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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Wohnzimmer, wo ich ein paar Grießflocken auf den Boden streute, damit es etwas zu picken hatte, und Rosaleen erhob nicht ein Wort des Einwands.
    Das kleine Hühnchen hinterließ Häufchen violett gemusterter Kleckse im ganzen Zimmer, vermutlich, weil die Farbe allmählich durch die Haut in seinen empfindlichen Körper drang. Wir hatten gerade angefangen, den Dreck wegzuwischen, als T. Ray reinplatzte und damit drohte, das Küken zu kochen und Rosaleen zu feuern, weil sie eine dumme Kuh sei. Er fing schon an, mit seinen von Traktoröl verschmierten Händen nach dem Vögelchen zu grabschen, als sich Rosaleen der Länge nach vor ihm aufbaute. »In diesem Haus gibt’s weiß Gott Schlimmeres als Hühnerscheiße«, sagte sie und musterte ihn von allen Seiten. »Sie rühren mir das Küken nich’ an.«
     
    Er gab sich geschlagen und schlich in seinen Stiefeln den Flur hinunter. Ich dachte, sie liebt mich , und das war das allererste Mal, dass mir dieser Gedanke überhaupt gekommen war, so unvorstellbar erschien er mir.
    Sie hatte keine Ahnung, wie alt sie war, denn sie besaß keine Geburtsurkunde. Sie hatte mir gelegentlich gesagt, dass sie 1909 oder 1919 geboren war, aber das hing immer davon ab, wie sie sich gerade fühlte. Aber wo sie geboren war, das wusste sie: McClellanville, South Carolina, wo ihre Mutter Körbe aus Süßgras geflochten und am Straßenrand verkauft hatte.
    »Genau wie ich, wenn ich Pfirsiche verkaufe«, sagte ich zu ihr.
    »Gar nich’ wie du und deine Pfirsiche«, antwortete sie mir. »Du musst davon nich’ sieben Kinder satt kriegen.«
    »Du hast sechs Geschwister?« Ich hatte mir immer vorgestellt, sie sei ganz alleine auf dieser Welt, dass sie niemanden hatte, außer mir natürlich.
    »Hatte schon, aber ich weiß nich’, wo die stecken.«
    Sie hatte ihren Mann nach drei Jahren Ehe aus dem Haus geworfen, weil er trank. »Sein Gehirn im Kopf eines Vogels, und der Vogel würde rückwärts fliegen«, sagte sie gerne. Ich fragte mich, was wohl ein Vogel machen würde, der Rosaleens Hirn im Kopf hätte. Entweder, so stellte ich mir vor, würde der Vogel seine Häufchen anderen Leuten auf den Kopf fallen lassen, oder aber er würde auf einem verlassenen Nest sitzen, mit weit ausgebreiteten Flügeln.
    In meinen Tagträumen war Rosaleen weiß und mit T. Ray verheiratet, und sie war meine richtige Mutter. Manchmal malte ich mir aus, ich wäre ein Negerwaisenkind, das sie in einem Maisfeld fand und adoptierte. Dann wieder träumte ich, wir würden in einem fremden Land wie New York leben, wo sie mich adoptieren dürfte und wir beide unsere Hautfarbe behalten könnten.
     
    Der Vorname meiner Mutter war Deborah. Das war der schönste Name, den ich je gehört hatte, dabei nahm T. Ray ihn niemals in den Mund. Wenn ich Deborah sagte, benahm er sich immer, als würde er jeden Moment losstürmen, um irgendetwas - gleich was - zu erstechen. Einmal habe ich ihn gefragt, wann ihr Geburtstag war und welche Sorte Zuckerguss sie am liebsten auf ihrer Torte hatte, aber er sagte nur, ich solle die Klappe halten, und als ich ihn noch einmal gefragt habe, hat er ein Glas Johannisbeergelee genommen und gegen den Küchenschrank geknallt. Die roten Flecken sieht man heute noch.
    Es gelang mir aber doch, ein paar Sachen aus ihm herauszuholen, und so wusste ich, dass meine Mutter in Virginia, woher ihre Familie stammte, beerdigt worden war. Ich wurde damals ganz aufgeregt, weil ich glaubte, ich hätte eine Großmutter gefunden. Aber nein. Er sagte, meine Mutter wäre ein Einzelkind gewesen und ihre Mutter schon vor Ewigkeiten gestorben. Und einmal, als er auf eine Küchenschabe trat, erzählte er mir, meine Mutter hätte Stunden damit verbracht, die Schaben mit ganz klein zerbröselten Marshmellows und winzigen Kekskrümeln aus dem Haus zu locken. Sie habe sich wie eine Irre aufgeführt, wenn es darum ging, ihre blöden Schaben zu retten.
    Es waren die seltsamsten Anlässe und Dinge, bei denen ich sie vermisste. Der erste Büstenhalter. Wen sollte ich bei diesem Thema um Rat fragen? Und wer außer meiner Mutter hätte verstanden, wie wunderbar es gewesen wäre, zu den Proben der Junior Cheerleader gefahren zu werden? T. Ray jedenfalls begriff es nicht. Aber, soll ich sagen, in welchem Moment ich sie am allermeisten vermisste? Das war an dem Tag, ich war zwölf, als ich wach wurde und einen rosigroten Flecken in meiner Unterhose hatte. Ich war so stolz, dass ich endlich zur Frau erblühen würde, und hatte niemanden, dem

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