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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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Großbürgertum Kontakt, das den ökonomisch im Abstieg befindlichen Adel zu dieser Zeit ablöste. Stattdessen hatte Bismarck in Aachen mit der aristokratischen Elite der alten europäischen Führungs- und Seemächte verkehrt. Er setzte auf Personen, nicht auf Institutionen.
    Nach seinem Weggang aus Aachen blieb Bismarck zunächst in Potsdam und diente als Einjährig-Freiwilliger bei den dortigen Gardejägern, später bei den Pommerschen Jägern in Greifswald. Ein passionierter Soldat wurde er nie, er konnte sich schlecht unterordnen. Dennoch wurde Bismarck 52   Jahre später zum Generaloberst der Kavallerie im Range eines Generalfeldmarschalls ernannt. Aus finanziellen Schwierigkeiten hatte er sich in Potsdam den Dienst bei der Kavallerie nicht leisten können. In der in der Nähe von Greifswald gelegenen Akademie von Eldena begann er 1838 gleichzeitig mit Landwirtschaftsstudien. Für einen Moment tauchte der Gedanke auf, die abgebrochene Ausbildung in der preußischen Verwaltung doch noch mit dem Assessorexamen abzuschließen. Aber Bismarck verwarf die Idee nun endgültig. Ein Jahr später, im Sommer 1839, begann seine eigentliche Bewährungsprobe. Er wurde Landjunker. Anders als Spitzweg, der im gleichen Jahr den »armen Poeten« malte, wollte er aus den defizitären elterlichen Betrieben etwas machen.
    Um diesen Weg zu gehen, bedurfte es der elterlichen Zustimmung. Die Erkrankung von Bismarcks Mutter war mittlerweile vorangeschritten. Sie starb am 1.   Januar 1839 im Alter von nur 49   Jahren. Ihr Mann hatte bereits im Juli 1838 seinen beiden Söhnen mitgeteilt, dass er bereit sei, die Ländereien rund um den Kniephof an sie zu übergeben und sich auf Schönhausen zu beschränken. Damit war der Weg für Otto von Bismarck frei. In der Rückschau hat er später geschrieben: »Auf diesem Beruf lag damals für mich der schöne blaue Dunst ferner Berge.«
    Flegeljahre
    Im Alter von 24   Jahren übernahm Bismarck gemeinsam mit seinem älteren Bruder Bernhard die drei pommerschen Güter der Familie. Sie waren für die dortigen Verhältnisse nicht sehr groß: 550   Hektar Ackerland, Wiesen und Wälder. Der Vater zog mit der mittlerweile zwölf Jahre alten Tochter Malwine nach Schönhausen. Die finanzielle Lage des Besitzes war kritisch, allerdings waren viele Landjunker zu dieser Zeit überschuldet.
    Schon zwei Jahre später kam es zu einer Aufteilung der Güter. Trotz späterer Erbauseinandersetzungen war das Verhältnis der beiden Brüder zueinander freundschaftlich. Der Ältere zeigte viel Nachsicht gegenüber den Eskapaden des Jüngeren. Neidlos anerkannte Bernhard das größere Potenzial Ottos, seine rasche Auffassungsgabe, seine kraftvolle Persönlichkeit.
    Otto von Bismarck kniete sich tief in die Arbeit und Situation eines Großgrundbesitzers hinein, studierte Fachliteratur und war bald wirtschaftlich erfolgreich. Sein Wunsch, frei schalten und walten zu können, keine bürokratischen Hemmnisse überwinden zu müssen, hatte sich erfüllt. Er verstand nun etwas von der Qualität der Böden, er konnte den Wert von Grundstücken beurteilen, Flurkarten lesen und den Einsatz von Maschinen kalkulieren. Auf diesem Gebiet war er besonders fortschrittlich. Besonderes Erstaunen erregte er bei seinen Nachbarn damit, dass er die eine oder andere Erkenntnis aus ausländischen Fachzeitschriften bezog.
    Die anfängliche Durststrecke in Pommern überbrückte Otto mit eiserner Sparsamkeit. Das Mittagessen bestand vorübergehend aus Hering und Kartoffeln, dem Armeleutegericht. Rasch erwarb sich Bismarck auch den Respekt der Bauern. Ihnen war nicht entgangen, dass er zugunsten seiner Bediensteten persönlichen Verzicht leistete und mit den kleinen Leuten ebenso normal kommunizierte wie in den Tagen der Kindheit. Das sollte sich auszahlen in Form von Vertrauen und einem stabilen Umfeld. Man blieb bei Bismarck jahrzehntelang. Schon bald wurde er von der Landbevölkerung abgöttisch geliebt 22 , die sich nur langsam von ihren alten Gewohnheiten, ihrer Abhängigkeit vom Gutsherrn lösen konnte. Als Gutsbesitzer übte der junge Bismarck allerdings weiterhin die Polizeigewalt aus, sprach Recht im Patrimonialgericht und war Patronatsherr der Kirche. Als es einige Jahre später um eine Reform der Patrimonialgerichte ging, sprach sich Bismarck dagegen aus und lernte bei dieser Gelegenheit seine künftigen politischen Bündnisgenossen kennen.
    Bismarck selbst hat diese Anfangsjahre als Landjunker später in der ihm typischen Weise

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