige. Und darum wollen wir ihn jetzt gehen.
Verflogen waren Angst und Feigheit, vorbei war es mit dem Zögern und Zagen. Und so gingen sie auf die
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