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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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sie hart wird und selbstgerecht, dann entspricht sie nicht mehr dem Geist Jesu.
    Die zentrale Botschaft des Galaterbriefes spiegelt die mystische Erfahrung des Apostels wider: «Mit Christus bin ich gekreuzigt; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir» (Gal 2,19f). Dieses Wort gilt es immer tiefer in das eigene Herz hineinfallen zu lassen, damit Christus unsere innerste Wirklichkeit wird. Dann werden wir frei vom eigenen Ego, von den Illusionen, die wir uns vom Leben gemacht haben, aber auch frei von den Maßstäben dieser Welt, von dem Druck, von allen bestätigt und anerkannt zu werden. All diese Maßstäbe sind durch Christus gekreuzigt, durchgestrichen, damit nun Christus in uns lebt. Wenn Christus in uns lebt, dann sind wir heil und ganz, dann kommen wir in Berührung mit dem ursprünglichen Bild, das Gott sich von jedem von uns gemacht hat. Die Erfahrung der Freiheit ist für Paulus Ausdruck der mystischen Erfahrung des Einswerden mit Jesus Christus.

33
DER BRIEF NACH EPHESUS
     
    Der Epheserbrief gehört zu den «theologisch bedeutsamsten Schriften des Neuen Testaments» (Franz Mussner) . Er entfaltet vor allem eine bisher unbekannte Theologie der Kirche. Der Stil und die theologische Argumentation sind anders als in den Paulusbriefen. Daher nehmen die Exegeten an, dass der Brief von einem anderen Autor geschrieben wurde, und zwar erst zwischen 80 und 100, also wesentlich später als die Paulusbriefe.
    Er könnte durchaus in Ephesus entstanden sein, einer bedeutenden Großstadt, die ein Schmelztiegel für die verschiedenen religiösen Strömungen war. Vom reichen Angebot an neuen Religionen und Mysterienkulten war die Gemeinde von Ephesus nicht unberührt. Die Gemeinde bestand mehrheitlich aus ehemaligen Heiden. Ihnen versucht der Autor das Heil Gottes zu verkünden, das uns in Jesus Christus erschienen ist und das der Kirche als Gemeinschaft anvertraut ist.
    In Jesus Christus sind die Christen von Anbeginn der Welt an von Gott erwählt worden. Und sie sind in Christus reich gesegnet. Durch Christus haben sie den Heiligen Geist empfangen als «Angeld auf unser Erbteil, bis zur Erlösung, durch die ihr GottesEigentum werdet» (Eph 1,14). Christus hat am Kreuz Juden und Heiden miteinander versöhnt. Doch die Versöhnung durch Jesus Christus erfordert nun ein neues Verhalten, damit die Christen verwirklichen, was sie durch Jesus Christus geworden sind (Eph 4,1–16). In Christus sind wir Licht geworden. Das Licht Christi möchte aber auch in unserem Verhalten für diese Welt aufleuchten (Eph 5,8–20).
    Trotz der in Christus geschehenen Erlösung bleibt der Christ in dieser Welt angefochten. Er soll die geistliche Waffenrüstung anlegen. Es ist ein eigenartiger Text, mit dem der Epheserbrief schließt. Der Christ kämpft gegen «Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den Himmelshöhen» (Eph 6,12). Der Autor des Epheserbriefes greift hier Bilder auf, die damals weitverbreitet waren. Uns sagen diese fremden Bilder, dass die Auseinandersetzung um das Heil und um das wahre Leben im Geist Jesu bis in die Tiefen des Unbewussten reicht.
    Es genügt nicht, sich nur willensmäßig nach Gott auszurichten. Jesus, der hinabstieg, um die Gefangenen zu erbeuten (Eph 4,8f), soll auch in die Tiefen unseres Unbewussten hinabsteigen, um dort alles, was unsere Freiheit und unsere Würde bedroht, zu besiegen. Christliches Leben ist auch Kampf. Bei allem Vorrang der Gnade gelingt die Menschwerdung nur, wenn der Mensch mit dem ringt, was ihn davon abhalten möchte, das Bild zu leben, das Gott sich von ihm gemacht hat.
    Die hymnische Sprache, die den Epheserbrief in weiten Teilen prägt, will beim Lesen weniger analysiert werden. Vielmehr geht es darum, diese Worte im Herzen zu verkosten, damit wir ihren Geschmack und letztlich den Geschmack der Wirklichkeit Jesu Christi, die uns in diesen Worten entgegenkommt, schmecken. Die Worte wollen nicht nur ins Herz fallen, sondern in die Tiefen unserer Seele, damit der Reichtum von Gottes Herrlichkeit uns erfüllt und Christus in unserem Herzen wohnt (Eph 3,16f).

34
PAULUS SCHREIBT NACH PHILIPPI
     
    Auf seiner zweiten Missionsreise gründete Paulus um das Jahr 49 die Gemeinde von Philippi als erste christliche Gemeinde in Europa. Die Gemeinde war Paulus besonders ans Herz gewachsen. Nur von ihr ließ er sich finanziell unterstützen. Philippi wurde von römischen Veteranen bewohnt, aber auch von Juden und Griechen. Paulus

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