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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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fallen?«
    »Du bist abgekochter als ich.«
    »Ach, komm mir nicht so. Du kannst dich nicht einfach abwenden und erwarten, dass mir nicht auffällt, wie sehr ich manipuliert werde. Sie wird weinen. Ich hasse es, wenn sie weint.«
    »Ich weiß«, sagte Josh. »Es tut mir auch weh. Zu sehr.« Dann legte er mir seine Hand auf den Kopf, und plötzlich fühlte ich mich besser, stärker.
    »Komm mir bloß nicht mit deinem Sohn-Gottes-Hokuspokus. Du bist trotzdem eine Memme.«
    »Sollte es so sein, dann ist es eben so. So mag es dann geschrieben stehen.«
    Tja, und das ist jetzt der Fall. Es steht geschrieben. (Seltsam, dass das Wort »Memme« in meiner alten, aramäischen Sprache das gleiche wie in dieser Sprache ist. Als hätte das Wort zweitausend Jahre darauf gewartet, dass ich es hier niederschreibe. Sehr seltsam.)
    Maggie wusch mit einem Pulk anderer Frauen Kleider auf dem Platz. Ich erregte ihre Aufmerksamkeit, indem ich meinem Freund Bartholomäus auf die Schultern sprang, der sich liebend gern den Blicken der nazarenischen Hausfrauen aussetzte. Mit unauffälligem Kopfnicken bedeutete ich Maggie, sie möge sich mit mir hinter ein paar Dattelpalmen treffen.
    »Hinter den Bäumen da?«, rief Maggie.
    »Ja«, rief ich zurück.
    »Bringst du den Idioten mit?«
    »Muss nicht sein.«
    »Okay«, sagte sie, reichte die Wäsche an eine ihrer jüngeren Schwestern weiter und lief eilig zu den Bäumen.
    Es überraschte mich, sie so kurz vor ihrer Hochzeit lächeln zu sehen. Sie umarmte mich, und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, entweder aus Scham oder aus Liebe - als machte es einen Unterschied.
    »Na, du hast aber gute Laune«, sagte ich.
    »Wieso nicht? Ich verschwende sie vor meiner Hochzeit. Da wir gerade davon sprechen: Was wollt ihr zwei mir eigentlich schenken? Ich kann nur hoffen, dass es was Ordentliches ist,
    wenn ich bedenke, wen ich heiraten soll.«
    Sie war froh, und aus ihrer Stimme sprach Musik, sprach Lachen. Das war Maggie in Reinform, und doch musste ich mich abwenden.
    »He, es war nur ein Scherz«, sagte sie. »Ihr beiden müsst mir überhaupt nichts mitbringen.«
    »Wir gehen auf Reisen, Maggie. Wir können nicht kommen.«
    Sie packte mich bei der Schulter und zwang mich, sie anzusehen. »Ihr geht auf Reisen? Du und Josua? Ihr geht weg?«
    »Ja, noch vor deiner Hochzeit. Wir gehen nach Antiochia und von dort aus über die Seidenstraße weiter nach Osten.«
    Sie sagte nichts. Tränen schossen ihr in die Augen, und ich merkte, wie sie auch mir in die Augen stiegen. Diesmal wandte sie sich ab.
    »Wir hätten es dir schon früher sagen sollen, ich weiß, aber wir haben uns erst beim Passahfest entschlossen. Josua will die Weisen aus dem Morgenland finden, die zu seiner Geburt gekommen sind, und ich gehe mit ihm, weil ich muss.«
    Sie fuhr herum. »Du musst? Du musst? Du musst überhaupt nichts. Du kannst bleiben und mein Freund sein und zu meiner Hochzeit kommen und heimlich hier oder auf dem Weinberg mit mir sprechen, und wir können lachen und uns necken, und so schrecklich es auch sein mag, mit Jakan verheiratet zu sein, hätte ich dann das. Wenigstens hätte ich dann das!«
    Mir war, als sollte mir jeden Augenblick übel werden. Ich wollte ihr sagen, dass ich bleiben würde, dass ich warten würde, dass ich - wenn nur die geringste Hoffnung bestünde, dass ihr Leben keine Ödnis in den Armen ihres fiesen Gatten werden würde - Hoffnung hegen könnte. Ich wollte alles tun, um ihren Schmerz zu lindern, sogar Josua allein ziehen lassen, doch als ich daran dachte, wurde mir bewusst, dass Josua wohl das gleiche gedacht hatte, und so sagte ich nur: »Es tut mir Leid.« »Und was ist mit Josua? Wollte er mir nicht mal Lebewohl sagen?«
    »Er wollte, aber er konnte nicht. Wir konnten es beide nicht ... ich meine, wir wollten nicht zusehen, wie du Jakan heiratest.«
    »Feiglinge. Ihr zwei verdient einander. Einer versteckt sich hinter dem anderen, wie griechische Jungs. Geh! Geh weg von mir!«
    Ich überlegte, was ich sagen konnte, aber mein Verstand war wie ein Eintopf von Gefühlen, und so ließ ich nur den Kopf hängen und ging. Fast lag der Platz schon hinter mir, als Maggie mich einholte. Ich hörte Schritte und drehte mich um.
    »Sag ihm, ich erwarte ihn hinter der Synagoge, Biff. Am Abend vor meiner Hochzeit, eine Stunde nach Sonnenuntergang.«
    »Ich bin nicht sicher, Maggie, ob er ...«
    »Sag es ihm«, sagte sie. Ohne sich noch einmal umzublicken, rannte sie zum Brunnen.
    Also sagte ich es

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