Die Bibel nach Biff
die Luft, als ich mich den Soldaten näherte. »Nur ein kleines Spielchen.« Ich hatte mir von Josef von Arimathäa eine Tunika und eine teure Schärpe geliehen. Darüber hinaus hatte er mir seine Geldbörse gegeben, die ich anhob, um die Münzen darin vor den Augen der Soldaten klimpern zu lassen. »Ein Spielchen, Legionäre?«
Einer der Römer lachte. »Und woher sollen wir Geld nehmen, mit dem wir spielen könnten?«
»Wir spielen um diese Kleider hinter euch. Die purpurne Robe am Fuß des Kreuzes.«
Der Römer hob die Robe mit seiner Speerspitze an, dann blickte er zu Josua auf, dessen Augen sich weiteten, als er mich erkannte. »Klar, sieht aus, als wären wir noch eine Weile hier. Wagen wir ein Spielchen.«
Erst musste ich Geld verlieren, damit die Römer etwas hatten, womit sie spielen konnten, dann musste ich es nach und nach zurückgewinnen, um lange genug dort zu sein und meine Mission erfüllen zu können. (Ich dankte Wonne im Stillen, dass sie mich gelehrt hatte, wie man beim Würfeln betrog.) Ich reichte die Würfel dem Soldaten neben mir, der wohl fünfzig Jahre alt war, klein und kräftig von Statur, doch voller Narben und Verkrüppelungen, ein Zeichen für gebrochene und schlecht verheilte Knochen. Er sah aus, als wäre er zu alt, um so fern von Rom Soldat zu sein, und zu geschunden, als dass er die Heimreise überstehen würde. Die anderen Soldaten waren jünger, unter dreißig, schätzte ich, allesamt mit dunkler Olivenhaut und dunklen Augen, alle schlank, gesund und kampfbereit. Zwei der jüngeren Soldaten hatten den gängigen, römischen Infanteriespeer bei sich, einen hölzernen Schaft mit schmalem Dorn von der Länge eines Unterarms. Darauf saß eine kurze, dreiklingige Spitze, die selbst eine Panzerung durchdringen konnte. Die anderen beiden trugen das iberische Kurzschwert, das ich schon so oft an Justus' Gürtel gesehen hatte. Anscheinend hatte er sie für seine Legion importieren lassen, weil es ihm persönlich am liebsten war. (Die meisten Römer verwendeten Kurzschwerter mit gerader Klinge.)
Ich gab dem alten Soldaten die Würfel und warf ein paar Münzen in den Staub. Während die Römer die Würfel gegen Josuas Kreuz warfen, überschaute ich die Hügel und sah, dass uns die Apostel hinter Bäumen hervor und über Felsen hinweg beobachteten. Ich gab ein Zeichen, und es ging von einem zum anderen und schließlich zu einer Frau, die nahe der Stadtmauer wartete.
»Oje, heute haben sich die Götter gegen mich verschworen«, sagte ich und warf schlechte Zahlen.
»Ich dachte, Ihr Juden hättet nur einen Gott.«
»Ich sprach von Euren Göttern, Legionär. Ich verliere.«
Die Soldaten lachten, und ich hörte ein Stöhnen über uns. Ich krümmte mich, und mir war, als bohrten sich mir die Rippen ins Herz. Ich wagte einen Blick zu Josua hinauf, und er sah mich offen an. »Du musst das nicht tun«, sagte er auf Sanskrit.
»Was redet der Jude für einen Unsinn?«, fragte der alte Soldat.
»Kann ich nicht sagen, Soldat. Er spricht wohl im Delirium.«
Ich sah, dass sich zwei Frauen dem Fuß des Kreuzes links neben Josua näherten, mit einer großen Schüssel, einem Wasserkrug und einem langen Stock.
»He da, haltet Euch fern.«
»Wir kommen nur, um den Verdammten einen Schluck Wasser zu bringen, Herr. Sonst nichts.« Die eine Frau nahm einen Schwamm aus der Schüssel und drückte ihn aus. Es waren Susanna - Maggies Freundin aus Galiläa - und Johanna. Sie waren zum Passahfest gekommen, um Josua bei seinem Einzug in die Stadt zu bejubeln, und jetzt halfen sie uns, Josua zu vergiften. Die Soldaten sahen zu, wie die Frauen den Schwamm eintunkten, ihn dann ans Stockende steckten und dem ersten Dieb zum Trinken reichten. Ich musste mich abwenden.
»Hab Vertrauen, Biff«, sagte Josua wiederum auf Sanskrit.
»Du da, halt den Mund und stirb«, bellte einer der jüngeren Römer.
Ich zuckte und warf einen Blick auf die Würfel, statt dem Soldaten die Luftröhre zu zerquetschen.
»Gib mir eine Sieben. Mein Schätzchen braucht neue Sandalen«, sagte ein anderer junger Römer.
Ich konnte Josua nicht ansehen, und ich mochte auch nicht sehen, was die Frauen taten. Der Plan war, dass sie erst zu den beiden Dieben gingen, um keinen Verdacht zu erregen, aber inzwischen bereute ich diese Entscheidung.
Endlich brachte Susanna die Schüssel in unsere Nähe und stellte sie ab, während Johanna etwas Wasser über den Schwamm goss.
»Habt Ihr Wein für einen durstigen Soldaten?«, sagte einer der jungen
Weitere Kostenlose Bücher