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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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die drei Weisen aus dem Morgenland ausfragte, die vor dreizehn Jahren nach Jerusalem gekommen waren. Offenbar war es für andere kein so großes Ereignis wie für Joshs Familie gewesen, denn niemand hatte auch nur einen Schimmer, wovon er redete.
    Nachdem er schon ein paar Stunden dabei war, schrie er einer Gruppe von Pharisäern buchstäblich ins Gesicht: »Drei Mann hoch. Magier. Sie kamen, weil sie einen Stern über Bethlehem gesehen hatten. Sie trugen Gold, Weihrauch und Myrrhe bei sich. Kommt schon, Ihr seid alle alt. Angeblich seid Ihr weise. Denkt nach!«
    Es liegt wohl nahe, dass sie nicht begeistert waren. »Wer ist dieser Junge, dass er unsere Weisheit bezweifelt? Er versteht nichts von Thora und Propheten, und doch zetert er, weil wir uns nicht an drei unbedeutende Reisende erinnern.«
    Das hätten sie zu Josua nicht sagen sollen. Niemand hatte die Thora eifriger studiert als er. Niemand kannte die Heilige Schrift besser. »Stellt mir irgendeine Frage, Pharisäer«, sagte Josua.
    »Fragt, was Ihr wollt.«
    Im Nachhinein, nachdem ich in gewisser Weise erwachsen geworden bin, gelebt habe, gestorben und aus der Erde auferstanden bin, ist mir klar, dass es nichts Unausstehlicheres als einen Pubertierenden gibt, der alles weiß. Sicher ist es für das Alter symptomatisch, dass man alles zu wissen glaubt, doch inzwischen hege ich einiges Mitgefühl für jene armen Männer, die Josua an diesem Tag im Tempel gegenüberstanden. Damals schrie ich natürlich: »Mach die Schweinehunde fertig, Josh.«
    Tagelang blieb er dort. Nicht einmal zum Essen wollte er den Tempel verlassen, und so lief ich in die Stadt hinaus, um ihm etwas zu beschaffen. Erst kamen die Pharisäer, doch später sogar einige der Priester, um Josua zu prüfen, ihm Fragen zu irgendeinem obskuren, hebräischen König oder General zu stellen. Sie ließen ihn die Stammbäume aus sämtlichen Büchern der Bibel rezitieren, doch wankte er nicht. Ich dagegen ließ ihn dort zurück, damit er streiten konnte, während ich auf der Suche nach Maggie die heilige Stadt durchstreifte, und schließlich, da ich sie nicht finden konnte, auf der Suche nach Mädchen im Allgemeinen. Ich schlief am Lager meiner Eltern und ging davon aus, dass Josua abends bei seiner Familie war, doch irrte ich. Als das Passahfest vorüber war und wir unsere Sachen für die Reise packten, kam Maria, Josuas Mutter, in heller Aufregung zu mir.
    »Biff. Hast du Josua gesehen?«
    Die arme Frau war außer sich. Ich wollte sie trösten, und so breitete ich die Arme aus, um sie zu beruhigen. »Arme Maria, beruhigt Euch. Josua geht es gut. Kommt, lasst mich Euch tröstend umschlingen.«
    »Biff!« Ich dachte schon, sie wollte mir eine kleben.
    »Er ist beim Tempel. Meine Güte, da versucht man, Mitgefühl zu zeigen, und wie wird es einem gedankt?«
    Sie war schon nicht mehr da. Ich holte sie ein, als sie Josua aus dem Tempel zerrte. »Wir sorgen uns halb zu Tode um dich.«
    »Du hättest wissen sollen, dass du mich im Hause meines Vaters findest«, sagte Josua.
    »Komm mir nicht mit dieser Mein-Vater-Nummer, Josua bar Josef. Das Gebot lautet: Ehre deinen Vater und deine Mutter. Ich fühle mich im Augenblick nicht sonderlich geehrt, junger Mann. Du hättest eine Nachricht schicken können, du hättest zu unserem Lager kommen können.«
    Josua sah mich an, mit flehendem Blick, dass ich ihm helfen sollte.
    »Ich habe versucht, sie zu trösten, Josh, aber sie wollte nicht.«
    Später traf ich die beiden auf der Straße nach Nazareth, und Josua gab mir ein Zeichen, ich solle mit ihnen wandern.
    »Mutter glaubt, wir könnten zumindest einen der drei Weisen aus dem Morgenland finden, und wenn wir ihn finden, könnte er vielleicht wissen, wo die anderen sind.«
    Maria nickte. »Der mit Namen Balthasar, der Schwarze. Er sagte, er käme aus einem Dorf nördlich von Antiochia. Von den dreien sprach er allein Hebräisch.«
    Ich war nicht eben zuversichtlich. Zwar hatte ich noch nie eine Landkarte gesehen, aber »nördlich von Antiochia« klang in meinen Ohren wie ein weites, Undefiniertes, unüberschaubares Gebiet. »Wisst Ihr mehr?«
    »Ja, die anderen beiden waren über die Seidenstraße aus dem Osten gekommen. Sie hießen Melchior und Kaspar.«
    »Also auf nach Antiochia«, sagte Josua. Er schien sich mit der Information, die seine Mutter ihm gegeben hatte, zufrieden zu geben, als hätte er die drei Weisen aus dem Morgenland schon fast gefunden, wenn er nur ihre Namen kannte.
    Ich sagte: »Du willst nach

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