Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
Vom Netzwerk:
«Literatur» sind, Erfindungen und Projektionen von Menschen – es würde den bleibenden Wert dieser Geschichten nicht schmälern. Wenn diese Geschichten reine Erfindungen sein sollten, dann sind es geniale Erfindungen. Diese Geschichten bleiben wahr, weil sie beschreiben, wie menschliches Zusammenleben gelingen kann. Das ist ihre Wahrheit. Das kann man ruhig glauben.
    Damals, vor zweitausend Jahren, entstand in den Gemeindeneine eigens christliche Lebensform, von der Europa noch heute zehrt und die Kirche heute noch lebt. Diese Lebensform prägte die Wirklichkeit neu und führte dazu, dass im Leben eines Getauften kaum noch etwas so geblieben ist, wie es vorher war. Viele gaben ihren Beruf auf, weil die neue Existenz damit nicht mehr vereinbar war. Getaufte Lehrmeister konnten nicht mehr die römische Staatsreligion lehren, Künstler keine heidnischen Götterfiguren mehr darstellen, Beamte nicht mehr bei den Göttern schwören. Man ging nicht mehr zu Schauspielen, Gladiatorenkämpfen und Tierkämpfen und boykottierte heidnische Prozessionen und Bräuche.
    Wegen dieses Boykotts und wegen der hartnäckigen Weigerung, dem römischen Kaiser zu geben, was nur Gott zusteht, nämlich göttliche Verehrung, waren die Christen Staatsfeinde, wurden von der römischen Herrschaft gnadenlos verfolgt, interniert, zur Zwangsarbeit verurteilt, gefoltert, enthauptet und zur Belustigung des Volkes wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen. Auch gehasst wurden sie. Bösartige Gerüchte über sie wurden verbreitet.
    Trotzdem siegte die Kirche über den römischen Staat. Warum eigentlich? Die frühen Christen hatten damals im staatlich geförderten Heidentum eine große und mächtige Konkurrenz.
    Wahrscheinlich liegt gerade darin eine der wichtigsten Ursachen für die Durchsetzung des Christentums. Mit der massenhaften Verfolgung der Christen erreichte die bis in die Knochen morsch gewordene Staatsmacht das Gegenteil dessen, was ihr Ziel gewesen war.
    Die große Zahl der christlichen Märtyrer hat die Urkirche nicht geschwächt, sondern gestärkt. Jeder Märtyrer war ein sichtbares Beispiel für die tiefe Überzeugung der Christen. Um jeden Märtyrer sammelten sich hundert Christen, die seiner gedachten und sich an dessen Mut und Glaubensstärke aufrichteten. Dass die Märtyrer nicht mit Hassparolen in den Tod gingen, sondern mit Gebeten für ihre Peiniger, verringerte den Hass gegen die Christen,entzog vielen bösen Gerüchten den Boden und ließ die staatliche Christenverfolgung in der heidnischen Öffentlichkeit immer fragwürdiger erscheinen.
    Und jeder Märtyrer schreckte hundert Ängstliche und tausend Opportunisten ab, der neuen Religion einfach um persönlicher Vorteile willen, oder weil es gerade Mode war, beizutreten. Wer Christ wurde, wurde es mit tödlichem Ernst, war sich der Gefahr bewusst, in die er sich begab. Das blieb nicht ohne Wirkung auf die Heiden.
    Auch der Lebensstil der Christen machte großen Eindruck. Die Liebe und Fürsorge, die sie einander angedeihen ließen, ihre Gleichgültigkeit gegenüber Rang, Besitz und Reichtum, die Pflege der Alten und Kranken, das alles sprach sich herum unter Heiden, und sie begannen, sich mit der neuen Lehre auseinander zu setzen. Sklaven, Bauern, Handwerker profitierten von der Bildung, dem Geschmack und der Kultur der intellektuellen und wohlhabenden Gemeindemitglieder. Man unternahm alles gemeinsam, lernte voneinander. So entstand eine neue Gesellschaft, die Gemeinden wuchsen und die Urkirche errang den gewaltlosen Sieg über den römischen Staat. Sogar der römische Kaiser Konstantin ließ sich taufen. Das war im Jahre 337.
    Für diesen historischen Sieg des Christentums gibt es etliche Erklärungen – die stärkste ist, dass die Urchristen drei Jahrhunderte lang in der Kraft ihrer für alle sichtbaren Wahrheit lebten. Die urchristlichen Gemeinden bildeten eine Kontrastgesellschaft. Sie unterschieden sich weithin sichtbar vom Rest der Welt. Sie waren wirklich ein Licht in der Finsternis, die «Stadt auf dem Berg», an der man sich orientieren konnte, auch wenn man nicht dazugehörte. Sie zeigten, wie man leben muss, wenn das Leben gelingen soll.
    Gottes Plan wurde nun vor aller Augen ausgeführt. Die Utopie Gottes hatte aufgehört, Utopie zu sein. Das Evangelium war nicht mehr bloßes Wort, sondern Fleisch gewordene Wirklichkeit vonenormer Durchschlagskraft. Sie hat sogar die römische Supermacht umgehauen.

Auferstehung und andere Hypthesen 
    1500   Jahre Judentum und 300  

Weitere Kostenlose Bücher