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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Lungen gequiekt war.
    Da hörte ich das Lachen, und Josua packte mich am Arm. Das Gelächter wurde lauter. Josua riss mich herum, damit ich dem roten Tod ins Auge sah. Als ich mich umwandte, warf die düstere Gestalt ihre Kapuze zurück, und ich sah das grinsende, schwarze Gesicht und den geschorenen Kopf eines Mannes - eines sehr großen Mannes, aber dennoch eines Mannes. Eines Mannes auf den Schultern zwei junger Asiatinnen, die sich unter der sehr langen Robe versteckt hatten.
    »Ich hab euch nur verarscht«, sagte er kichernd.
    Er sprang von den Schultern der Frauen und holte tief Luft, bevor er sich vor Lachen bog und selbst umarmte. Tränen liefen in Strömen aus seinen großen, kastanienbraunen Augen.
    »Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen. Mädchen, habt ihr das gesehen?« Die Frauen, die schlichte Leinenkleider trugen, schienen sich weniger zu amüsieren als der Mann. Sie wirkten verlegen und ungeduldig, als wünschten sie, an jedem anderen Ort der Erde zu sein - nur eben nicht in diesem Felsenschloss.
    »Balthasar?«, fragte Josua.
    »Allerdings«, sagte Balthasar, stand auf und war kaum größer als ich. »Entschuldigt, ich habe nicht oft Besuch. Du bist also Josua?«
    »Ja«, sagte Josua mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.
    »Ohne deine Windeln hätte ich dich gar nicht erkannt. Und das ist dein Diener?«
    »Mein Freund Biff.«
    »Ist doch dasselbe. Bring deinen Freund mit. Kommt rein. Die Mädchen werden sich schon um Ahmad kümmern.« Er stolzierte einen Korridor entlang, wobei seine lange, dunkelrote Robe wie ein Drachenschwanz hinter ihm über die Erde schleifte.
    Wir standen noch immer mit dem Rücken an der Tür und rührten uns nicht, bis uns klar wurde, dass wir wieder im Dunkeln stehen würden, sobald Balthasar um die Ecke bog, und deshalb folgten wir ihm.
    Als wir den Korridor hinunterrannten, dachte ich daran, wie weit wir gereist waren und was wir hinter uns zurückgelassen hatten, und mir war, als müsste mir jeden Augenblick übel werden. »Ein Weiser?«, sagte ich zu Josua.
    »Meine Mutter hat mich nie belogen«, sagte Josua.
    »Soweit du weißt«, sagte ich.
    12

    Also, ich habe eine schwache Blase vorgetäuscht und es geschafft, mich so lange ins Badezimmer zu stehlen, dass ich das Evangelium des Matthäus zu Ende lesen konnte. Ich weiß nicht, welcher Matthäus es geschrieben hat - unser Matthäus war es sicher nicht. Unser Matthäus mag ein Rechenkünstler gewesen sein (wie man es von einem Steuereintreiber wohl erwarten darf), aber er konnte nicht mal seinen eigenen Namen in den Sand schreiben, ohne dabei drei Fehler zu machen. Der Verfasser dieses Evangeliums hatte seine Informationen vermutlich aus zweiter, vielleicht sogar aus dritter Hand. Ich will ja nicht beleidigt klingen, aber er hat mich mit keinem Wort erwähnt. Kein einziges Mal. Ich weiß, dass mein Protest sicher der Bescheidenheit widerspricht, die Josua mich gelehrt hat, aber immerhin war ich sein bester Freund. Ganz zu schweigen davon, dass sich dieser Matthäus (falls er denn wirklich so heißt) große Mühe gibt, Josuas Abstammung bis zu König David zurückzuverfolgen, aber nachdem Josua geboren ist und die drei Weisen aus dem Morgenland im Stall von Bethlehem erschienen sind, hört man von Josua erst wieder ab seinem dreißigsten Lebensjahr. Dreißig! Als wäre von der Krippe bis zur Taufe durch Johannes nichts passiert. Mannomann.
    Jedenfalls weiß ich jetzt, weshalb man mich von den Toten geholt hat, um dieses Evangelium zu schreiben. Wenn auch der Rest von diesem »Neuen Testament« so ist wie das Buch des Matthäus, muss jemand über Josuas Leben schreiben, der wirklich dabei war: ich.
    Ich kann gar nicht fassen, dass ich kein einziges Mal erwähnt werde. Ich kann mich kaum beherrschen, Raziel danach zu fragen, was zum Teufel da passiert ist. Wahrscheinlich kam er hundert Jahre zu spät, um diesen Matthäus zu berichtigen. O Mann, ein beängstigender Gedanke: herausgekürzt von einem hirnlosen Engel. Das darf ich nicht geschehen lassen.
    Und das Ende? Woher hat er das?
    Mal sehen, was der nächste Knabe, dieser Markus, zu sagen hat, aber ich sollte meine Hoffnungen nicht allzu hoch schrauben.
    Als Erstes fiel uns an Balthasars Festung auf, dass es keine rechten Winkel gab, keinen einzigen Winkel, nur Rundungen. Als wir dem Magier durch die Gänge folgten, von einem Stock zum nächsten, bekamen wir nicht eine einzige Treppenstufe zu sehen, sondern nur spiralförmig angelegte Rampen zwischen den

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