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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Zeiten, der erstickt war, nachdem er vor seinen Wachen laut darüber nachgedacht hatte, wie es wäre, wenn man sich seinen Kopf in den Arsch schiebt.)
    Ein Junge, der kleiner war als wir, half dem alten Mann auf die Beine und wollte ihn eben zum Tor des Tempels führen. Ich rannte hinüber und nahm den anderen Arm des Priesters.
    »Rabbi, mein Freund ist von weit her gekommen, um mit Euch zu sprechen. Könnt Ihr ihm helfen?«
    Der alte Mann blieb stehen. »Wo ist dein Freund?«
    »Gleich hier.«
    »Warum spricht er dann nicht für sich selbst? Woher kommst du, Junge?«
    »Nazareth«, sagte Josua, »aber geboren bin ich in Bethlehem. Ich bin Josua bar Josef.«
    »O ja, ich habe mit deiner Mutter gesprochen.«
    »Habt Ihr?«
    »Sicher, fast jedes Mal, wenn sie mit deinem Vater zu einem Fest nach Jerusalem kommt, versucht sie, mich zu besuchen. Sie hält dich für den Messias.«
    Josua schluckte trocken. »Bin ich es?«
    Hillel schnaubte. »Möchtest du der Messias sein?«
    Josua sah mich an, als wüsste ich die Antwort. Ich zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht«, sagte Josua schließlich. »Ich dachte, es würde von mir erwartet.«
    »Hältst du dich für den Messias?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich es sagen sollte.«
    »Das ist klug«, sagte Hillel. »Du solltest es nicht sagen. Du kannst dich - so lange du willst - für den Messias halten, aber sag es keinem weiter.«
    »Aber wenn ich es ihnen nicht sage, wissen sie es nicht.«
    »Genau. Du kannst dich auch für eine Palme halten, wenn es dir gefällt, nur sag es niemandem. Hast du mich verstanden? Ich muss jetzt was essen. Ich bin alt und hungrig, und ich will was essen, damit ich nicht hungrig abtreten muss, falls ich noch vor dem Abendessen sterbe.«
    »Aber er ist wirklich der Messias«, sagte ich.
    »Sicher doch«, sagte Hillel, packte mich bei der Schulter, damit er mir ins Ohr brüllen konnte. »Was weißt du schon? Du bist ein dummer Junge. Wie alt bist du? Zwölf? Dreizehn?«
    »Dreizehn.«
    »Woher willst du mit dreizehn irgendwas wissen? Ich bin vierundachtzig und weiß einen Dreck.«
    »Aber Ihr seid weise«, sagte ich.
    »Ich bin weise genug zu wissen, dass ich einen Dreck weiß. Nun geh.«
    »Sollte ich das Allerheiligste befragen?«, sagte Josua.
    Hillel schwang seinen Arm durch die Luft, als wollte er Josua schlagen, verfehlte ihn jedoch um eine Elle. »Es ist eine Kiste. Ich habe sie gesehen, als ich noch sehen konnte, und ich kann dir sagen: Es ist eine Kiste. Und falls Schrifttafeln darin waren, so sind sie es nun nicht mehr. Wenn du also mit einer Kiste sprechen und für den Versuch, in die Kammer zu gelangen, hingerichtet werden möchtest, geh du nur.«
    Josua schien die Luft auszugehen, und ich dachte, er würde auf der Stelle in Ohnmacht fallen. Wie konnte der größte Lehrer ganz Israels so von der Bundeslade sprechen? Wie konnte ein Mann, der offensichtlich jedes Wort der Thora und sämtliche Schriften kannte, die seither verfasst worden waren, wie konnte er behaupten, nichts zu wissen?
    Hillel schien Josuas Verzweiflung zu spüren. »Hör zu, Kleiner, deine Mutter sagt, ein paar sehr weise Männer seien nach Bethlehem gekommen, um dich zu sehen, als du geboren wurdest. Offenbar wussten sie etwas, was niemand sonst wusste. Wieso gehst du nicht zu denen? Frag sie, ob du der Messias bist.«
    »Ihr wollt ihm also nicht erklären, wie man Messias ist?«, fragte ich.
    Wieder streckte Hillel seine Hand nach Josua aus, diesmal jedoch nicht im Zorn. Er fand Josuas Wange und streichelte sie mit seiner gelähmten Hand. »Ich glaube nicht, dass ein Messias kommen wird, und im Moment bin ich mir auch nicht sicher, ob es für mich eigentlich einen Unterschied machen würde. Unser Volk hat länger in Sklaverei und unter der Knute fremder Könige als in Freiheit zugebracht. Wer kann also sagen, es sei Gottes Wille, dass wir frei sind? Wer kann sagen, ob sich Gott überhaupt um uns kümmert, abgesehen davon, dass er uns leben lässt. Ich glaube nicht, dass er es tut. Also hör gut zu, Kleiner. Ob du der Messias bist oder ob du Rabbi wirst oder nur ein kleiner Bauer ... hier ist die Summe all dessen, was ich dich lehren kann, und alles, was ich sicher weiß: Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest. Kannst du dir das merken?«
    Josua nickte, und der alte Mann lächelte. »Geh und such deine weisen Männer, Josua bar Josef.«
    Tatsächlich jedoch blieben wir im Tempel, während Josua jeden Priester, Wächter, sogar jeden Pharisäer über

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