Die Bibel - Neues Leben
gebrochen. Mit dem Angriff des Feindes hat der Herr seine schützende Hand vom Land abgezogen, und nun verzehrt er Israel wie ein tosendes Feuer.
4 Er spannte seinen Bogen und legte ihn auf sein eigenes Volk an, als wäre es sein Feind. Er tötete, was als begehrenswert galt. Seine Zornesglut hat er über der Stadt Jerusalem 8 ausgeschüttet.
5 Wie ein Feind ist der Herr geworden. Er hat Israel und jede seiner Festungen zerstört. So hat er unendliches Leid und Tränen über die Tochter Juda gebracht.
6 Er hat seinen eigenen Tempel eingerissen wie ein Gartenhaus. Der HERR hat jede Erinnerung an die heiligen Feste und Sabbattage ausgelöscht. In seinem tobenden Zorn hat er Könige und Priester verworfen.
7 Auch seinen Altar hat der Herr verworfen und sein Heiligtum entweiht. Jerusalems Paläste hat er in die Hände seiner Feinde gegeben. Im Tempel des HERRN herrschte ein Geschrei wie an Festtagen.
8 Der HERR hat beschlossen, die Mauern Jerusalems zu zerstören. Sorgfältig hat er den Untergang der Stadt geplant und nicht eher abgelassen, bis sie zerstört war. Wälle und Mauern ließ er trauern, sie sanken dahin.
9 Jerusalems Tore gleichen dem Erdboden, ihre Riegel sind zerschmettert und zerstört. Die Könige und Fürsten der Stadt wurden in fremde Länder verschleppt. Das Gesetz gilt nicht mehr und die Propheten erhalten vom HERRN keine Visionen.
10 Jerusalems Älteste sitzen, in Säcke gekleidet, schweigend am Boden. Voller Sorge und Verzweiflung streuen sie sich Asche aufs Haupt. Die Jungfrauen Jerusalems senken ihre Köpfe zu Boden.
11 Ich weinte, bis ich keine Tränen mehr hatte. Mein Herz brach und mir schwanden die Sinne als ich sah, dass mein Volk untergeht und Säuglinge und Kleinkinder auf den Straßen sterben.
12 Sie sagen zu ihren Müttern: »Wir wollen essen und trinken!« Und dann sterben sie in den Straßen der Stadt wie tödlich Getroffene. Sie hauchen ihr Leben in den Armen ihrer Mütter aus.
13 O Tochter Jerusalem, womit soll ich deine Qual vergleichen? O jungfräuliche Tochter Zion, wie kann ich dich trösten? Deine Wunde ist tief wie das Meer, wer kann dich heilen?
14 Deine Propheten haben dich betrogen und dir falsche Bilder ausgemalt. Sie haben nicht einmal versucht, dich vor dem Exil zu bewahren, indem sie dir deine Sünden vorhielten. Stattdessen weissagten sie Lügen und verführten dich.
15 Alle Vorübergehenden klatschen vor Hohn in die Hände. Sie pfeifen und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem: »Ist das etwa die Stadt, die ›Schönste der Welt‹ und ›Freude der Erde‹ genannt wird?«
16 Alle deine Feinde zerreißen sich den Mund über dich, sie zischen und knirschen mit den Zähnen. »Wir haben sie vernichtet!«, spotten sie. »Wir haben lange auf diesen Tag gewartet, jetzt ist er endlich da!«
17 Der HERR hat getan, was er sich vorgenommen hatte. Er hat sein Wort erfüllt, das er lange angekündigt hatte. Erbarmungslos hat er alles niedergerissen. Deine Feinde ließ er fröhlich sein und erhöhte ihre Macht.
18 Weine laut vor dem Herrn, Mauer der Tochter Zion! Deine Tränen sollen Tag und Nacht fließen wie ein Bach. Gönn dir keine Ruhe, deine Augen sollen nicht trocken werden.
19 Steh auf, schrei in der Nacht zu Beginn jeder Nachtwache. Schütte dem Herrn dein Herz aus wie Wasser. Heb deine Hände wegen deiner Kinder zu ihm auf, die an allen Straßenecken verhungern.
20 »Sieh, HERR , wem du so etwas angetan hast! Soll denn eine Mutter die Frucht ihres Leibes essen, ihre Kinder, die auf ihren Knien saßen? Sollen denn Priester und Propheten im Tempel des Herrn erschlagen werden?
21 Sie liegen in den Straßen – Junge und Alte, Mädchen und Jungen, vom Schwert erschlagen. Du hast sie in deinem Zorn erschlagen, du hast sie ohne Erbarmen umgebracht.
22 Du hast meine Feinde von allen Seiten aufgeboten, hast sie gerufen wie zu einem Fest, sodass niemand am Tag des Zorns des HERRN entkommen konnte. Keiner hat überlebt: mein Feind hat alle Kinder, die ich glücklich geboren und großgezogen habe, getötet.«
3
Hoffnung auf die Treue des HERRN
1 Ich bin ein Mensch, der das ganze Elend, das der Zorn des HERRN bringt, ansehen musste. 2 Er trieb mich in die Finsternis und ließ mich ohne Licht gehen. 3 Ja, er hat sich gegen mich gewandt. Alle Tage erhebt er seine Hand.
4 Er hat meinen Körper und meine Haut altern lassen und mir die Knochen zerschlagen. 5 Er schloss mich ein und umgab mich mit Gift und Leid. 6 Er hat mich in die Finsternis geschickt wie
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