Die Bibel nach Biff
Antiochia, auf den bloßen Verdacht hin, dass sich jemand an einen Mann erinnert, der dort vor dreizehn Jahren gelebt haben könnte?«
»Ein Magier«, sagte Maria. »Ein reicher, äthiopischer Magier. Wie viele wird es davon geben?«
»Na ja, vielleicht gibt es ihn überhaupt nicht. Habt Ihr daran schon gedacht? Vielleicht ist er gestorben. Vielleicht ist er in eine andere Stadt gezogen.«
»Dann bin ich zumindest schon in Antiochia«, sagte Josua.
»Von dort aus kann ich auf der Seidenstraße wandern, bis ich die anderen gefunden habe.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. »Du gehst nicht allein.«
»Geh ich wohl.«
»Aber, Josh, du bist hilflos da draußen in der Welt. Du kennst nur Nazareth, wo die Menschen dumm und arm sind. Anwesende ausgenommen, Maria. Du wärst wie ein, äh, wie ein Lamm unter Wölfen. Ich muss mitkommen, um auf dich aufzupassen.«
»Und was weißt du, was ich nicht wüsste? Dein Latein ist grauenvoll, dein Griechisch gerade noch so annehmbar und dein Hebräisch einfach fürchterlich.«
»Und wenn dir ein Fremder auf der Straße nach Antiochia entgegentritt und dich fragt, wie viel Geld du bei dir trägst, was sagst du ihm?«
»Das hängt davon ab, wie viel ich bei mir habe.«
»Nein, tut es nicht. Du hast nicht mal genug für einen Kanten Brot. Du bist ein armer Bettler.«
»Aber das stimmt nicht.«
»Genau.«
Maria legte ihrem Sohn einen Arm um die Schulter. »Da hat er Recht, Josua.«
Josua legte seine Stirn in Falten, als müsste er darüber nachdenken, aber ich merkte, wie erleichtert er war, dass ich mitkommen wollte. »Wann willst du los?«
»Was hat Maria gesagt, wann sie heiratet?«
»In einem Monat.«
»Dann vorher. Ich will nicht hier sein, wenn es passiert.«
»Ich auch nicht«, sagte Josua.
Und so verbrachten wir die folgenden Wochen mit den Vorbereitungen für unsere Reise. Mein Vater hielt mich für verrückt, aber meine Mutter schien froh zu sein, dass nun mehr Platz im Haus war, und beruhigt, dass die Familie nicht bald schon einen Brautpreis aufbringen müsste, um mich zu verheiraten.
»Wie lange willst du wegbleiben?«, fragte Mutter.
»Ich weiß nicht. Es ist keine schrecklich weite Reise nach Antiochia, nur weiß ich nicht, wie lange wir dort bleiben. Von dort aus wandern wir dann auf der Seidenstraße. Ich vermute, es wird wohl eine lange Reise. Ich habe hier noch nirgendwo Seide wachsen sehen.«
»Dann nimm dir eine wollene Tunika mit, falls es kalt wird.«
Mehr bekam ich von meiner Mutter nicht zu hören.
Kein »Warum gehst du?«
Kein »Wen suchst du?«
Nur »Nimm eine wollene Tunika mit.«
Du meine Güte. Mein Vater war da hilfreicher.
»Ich kann dir ein wenig Geld zum Reisen geben, oder wir könnten dir einen Esel kaufen.«
»Ich glaube, das Geld wäre besser. Ein Esel könnte uns beide nicht tragen.«
»Und wer sind diese Burschen, die ihr sucht?«
»Weise, glaube ich.«
»Und ihr wollt mit diesen Weisen sprechen, weil ...?«
»Weil Josh wissen möchte, wie man Messias ist.«
»Ach, ja. Und du glaubst, dass Josua der Messias ist?«
»Ja, aber vor allem ist er mein Freund. Ich kann ihn nicht allein gehen lassen.«
»Und was, wenn er nicht der Messias ist? Was, wenn ihr diese Weisen findet, und sie sagen euch, dass Josua nicht ist, wofür du ihn hältst, dass er nur ein ganz normaler, kleiner Junge ist?«
»Na, dann braucht er mich erst recht an seiner Seite, oder?«
Mein Vater lachte. »Ja, das denke ich auch. Komm zurück, Levi, und bring deinen Freund, den Messias mit. Jetzt müssen wir am Passahfest drei leere Plätze am Tisch decken. Einen für Elias, einen für meinen verlorenen Sohn und einen für seinen Freund, den Messias.«
»Aber setz Josua nicht neben Elias. Wenn die beiden anfangen, über Religion zu reden, wird es niemals Frieden geben.«
Vier Tage vor Maggies Hochzeit gestanden Josua und ich uns schließlich ein, dass einer von uns beiden es ihr sagen musste. Nach fast einem ganzen Tag des Streitens fiel mir diese Aufgabe zu. Ich hatte gesehen, wie Josua Ängste niederrang, die einen anderen Menschen wohl gebrochen hätten, aber Maggie schlechte Nachrichten zu bringen, brachte er nicht fertig. Ich übernahm die Aufgabe und versuchte, Josua seine Würde zu lassen.
»Du Memme!«
»Wie soll ich ihr sagen, dass es zu schmerzlich ist, dabei zu stehen, wenn sie diese Kröte heiratet?«
»Erstens beleidigst du damit alle Kröten, und zweitens: Wieso glaubst du, es würde mir leichter
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