Die Bibel nach Biff
Schöpfung preist, ob diese Leute es nun wissen oder nicht.«
»Wie kannst du das sagen? Die Opfer für Kali ... wie die Unberührbaren behandelt werden. Was immer sie auch glauben mögen, in Wirklichkeit ist ihre Religion grauenhaft.«
»Du hast Recht. Es ist nicht richtig, diese Kleine zu verdammen, weil sie nicht als Brahmane geboren wurde, oder?«
»Natürlich nicht.«
»Ist es dann richtig, sie zu verdammen, weil sie nicht als Jüdin geboren wurde?«
»Was meinst du damit?«
»Ein Mann, der als Nichtjude geboren wurde, wird das Reich Gottes vielleicht niemals zu sehen bekommen. Sind wir Hebräer denn anders? Die Lämmer im Tempel beim Passahfest? Der Reichtum und die Macht der Saduzäer, während andere hungern? Wenigstens können die Unberührbaren am Ende auf ihre Belohnung hoffen, durch Karma und Wiedergeburt. Einem Nichtjuden lassen wir diese Möglichkeit nicht.«
»Das kannst du nicht vergleichen, so wie sie mit Gottes Gesetz umgehen. Wir opfern keine Menschen. Wir helfen unseren Armen, wir pflegen unsere Kranken.«
»Es sei denn, die Kranken wären unrein«, sagte Josua.
»Aber, Josh, wir sind die Auserwählten. Es ist Gottes Wille.«
»Aber ist das richtig? Er will mir nicht sagen, was ich tun soll. Also sage ich es. Und ich sage: Schluss damit.«
»Du meinst nicht nur das Speckessen, oder?« »Gautama, der Buddha, hat Menschen jeder Geburt den Weg eröffnet, die Hand Gottes zu ergreifen. Ohne Blutopfer. Unsere Türen sind schon zu lange mit Blut besudelt, Biff.«
»Und das willst du also tun? Gott zu allen Menschen bringen?«
»Ja, sobald ich etwas geruht habe.«
»Natürlich, nachdem du etwas geruht hast.«
Josua hielt das kleine Mädchen in den Armen, so dass ich ihr Gesicht sehen konnte, während sie an seiner Schulter schlief.
Als die Kinder aufwachten, brachten wir sie zu ihren Familien in die Gruben zurück und gaben sie in die Arme ihrer Mütter, die uns jedes einzelne Kind entrissen, als seien wir leibhaftige Teufel. Sie warfen uns wütende Blicke zu, als sie ihre Kleinen wieder in die Gruben trugen.
»Undankbares Gesindel«, sagte ich.
»Sie fürchten, wir könnten Kali verärgert haben. Und dann bringen wir ihnen noch ein hungriges Maul ins Haus.«
»Trotzdem. Weshalb haben sie uns geholfen, wenn sie ihre Kinder nicht wiederhaben wollten?«
»Weil wir ihnen gesagt haben, was sie tun sollen. Genau das tun sie. Was man ihnen sagt. So halten die Brahmanen sie in Schach. Wenn sie tun, was man ihnen sagt, dann sind sie im nächsten Leben vielleicht keine Unberührbaren mehr.«
»Das ist deprimierend.«
Josua nickte. Wir hatten nur noch die kleine Vitra bei uns, die wir ihrem Vater bringen wollten, und ich war mir sicher, das sich Rumi freuen würde, seine Tochter wiederzusehen. Im Grunde hatte ihn sein Kummer über den Verlust der Tochter dazu veranlasst, uns zu retten. Als wir über den Sandsteinhügel kamen, sahen wir, dass Rumi nicht allein in seiner Grube war.
Rumi stand auf seinem Sitzstein, splitternackt, und streute Salz auf sein erigiertes Glied, während eine große, bucklige Kuh, die fast den ganzen Rest der Grube ausfüllte, am Salz leckte. Josua hielt Vitra so, dass sie nicht in die Grube sehen konnte, dann trat er zurück, als wollte er diesen Augenblick fleischlicher Vertraulichkeit nicht stören.
»Eine Kuh, Rumi?«, rief ich. »Ich dachte, ihr Leute glaubt an etwas.«
»Das ist keine Kuh, das ist ein Bulle«, sagte Josua.
»Oh, das dürfte dann wohl ein echtes Superbonus-Gräuel sein. Da, wo wir herkommen, werden für so was ganze Städte zerstört, Rumi.« Ich hielt Vitra meine Hand vor die Augen.
»Halt dich fern von Papa, Kleine, sonst erstarrst du noch zur Salzsäule.«
»Aber das ist meine Frau, wiedergeboren.«
»Ach, komm mir nicht so, Rumi. Sechs Jahre habe ich in einem Buddhistenkloster gelebt, in dem das einzige weibliche Wesen weit und breit ein Yak war. Ich weiß, wie verzweifelt man sein kann.«
Josua packte meinen Arm. »Du hast doch nicht ...?«
»Entspann dich, war nur so dahingesagt. Du bist hier der Messias, Josh. Was denkst du?«
»Ich denke, wir sollten ins Land der Tamilen aufbrechen und den dritten Weisen finden.« Er setzte Vitra ab, und eilig zog Rumi seinen Lendenschurz hoch, als ihm das Kind entgegenlief.
»Geh mit Gott, Rumi«, sagte Josua.
»Möge Shiva über euch wachen, ihr Ketzer. Danke, dass ihr mir meine Tochter zurückgebracht habt.«
Josua und ich sammelten unsere Kleider und Beutel ein, dann kauften wir etwas
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