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Die Biene Maja

Die Biene Maja

Titel: Die Biene Maja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Bonsels
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schlummernden Blumen verzauberte alles zu unaussprechlichen Wohltaten der Natur. Die lila Trauben der Akazien funkelten vor Frische, und der Junirosenbusch sah wie ein kleiner blühender Himmel voller roter Lampen aus. Bleich und traurig glommen die weißen Sterne des Jasmin, sie strömten einen Duft aus, als wollten sie noch in dieser Stunde alles verschenken, was ihr eigen war. Maja wurde ganz verwirrt und preßte die Hand des Elfen, dessen Augen verklärt und selig schimmerten.
    »Wer hätte das gedacht,« sagte die kleine Maja, »nein, wer hätte das für möglich gehalten.« Aber da erblickte sie etwas, das sie von Herzen traurig stimmte.
    »O,« rief sie, »sieh, ein Stern ist gefallen! Nun irrt er umher und kann seinen Platz am Himmel nicht wiederfinden.«
    »Es ist ein Glühkäferchen«, sagte der Blumenelf ernst.
    Da merkte Maja trotz ihres Erstaunens zum erstenmal, warum ihr der Elf so liebevoll erschien. Er lachte niemals über ihre Unkenntnis, sondern er half ihren armen Gedanken, wenn sie sich nicht zurechtfinden konnten.
    »Es sind seltsame Tierchen«, fuhr der Elf fort. »Sie tragen ihr eigenes Licht durch die laue Nacht umher, so beleben sie das Dunkel unter den Kuppeln der Büsche, wohin der Mond nicht dringt und finden einander leicht. Später sollst du einen kennenlernen, wenn wir zu den Menschen kommen.«
    Maja wollte wissen weshalb.
    »Gleich wirst du es sehen«, sagte der Blumenelf.
    Sie waren inzwischen an einer Laube angekommen, die über und über von Jasmin und Gaisblatt bewachsen war. Sie ließen sich dicht am Boden nieder, ganz in der Nähe der Laube, aus der ein leises Flüstern klang. Der Blumenelf winkte einem Glühkäferchen. »Sei so gut,« bat er den Kleinen, »leuchte ein wenig, wir müssen hier durch die dunklen Blätter hindurch, um in das Innere der Jasminlaube zu dringen.«
    »Aber dein Schein ist ja viel heller als meiner«, sagte der Glühkäfer.
    »Das finde ich auch«, meinte Maja, eigentlich nur um ihre Erregung zu verbergen.
    »Ich muß mich in ein Blatt einhüllen,« erklärte der Elf, »sonst sehen die Menschen mich und sie würden erschrecken. Wir Elfen erscheinen den Menschen nur in ihren Träumen.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte der Glühkäfer. »Mach gütigst Gebrauch von mir. Ich werde tun, was ich kann. Wird das große Tier, das du bei dir hast, mir nichts zu leide tun?«
    Der Elf schüttelte den Kopf, und der Glühkäfer glaubte ihm gleich.
    Nun nahm der Blumenelf ein Blatt und wickelte sich sorgfältig hinein, so daß sein weißes Kleid nirgends durchschimmerte. Dann pflückte er eine kleine blaue Glockenblume, die er im Gras fand, und setzte sie wie einen Helm auf sein leuchtendes Haar. Nun war nur sein weißes Gesicht zu sehen, das so klein war, daß sicher niemand es entdeckt hätte. Er bat den Glühkäfer, sich auf seine Schulter zu setzen und sein Lämpchen an der einen Seite mit dem Flügel ein wenig abzudämpfen, damit es die Augen nicht blendete. Dann nahm er Majas Hand und sagte:
    »Nun komm. Am besten klettern wir hier empor.«
    Die kleine Maja dachte an das, was der Elf vorhin erzählt hatte, und fragte, während sie in den Ranken aufwärtsstiegen:
    »Träumen die Menschen, wenn sie schlafen?«
    »Nicht nur dann,« sagte der Elf, »sondern sie träumen zuweilen auch, wenn sie wachen. Dann sitzen sie da, etwas in sich zusammengesunken, ihr Kopf neigt sich ein wenig, und ihre Augen suchen in der Ferne, als ob sie bis in den Himmel schauen möchten. Immer sind ihre Träume schöner als das Leben, deshalb erscheinen wir ihnen darin.«
    Aber da legte der Elf rasch das winzige Fingerchen auf seine Lippen, bog einen keinen blühenden Jasminzweig zur Seite und schob dann Maja ein wenig vor.
    »Sieh nun hinab,« sagte er leise, »dort findest du, was du dir gewünscht hast.«
    Da sah die kleine Biene im Mondschatten auf einer Bank zwei Menschen sitzen. Es waren ein Mädchen und ein Jüngling. Sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt, und sein Arm hielt sie umschlungen, als ob er sie schützen wollte. Sie saßen ganz still da und schauten mit großen Augen in die Nacht. Es war so ruhig, als wären sie beide eingeschlafen, nur in der Ferne hörte man die Grillen und langsam, langsam wanderte das Mondlicht in den Blättern.
    Die kleine Maja sah voll Entzücken in das Gesicht des Mädchens. Obgleich es bleich und traurig erschien, lag doch ein Schimmer von großem Glück darüber, der wie ein heimliches Leuchten war. Über den großen Augen ruhte

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