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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ist«, sagte Josh.
    »Ja, das auch«, sagte ich.
    »Du könntest Hillel fragen«, sagte Johannes, »mein Vater sagt, er sei der weiseste aller Priester.«
    »Ich werde das Allerheiligste befragen«, sagte Josua. (Das Allerheiligste war die Bundeslade - der Kasten, in dem die Tafeln verwahrt wurden, die Gott Moses gegeben hatte. Ich kannte niemanden, der sie je gesehen hatte, da sie im Innersten des Tempels verwahrt wurde.)
    »Aber das ist verboten. Nur ein Priester darf die Tempelkammer betreten.«
    »Ja, das wird ein Problem«, sagte ich.
    Die Stadt war wie eine große Tasse, die in einen brodelnden Teich aus Menschen überlief, randvoll mit Pilgern. Als wir ankamen, standen die Menschen schon bis zum Damaskus-Tor und warteten darauf, mit ihren Lämmern zum Tempel zu gelangen. Schmierig schwarzer Rauch trieb mit dem Wind vom Tempel her, wo zehntausend Priester Lämmer schlachteten und Blut und Fett auf dem Altar verbrannten. Überall in der Stadt brannten Herdfeuer, an denen Frauen die Lämmer zubereiteten. Die Luft war dunstig, die Ausscheidungen einer Million Menschen und ebenso vieler Tiere. Schlechter Atem, Schweiß und Uringestank stiegen in der Hitze des Tages auf, mischten sich mit dem Blöken der Lämmer, dem Gebrüll der Kamele, dem Geschrei der Kinder, dem Wehklagen der Frauen und dem gedämpften Summen allzu vieler Stimmen, bis die Luft vor Geräuschen, Gerüchen und Gott und Geschichte beinah erstickte. Hier hatte Abraham die Botschaft Gottes erhalten, dass sein Volk das Auserwählte sei, hierher kamen die Hebräer aus Ägypten, hier baute Salomo den ersten Tempel, hier wandelten die Propheten und Könige der Hebräer, und hier wurde die Bundeslade verwahrt. Jerusalem. Hierher kam ich mit Christus und Johannes dem Täufer, um den Willen Gottes zu erfahren und, wenn wir Glück hatten, ein paar echt süße Mädchen zu sehen.
    Unsere Familien schlugen ihr Lager draußen vor der Nordmauer der Stadt auf, unter den Zinnen der Burg Antonia, der Festung, die Herodes zu Ehren seines Gönners Markus Antonius errichtet hatte. Zwei Kohorten römischer Soldaten, gut zwölfhundert Mann, behielten den Hof des Tempels von den Festungsmauern aus im Blick. Die Frauen fütterten und wuschen die Kinder, während Josua und ich mit unseren Vätern die Lämmer zum Tempel trugen.
    Es hatte etwas Beunruhigendes an sich, ein Tier in den Tod zu führen. Es war nicht so, als hätte ich noch nie eine Opferung gesehen oder das Passahlamm gekostet, aber zum ersten Mal war ich aktiv daran beteiligt. Ich fühlte den Atem des Tieres in meinem Nacken, als ich es auf meinen Schultern trug, und mitten im Lärm und Gestank und Gedränge um den Tempel umfing mich einen Augenblick lang Stille ... nur noch der Atem und Herzschlag des Lamms. Ich blieb wohl hinter den anderen zurück, denn mein Vater wandte sich um und sagte etwas zu mir, doch konnte ich ihn nicht verstehen.
    Wir traten durch das Tor in den äußeren Hof des Tempels, wo Händler Opfervögel feilboten und Geldwechsler Schekel gegen verschiedenste Münzen aus aller Welt eintauschten. Als wir über den weitläufigen Hof kamen, wo Tausende Männer mit Lämmern auf den Schultern warteten, um in den inneren Tempel, zum Altar, zur Schlachtbank zu gelangen, sah ich keine menschlichen Gesichter mehr. Ich sah nur Lämmer, manche ruhig und ahnungslos, andere mit verdrehten Augen, blökend vor Entsetzen, wieder andere schienen wie gelähmt. Ich schwang das Lamm von meiner Schulter und hielt es wie ein Kind im Arm, als ich rückwärts das Tor ansteuerte. Ich weiß, dass mein Vater und Josef mir nachgelaufen sein müssen, doch sah ich ihre Mienen nicht, nur Leere, wo Augen hätten sein sollen. Ich sah allein die Augen der Lämmer auf ihren Schultern. Ich bekam keine Luft und konnte nicht schnell genug aus dem Tempel. Ich wusste nicht, wohin ich lief, aber ich wollte auf keinen Fall zum Altar. Ich machte kehrt und wollte rennen, aber eine Hand hielt mich am Hemd. Ich fuhr herum und sah Josua in die Augen.
    »Es ist Gottes Wille«, sagte er. Er legte mir seine Hände auf den Kopf, und ich konnte wieder atmen. »Es ist gut so, Biff. Gottes Wille.« Er lächelte.
    Josua hatte sein Lamm auf die Erde gestellt, aber es lief nicht weg. Da hätte ich es wohl wissen müssen.
    Ich habe an diesem Passahfest kein Lamm gegessen. Tatsächlich habe ich seit jenem Tag überhaupt kein Lamm mehr gegessen.
    8
     
    Ich konnte mich lange genug im Badezimmer verkriechen, um ein paar Kapitel aus diesem Neuen

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