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Die Biene Maja

Die Biene Maja

Titel: Die Biene Maja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Bonsels
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ihm nichts verschweigen konnte.
    »Nun?« fragte er und strich sich das goldene Haar aus der reinen Stirn.
    »Ich möchte die Menschen kennenlernen, wie sie am schönsten sind«, sagte die kleine Biene heiß und rasch und fürchtete, sie würde hören, daß man einen so großen Wunsch nicht erfüllen könnte.
    Aber der Elf erhob sich ernst und ruhig, und seine Augen bekamen einen Glanz von Zuversicht, er nahm die zitternde Hand der kleinen Maja und sagte:
    »Komm, wir fliegen zusammen, dein Wunsch soll in Erfüllung gehen.«

Elftes Kapitel
Die Elfenfahrt

    So flogen der Blumenelf und die kleine Maja durch die Sommernacht dicht über den blühenden Blumen dahin. Als sie über den Bach kamen, blinkte das weiße Spiegelbild des Elfen im Wasser auf, als zöge ein Stern hindurch.
    Mit wieviel Beglücktheit vertraute die kleine Biene sich diesem holden Wesen an! Sie hätte gar zu gern eine Menge wichtiger Fragen gestellt, aber sie wagte es nicht. Der Elf würde es schon gut hinausführen, das fühlte sie zuversichtlich.
    Als sie miteinander durch eine hohe Pappelallee flogen, surrte es über ihnen, und ein dunkler Schmetterling, groß und stark wie ein Vogel, kreuzte ihren Weg. Der Blumenelf rief ihn an:
    »Warte einen Augenblick, ich bitte dich!« rief er.
    Maja war sehr erstaunt, wie bereitwillig der dunkle Falter dem Ruf gehorchte. Sie ließen sich auf einem Ast der hohen Pappel nieder. Neben ihnen flüsterte das bewegliche Laub im Mond, und man sah weit in die stille, beschienene Nachtlandschaft. Der Falter saß Maja grade gegenüber mitten im Mondlicht. Er hob seine ausgebreiteten Flügel langsam und senkte sie wieder sanft, als wollte er jemandem Kühlung zufächeln. Maja sah, daß quer über die Flügel breite Streifen liefen von einem hellen, herrlichen Blau. Sein schwarzer Kopf war wie mit dunklem Samt gedeckt, und sein Gesicht, darin ein schwarzes Augenpaar glühte, sah aus, als trüge er eine seltsam geheimnisvolle Maske. Wie wunderbar waren die Tiere der Nacht. Maja fröstelte ein wenig, ihr war zumut, als träumte sie den sonderbarsten Traum ihres Lebens.
    »Sie sind sehr schön,« sagte sie zu dem Fremden, »also wirklich ...« Ihr war ganz feierlich zu Sinn.
    »Wen hast du denn da bei dir?« fragte der Nachtfalter den Elf.
    »Es ist eine Biene«, antwortete der Elf. »Ich bin ihr begegnet, als ich den Blumenkelch verließ.«
    Der Falter schien zu wissen, was sich damit verband, denn er sah Maja beinahe ein wenig neidisch an und nickte ihr ernst und gedankenvoll zu.
    »Sie Glückliche«, sagte er dann leise.
    »Sind denn Sie vielleicht traurig?« fragte Maja herzlich.
    Der Falter schüttelte den Kopf.
    »Nein, das nicht«, sagte er freundlich und dankbar und sah Maja so lieb an, daß sie gern gleich Freundschaft mit ihm geschlossen hätte. Aber dazu war er zu groß.
    Nun fragte der Blumenelf den Falter, ob die Fledermaus schon zur Ruhe gegangen sei.

    »O ja,« antwortete der Falter, »schon längst. Du meinst wohl wegen deiner Begleiterin?« fügte er hinzu.
    Der Elf nickte, und Maja hätte gern gewußt, was eine Fledermaus ist, aber der Elf schien es eilig zu haben. In holder Ruhlosigkeit warf er sein schimmerndes Haar zurück. »Eine Nacht ist so kurz,« sagte er, »komm, Maja, wir müssen eilen.«
    »Soll ich dich ein Stückchen tragen?« fragte der Nachtfalter.
    Der Elf dankte. »Ein andermal!« rief er.
    So wird es nie mehr sein, dachte die kleine Biene, als sie weiterflogen, denn im Morgenrot muß der Blumenelf sterben.
    Der Nachtfalter blieb noch sitzen und sah den beiden nach, bis der Schein des Elfenkleides immer kleiner und kleiner wurde und endlich ganz in den Tiefen der blauen Ferne versank. Dann drehte er sich langsam auf seinem Blatt etwas herum, wandte den Kopf und betrachtete seine großen dunklen Flügel mit den breiten blauen Bändern darauf. Er wurde dabei sehr nachdenklich.
    Ich habe so oft gehört, sann er, daß ich grau und häßlich bin und daß mein Kleid den prächtigen Gewändern der Tagesfalter nicht zu vergleichen wäre. Die kleine Biene hat an mir nur das gesehen, was schön ist. -- Und dann dachte er darüber nach, ob er nicht vielleicht doch traurig sei, Maja hatte ihn danach gefragt. »Nein,« sagte er endlich, »ich bin es jetzt nicht mehr, so viel ist sicher.« --
    Indessen flogen Maja und der Blumenelf durch das dichte Gebüsch eines Gartens. Das war eine Pracht im gedämpften Mondglanz, wie kein irdischer Mund sie nennen kann. Ein betörend süßer Hauch von Taukühle und

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