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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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ich den Fleck hätte zeigen können.
    Bald darauf fand ich ganz hinten auf dem Speicher eine Papiertüte. Darin befanden sich die letzten Spuren meiner Mutter.
    Da war die Fotografie einer Frau vor einem alten Auto. Sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht und trug ein helles Sommerkleid mit Schulterpolstern. Ihr Gesichtsausdruck sagte: »Wag ja nicht, mich zu fotografieren«, dabei wollte sie aufs Bild, das sah man ganz deutlich. Niemand kann sich vorstellen, was für Geschichten ich in diesem Bild las, wie sie da an diesem Kotflügel lehnte und darauf wartete, der Liebe ihres Lebens zu begegnen, sie schien es verdammt eilig zu haben.
    Ich legte die Fotografie neben mein Schulfoto aus der achten Klasse und suchte, ob es Ähnlichkeiten zwischen uns gab. Sie hatte kaum Kinn, so wie ich, aber trotzdem war sie überdurchschnittlich hübsch, was mich für später hoffen ließ.
    Die Tüte enthielt ein Paar weißer Baumwollhandschuhe, vom Alter fleckig geworden. Als ich sie herausnahm, ging mir durch den Kopf: Sie hat sie an IHREN Händen getragen. Heute erscheint mir das albern, aber damals stopfte ich die Handschuhe mit Watte aus und hielt sie eine ganze Nacht lang fest.
    Aber das größte Rätsel, das die Tüte barg, war ein kleines hölzernes Bild Mariens, der Mutter Jesu. Ich erkannte sie, obwohl ihre Hautfarbe schwarz war, ein wenig heller nur als Rosaleens. Es sah aus, als ob jemand das Bild der schwarzen Maria aus einem Buch herausgeschnitten, auf ein Stück Holz von etwa fünf Zentimetern geklebt und dann überlackiert hätte. Auf der Rückseite stand geschrieben »Tiburon, S. C.«.
    Seit zwei Jahren schon bewahrte ich diese Dinge in einer Blechdose auf, die ich im Obstgarten vergraben hatte. Ich hatte meinen ganz besonderen Platz inmitten der langen, dichten Baumreihen, von dem niemand etwas wusste, nicht einmal Rosaleen. Ich ging schon dorthin, noch ehe ich mir selber die Schuhe zuschnüren konnte. Ganz am Anfang war es nur ein Versteck vor T. Ray und seinen Gemeinheiten gewesen und auch vor der Erinnerung an den Nachmittag, an dem die Pistole losgegangen war, aber später stahl ich mich oft dorthin, wenn T. Ray ins Bett gegangen war, ich wollte nur unter den Bäumen liegen und einfach meine Ruhe haben. Es war mein Stück Erde, meine Höhle.
    Ich hatte ihre Sachen in die Blechdose gelegt und sie dort draußen eines Nachts im Schein meiner Taschenlampe vergraben, weil ich viel zu viel Angst hatte, sie in meinem Zimmer zu lassen, selbst wenn ich sie ganz hinten in einer Schublade verstecken würde. Ich hatte Angst, T. Ray würde auf den Speicher gehen und merken, dass ihre Sachen fehlten, und dann würde er mein Zimmer auf den Kopf stellen. Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was er wohl mit mir machen würde, wenn er ihre Sachen zwischen den meinen finden würde.
    Hin und wieder ging ich zu meinem Platz und grub die Dose aus. Ich legte mich auf die Erde, und die Bäume hielten schützend ihre Äste über mich. Ich schlüpfte in ihre Handschuhe und lächelte ihr Foto an. Ich begutachtete den Schriftzug »Tiburon, S. C.« hinten auf dem Bild der schwarzen Maria, die komische Neigung der Buchstaben, und fragte mich, was für ein Ort das wohl sei. Ich hatte auf meiner Landkarte nachgesehen - Tiburon war kaum zwei Stunden entfernt. War meine Mutter da gewesen, hatte sie da das Bild gekauft? Ich nahm mir vor, eines Tages, wenn ich alt genug wäre, würde ich mit dem Bus dorthin fahren. Ich wollte überall hinfahren, wo sie gewesen war.
     
    Den Nachmittag des Tages, an dem ich morgens die Biene gefangen hatte, verbrachte ich am Straßenstand und verkaufte T. Rays Pfirsiche. Es war von allen Arbeiten, die ein Mädchen während der Sommerferien tun konnte, die einsamste: Ich saß am Straßenrand fest, in einer Bude, die aus drei Wänden und einem Flachdach aus Zinn bestand.
    Ich hockte auf einer Colakiste und sah den vorbeisausenden Lieferwagen hinterher, bis ich vor lauter Abgas und Langeweile fast umkam. Donnerstagnachmittag war eigentlich ein guter Pfirsichtag, weil die meisten Frauen ihre sonntägliche Obsttorte vorbereiteten, aber niemand hielt an.
    T. Ray erlaubte mir nicht, Bücher mitzunehmen und zu lesen, und wenn ich trotzdem eines unter meiner Bluse raus an den Stand schmuggelte, »Der verlorene Horizont« etwa, sah mich dabei garantiert jemand wie Mrs. Watson von der Farm nebenan, die dann in der Kirche zu meinem Vater sagte: »Ich hab übrigens neulich deine Tochter beobachtet, wie sie am

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