Die Bibel nach Biff
habe nur einen TaschenSpielertrick gezeigt.«
Die Begeisterung meines Freundes war ungebremst. »Was ist das rote Zeug, Granatapfelsaft? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wo du ihn versteckt hattest.«
»Nun, ich wollte dich gerade mal was fragen.«
»Was denn?«
Ich hob den Arm und zeigte Josua mein aufgeschnittenes Handgelenk (der Quell des Blutes für meinen Auftritt). Ich hatte es gegen mein Bein gehalten, aber sobald ich den Druck lockerte, sprudelte das Blut weiter. Ich sank hart auf den Stein, und mein Gesichtsfeld engte sich auf Stecknadelgröße ein. »Ich hatte gehofft, du könntest mir damit helfen«, sagte ich, bevor ich ohnmächtig wurde.
»An diesem Teil von deinem Trick musst du noch arbeiten«, sagte Josua, als ich wieder zu mir kam. »Vielleicht bin ich nicht immer da, um dein Handgelenk zu heilen.« Er sprach Hebräisch - seine Worte waren also nur für meine Ohren bestimmt.
Josua kniete über mir, hinter ihm war der Himmel von neugierigen, braunen Gesichtern verstellt. Der kürzlich ermordete Nagesh stand vorn in der Menge. »He, Nagesh, wie war deine Wiedergeburt?«, fragte ich auf Sanskrit.
»Ich muss in meinem letzten Leben von meinem Dharma abgewichen sein«, sagte Nagesh. »Ich wurde noch mal als Unberührbarer wiedergeboren. Und ich habe dieselbe hässliche Frau.«
»Du hast Meister Levi, den man Biff nennt, herausgefordert«, sagte ich. »Natürlich bist du nicht aufgestiegen. Du hast Glück, dass du keine Wanze oder so was geworden bist. Du siehst: Vernichtung ist nicht das große Geschenk, für das du es gehalten hast.«
»Wir haben die Sachen geholt, um die du gebeten hattest.«
Ich sprang auf und fühlte mich unglaublich ausgeruht und aufgedreht. »Nett«, sagte ich zu Josua. »Mir ist, als hätte ich gerade so einen starken Kaffee getrunken, wie du ihn bei Balthasar zubereitet hast.«
»Der Kaffee fehlt mir«, sagte Josua.
Ich sah Nagesh an. »Ihr habt wohl nicht vielleicht ...«
»Wir haben Abwaschwasser.«
»Vergiss es einfach.«
Drei Stunden später kauerten wir unter einem Baum beim Tempel der Kali. Beide waren wir als Frauen verkleidet, von Kopf bis Fuß von unseren Saris verhüllt, nur sah ich unter meinem Gewand erheblich plumper aus, mit Kalis vielen Armen und der Kette aus Totenköpfen, die an diesem Abend in Wahrheit bemalte, mit Sprengstoff gefüllte Schafsblasen waren und an langem Elefantenhaar um meinen Hals hingen. Etwaige Beobachter, die uns so nah gekommen wären, dass sie meine Ausbeulungen hätten sehen können, wären sofort vor dem Gestank zurückgeschreckt, den Josua und ich von uns gaben. Wir hatten uns am ganzen Körper mit dem schwarzen Schleim aus Rumis Grube eingeschmiert. Außerdem hatten die Unberührbaren riesige, rote Ringe um Josuas Augen gemalt, ihm eine grobe Perücke aus Ochsenschwänzen verpasst und sechs kecke, kleine Brüste aus Pech an den Oberkörper geklebt.
»Bleib von offenem Feuer weg. Deine Titten gehen hoch wie Vulkane.«
»Wieso musste ich sechs kriegen und du nur zwei?«
»Weil ich die Göttin bin und Schädelkette und Extra-Arme tragen muss.«
Wir hatten meine Arme aus ungegerbtem Leder gefertigt. Die Frauen bastelten ein Geschirr, das die zusätzlichen Arme unter meinen eigenen festhielt, dann malten wir die Arme mit demselben Schleim schwarz an. Sie waren ein bisschen wacklig, aber leicht, und im Dunkeln sahen sie sicher ganz echt aus.
Es würde noch einige Stunden dauern, bis die mitternächtliche Zeremonie begann, aber wir wollten rechtzeitig dort sein, um möglichst zu verhindern, dass man den Kindern die Finger abhackte. Noch standen die Holzelefanten leer auf ihren Drehscheiben, doch auf Kalis Altar stapelten sich schon jetzt schauerliche Opfergaben. Die Köpfe von tausend Ziegen lagen vor dem Altar der Göttin ausgebreitet, und glänzend rann das Blut in große Messingkessel an den Ecken des Altars. Unten, im Fackelschein, tanzten die Gläubigen in einem klebrigen Blutregen.
»Sieh doch, diese Frauen sind gekleidet wie ich«, sagte Josua.
»Aber sie haben nur zwei Brüste.«
»Technisch gesehen sind sie nicht bekleidet, sie sind bemalt. Du bist eine ausgesprochen attraktive Dämonin, Josua. Hatte ich das schon gesagt?«
»Es wird nicht klappen.«
»Natürlich klappt es.« Ich schätzte, dass sich bereits zehntausend Gläubige auf dem Tempelplatz versammelt hatten, tanzten, sangen und Trommeln schlugen. Eine Prozession von dreißig Männern kam die breit angelegte Straße entlang, jeder mit einem Korb
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