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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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mir Rumi erzählt hatte. Unterkasten der größeren vier bestimmten, dass deine Söhne, wenn du als Steinmetz geboren wurdest, ebenso Steinmetze wurden, und deren Söhne ebenfalls, und deine Geburt bestimmte, dass du niemals eine andere Arbeit ausüben durftest, egal, wie gut oder schlecht du darin warst. Wurdest du als Klageweib oder als Zauberer geboren, würdest du auch als Klageweib oder Zauberer sterben, und du konntest Tod oder Zauberei nur entkommen, indem du als etwas anderes wiedergeboren wurdest. Die einzige Betätigung, die keine Zugehörigkeit zu einer Kaste nötig machte, war die des Dorftrottels, aber die Hindus schienen die exzentrischeren heiligen Männer in diese Rolle zu drängen, so dass es da keine freien Stellen gab. Ich hatte meine Schale und meine Erfahrung im Sammeln von Almosen für das Kloster, und so versuchte ich mich im Betteln, aber jedes Mal, wenn ich eine gute Ecke aufgetan hatte, kam ein einbeiniger Blinder angehumpelt und versaute mir die Tour. Am späten Nachmittag war ich im Besitz einer einzigen, winzigen Kupfermünze, und der Oberste der Bettlergilde war zu mir gekommen, um mich zu warnen, dass er, falls er mich noch einmal in Nicobar beim Betteln erwischen sollte, dafür sorgen würde, dass ich Zugang zur Gilde fand, indem man mich umgehend meiner Arme und Beine entledigte.
    Ich kaufte eine Hand voll Reis auf dem Markt und stahl mich aus der Stadt, die Schale vor mir ausgestreckt, mit hängendem Kopf, wie ein guter Mönch, als ich direkt vor mir ein paar ausgesprochen zarte Zehen sah, bemaltes Zinnoberrot, gefolgt von einem zierlichen Fuß, einem anmutigen Knöchel, an dem kupferne Fußreifen klimperten, einem einladenden Unterschenkel, mit hauchfeinen Hennazeichnungen verziert, und von dort führte mich ein heller Rock an seiner Naht hinauf zu einem edelsteinbesetzten Nabel, vollen Brüsten in gelber Seide, Lippen wie Pflaumen, einer Nase, die lang und gerade wie die einer römischen Statue war, und braunen Augen mit blauen Schatten - so groß wie die Augen einer Tigerin. Sie sogen mich in sich auf.
    »Du bist hier fremd«, sagte sie. Ein langer Finger an meiner Brust brachte mich zum Stehen. Ich versuchte, meine Reisschüssel im Hemd zu verstecken, und unter Aufbietung meines besten Taschenspielertricks verschüttete ich den ganzen Reis auf meinem Hemd.
    »Ich bin aus Galiläa. In Israel.«
    »Nie davon gehört. Ist das weit?« Sie griff in mein Hemd und begann, die Reiskörner aufzusammeln, die an meiner Schärpe hängen geblieben waren, sie strich mit ihrem Fingernagel an meinen Bauchmuskeln entlang und ließ ein Korn nach dem anderen in meine Schale fallen.
    »Sehr weit. Ich bin mit meinem Freund hier, um mir heilige und uralte Weisheit anzueignen, so was in der Art.«
    »Wie heißt du?«
    »Biff ... oder Levi, den man Biff nennt. Dieses >den man nennt< ist in Israel ziemlich verbreitet.«
    »Folge mir, Biff. Ich will dir etwas von der heiligen und uralten Weisheit zeigen.« Sie hakte ihren Finger in meine Schärpe und trat in einen nahen Eingang, aus irgendeinem Grunde vollkommen davon überzeugt, dass ich ihr folgen würde.
    Drinnen stand - umgeben von farbenfrohen Kissen und dicken Teppichen, wie ich sie seit Balthasars Festung nicht mehr gesehen hatte - ein geschnitztes Pult aus Kampferholz, auf dem ein großes Buch offen lag. Es war in Messing gebunden, mit Kupfer und Silber verziert, und die Seiten waren aus dem feinsten Pergament, das ich je gesehen hatte.
    Die Frau schob mich zu dem Buch, ihre Hand ruhte auf meinem Rücken, während ich die aufgeschlagene Seite betrachtete. Der handgeschriebene Text war vergoldet und derart verziert, dass ich die Worte kaum erkennen konnte, und so fielen mir vor allem die Illustration ins Auge. Ein Mann und eine Frau, beide nackt, beide makellos. Der Mann hielt die Frau mit dem Gesicht nach unten auf einem Teppich, ihre Füße hinter seinen Schultern verhakt, ihre Arme hinterm Rücken, während er in sie eindrang. Ich versuchte, mich an meine buddhistische Ausbildung und Disziplin zu erinnern, um mich vor dieser Frau nicht zu besudeln.
    »Uralte, heilige Weisheit«, sagte sie. »Das Buch war ein Geschenk eines Gönners. Es heißt das >Kama Sutra<. Leitfaden der Lüste.«
    »Der Buddha sagt, Verlangen sei der Quell allen Leids«, sagte ich und fühlte mich ein wenig wie der Kung-Fu-Meister, der ich auch war.
    »Sehen sie aus, als würden sie leiden?«
    »Nein.« Ich fing an zu zittern. Zu lange schon war ich nicht mehr in weiblicher

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