Die Bibel nach Biff
unter dem Arm. Als sie den Altar erreichten, schütteten die Männer den Inhalt ihrer Körbe über die blutigen Ziegenköpfe.
»Was ist das?«, fragte Josua.
»Es ist genau das, wofür du es hältst.«
»Es sind nicht die Köpfe der Kinder?«
»Nein, ich denke, es sind die Köpfe von Fremden, die zufällig die Straße entlangkamen, bevor uns Rumi ins Gras gezerrt hat.«
Nachdem die abgeschlagenen Köpfe über den Altar verteilt waren, traten Messdienerinnen aus der Menge und schleppten den kopflosen Leichnam eines Mannes hinter sich, den sie auf die Stufen vor dem Altar legten. Jede Einzelne tat, als vollführte sie mit der Leiche einen Liebesakt, rieb ihr Geschlecht am blutigen Stumpf des Halses und tänzelte von dannen, dass Blut an den Innenseiten ihrer Oberschenkel herunterrann.
»Da scheint sich irgendwie ein Thema herauszubilden«, sagte ich.
»Ich glaube, mir wird übel«, sagte Josua.
Dann ging ein Aufschrei durch die Menge, und ich sah eine fackelbeschienene Sänfte, die über den Köpfen der Gläubigen getragen wurde. Darauf lag ein halbnackter Mann mit einem Tigerfell um seine Hüften, die Haut hellgrau von Asche. Sein Haar war geölt und geflochten, und er trug ein Scheitelkäppchen aus den Knochen einer Menschenhand. Um seinen Hals hing eine Kette aus menschlichen Schädeln.
»Hohepriester«, sagte ich.
»Sie werden dich gar nicht bemerken, Biff. Wie willst du hier Aufmerksamkeit erregen, nachdem sie das alles gesehen haben?«
»Sie haben noch nicht gesehen, was ich ihnen gleich zeige.«
Als sich die Sänfte vor dem Altar aus der Menge löste, sahen wir die Prozession, die ihr folgte: Hinter der Sänfte liefen nackte Kinder, die meisten nicht älter als fünf oder sechs, mit gefesselten Händen, und neben ihnen schlicht gekleidete Priester, um sie ruhig zu halten. Die Priester begannen, die Fesseln der Kinder zu lösen und führten sie zu den großen Holzelefanten, die den Platz säumten. Hier und da sah man, dass Leute in der Menge Klingen schwangen; Kurzschwerter, Äxte und die Langspeere, die Josua und ich bereits über dem Elefantengras gesehen hatten. Der Hohepriester hockte auf dem kopflosen Leichnam und krähte irgendein Gedicht über die göttliche Freisetzung von Kalis Zerstörungen oder so ähnlich.
»Jetzt geht's los«, sagte ich und zog den schwarzen Glasdolch unter meinem Sari hervor. »Nimm das.«
Josua betrachtete die schimmernde Klinge im Fackelschein.
»Ich will niemanden töten«, sagte er. Tränen liefen in Strömen über seine Wangen, sie zogen rote Rinnsale durch das Schwarz, was ihn nur noch unheimlicher aussehen ließ.
»Meinetwegen, aber du musst sie losschneiden.«
»Stimmt.« Er nahm mir das Messer ab.
»Josh, du weißt, was kommt. Du hast es schon mal gesehen. Keiner hier kennt es, vor allem die Kinder nicht. Du kannst sie nicht alle tragen, also müssen wir sie dazu bringen, dir zu folgen.
Ich weiß, dass du ihnen die Angst nehmen kannst. Setz dein Gebiss ein.«
Josua nickte und schob die Reihe aus Krokodilzähnen, die an einem Lederstück befestigt war, hinter seine Unterlippe, dass die
Zähne wie Reißer aufragten. Auch ich setzte mein Gebiss ein, dann lief ich ins Dunkel um die Menge herum.
Während ich mich der Rückseite des Altars näherte, zog ich die Spezialfackel unter meinem Gürtel aus Menschenhänden hervor. (In Wahrheit bestand der Gürtel aus getrockneten Ziegeneutern, die mit Stroh ausgestopft waren, aber die unberührbaren Frauen hatten ihre Arbeit ziemlich gut gemacht, sofern sich niemand die Mühe machte, die Finger abzuzählen.) Durch Kalis steinerne Beine hindurch konnte ich sehen, wie Priester die Kinder an die Rümpfe der Elefanten fesselten. Sobald die Fesseln stramm waren, zückte jeder Priester eine bronzene Klinge und hob sie in die Luft, bereit, einen Finger abzuschneiden, sobald der Hohepriester das Zeichen gab.
Ich schlug mit der Spitze meiner Fackel an den Rand des Altars und schrie, so laut ich konnte. Dann warf ich meinen Sari von mir und rannte die Stufen hinauf, wobei eine blendend blaue Flamme aus der Fackel trat, die in meinem Rücken Funken versprühte. Ich sprang über die angehäuften Ziegenköpfe und stand zwischen den Beinen der Statue Kalis, meine Fackel hoch erhoben in der einen Hand, einen meiner Ziegeneuterköpfe baumelnd in der anderen.
»Ich bin Kali«, schrie ich. »Weh Euch!« Wegen meiner falschen Zähne nuschelte ich etwas.
Ein paar der Trommeln erstarben. Der Hohepriester drehte sich um und sah mich
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