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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Jahre Christentum sind erzählt, und die «Hypothese Auferstehung» musste noch nicht bemüht werden. Ist sie noch nötig?
    Als Jesus am Kreuz hing, spotteten einige, er solle doch einfach herabsteigen, wenn er der Messias sei. Die obersten Priester und Schriftgelehrten sagten:
Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.
Und die Pharisäer und Sadduzäer verlangten,
dass er ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen möge
.
    Man stelle sich vor, Jesus wäre tatsächlich nach ein- oder mehrtägigem Martyrium unversehrt vom Kreuz gestiegen und hätte seine Umwelt durch allerlei Messias-Zaubereien beeindruckt – wäre das nicht eine allzu billige Pointe der Passionsgeschichte gewesen? Andererseits: Ist die wirkliche Pointe, Auferstehung von den Toten am dritten Tag, so viel besser?
    Wir nähern uns mit diesen Fragen einem der größten Probleme der Kirche und der Krise des christlichen Glaubens: Wie kann man nach der Aufklärung noch an Gott glauben und an das, was in der Bibel steht?
    Die Evangelisten erzählen, in Details oft einander widersprechend: Jesus wurde von einer Jungfrau geboren, hat Wasser in Wein verwandelt, Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben, konnte auf dem Wasser gehen, Stürme zum Erliegen bringen, mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer plus deren Frauen und Kinder sättigen und Tote ins Leben zurückholen. Zuletzt ist erselber von den Toten auferstanden, hat seine Jünger besucht, mit ihnen gesprochen, ist nach vierzig Tagen gen Himmel gefahren und hat am fünfzigsten Tag den Heiligen Geist über seine Jünger ausgeschüttet.
    Mehrfach erzählen die Evangelisten, dass Jesus die oft an ihn herangetragene Forderung ablehnt, durch Wunder zu beweisen, dass er wirklich der Sohn Gottes sei. Noch häufiger aber berichten die Evangelisten von Wundern, die Jesus dann doch vollbringt, nicht selten mit dem ausdrücklichen Ziel, seine Vollmacht als Menschensohn, Sohn Gottes oder Messias zu erweisen und Glauben zu erwecken.
    So sagt er betend zu Gott, bevor er den seit vier Tagen toten Lazarus auferweckt,
um der umstehenden Menge willen
vollbringe er nun das Wunder,
damit sie glauben, dass du mich gesandt hast
. Und prompt erzielt Jesus mit der Auferweckung des Lazarus die erwünschte Wirkung:
Viele nun von den Juden, die   … gekommen waren und sahen, was Jesus getan hatte, glaubten an ihn.
    Rund anderthalb Jahrtausende wurden diese Geschichten wörtlich geglaubt. Im Zentrum dieses Glaubens stand die leibliche Auferstehung von den Toten, einem göttlichen Endgericht und die Verteilung der Menschen auf Himmel und Hölle.
    Das war eine klare Ansage. Das Leben hatte einen Sinn, die Geschichte ein Ziel, der Kosmos erschien geordnet, das Ganze vernünftig. Das Leben im irdischen Jammertal galt nur als Durchgangsstadium und Bewährungsprobe für das eigentliche Leben im Jenseits in himmlischer Ewigkeit oder ewiger Verdammnis. Unrecht und Leid, Krieg, Elend und Not ließen sich gut ertragen mit der Aussicht auf Belohnung und ausgleichende Gerechtigkeit im Himmel.
    Nur die Kleriker legten Wert darauf, dass es ihnen schon auf Erden gut ergehe. Sie predigten ihren Schäflein Wasser, tranken heimlich Wein, wurden dabei ertappt von Martin Luther, und das Ergebnis war die Kirchenspaltung. Plötzlich gab es zwei Wahrheiten.
    Wenn es zwei verschiedene Wahrheiten gab, folgerten die Leute, könne es auch drei, vier oder viele Wahrheiten geben. Oder keine. Es begann sich außerdem herumzusprechen, dass die Erde keine Scheibe sei und nicht der Mittelpunkt des Weltalls, um den sich alles drehe. In diesem Punkt irrte sich die Kirche also auch. Wer weiß, was sich noch alles als Irrtum herausstellen würde?
    Albrecht Dürer hörte auf, Heiligenbilder zu malen, und fing an, sich selbst zu malen und gewöhnliche Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Sollte dieser Platz nicht Gott reserviert bleiben? Bis vor kurzem lautete die Antwort darauf eindeutig ja. Jetzt gingen die Meinungen darüber auseinander. Das kritische Bewusstsein war erwacht, der Weg zur Aufklärung gebahnt, wenn auch zunächst nur für die Gebildeten.
    Nach der Aufklärung, der Französischen Revolution und der Säkularisation erfasste das kritische Bewusstsein auch die weniger Gebildeten. Bauern, die sahen, dass Kunstdünger dem Acker besser bekommt als Weihwasser, machten sich ihre eigenen Gedanken über das, was ihnen der Pfarrer erzählte. Kranke vertrauten lieber der Medizin, der Chemie und dem Chirurgen als dem Gebet und einer

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