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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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Pommerns im Kreis Naugard und übte dieses Amt bis 1887 aus. In den 1850er-Jahren und dann von 1870 bis 1888 war der studierte Jurist auch Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Im Gegensatz zu seinem Bruder blieb er also zeitlebens ortsfest. Bernhards erste Frau, wie seine Mutter eine Bürgerliche, starb nach der Geburt ihres ersten Kindes. Bernhard heiratete bald darauf erneut und hatte mit Malwine von Lettow-Vorbeck zwölf weitere Kinder.
    Schönhausen war in keiner guten Verfassung, es machte Verluste, als Otto von Bismarck das Gut übernahm. Ein Jahr zuvor war die Elbe über die Ufer getreten und hatte den Besitz teilweise überschwemmt. Otto nahm die neue Herausforderung mit Tatkraft an. Er wurde zusätzlich Deichhauptmann und verantwortete nun die Kontrolle der Dämme zwischen Jerichow und Sandau. Es war sein erstes öffentliches Amt.
    Auch in Schönhausen reüssierte Bismarck rasch als Landwirt. Als ihn die Regierung als Meliorationskommissar nach Ostpreußen entsenden wollte, um die Erträge in der dortigen Landwirtschaft zu steigern, sagte er nach längerer Bedenkzeit ab. Einerseits hätte ihn die Aufgabe gereizt, andererseits befürchtete er, rasch das Interesse zu verlieren. Die Sackgasse in seinem bisherigen unsteten Leben war offensichtlich. Bismarck hatte einiges angefasst, aber nichts zu Ende gebracht. Er war Monarchist, wollte aber nicht zum Militär. Die Welt der Aristokraten und Reichen zog ihn an, aber er hatte die Prüfung zum Assessor nicht geschafft, die ihm den Weg in die Diplomatie eröffnet hätte. Er liebte das Leben auf dem Lande, spottete jedoch über Pommern, den »Brennpunkt europäischer Zivilisation«. Bismarck entging nicht, dass er selbst innerhalb seiner sozialen Gruppe ein Außenseiter war. Aber er war innerlich gefestigt, er wusste um seine Fähigkeiten, um seine Chance. Reizen könnte ihn nicht die berufliche Ochsentour, das Vorwärtskommen durch Beziehungen, hatte er schon im Herbst 1838 ein wenig verklausuliert gesagt, sondern die Rolle »eines Mitspielers bei energischen politischen Bewegungen«. Eine solche Aufgabe könne auf ihn »eine jede Überlegung ausschließende Anziehungskraft ausüben, wie das Licht auf die Mücke«. Die passende Selbstcharakterisierung war da, es fehlte die Lage. 25
    In dieser Lebenssituation begegnete Bismarck der Tochter des Gutsbesitzers Adolf von Thadden-Trieglaff, einer Symbolfigur des pommerschen Pietismus. Er war von der Schönheit der 21-Jährigen begeistert. Marie von Thadden empfand ebenfalls mehr als nur Sympathie für den Mann vom Nachbargut, der wie ein Weltmann auf sie wirkte. Seine Wildheit, seine Kraft, seine Außenseiterrolle zogen sie magisch an. Marie war zu dieser Zeit jedoch schon mit Bismarcks Schulkamerad vom Grauen Kloster und Jugendfreund Moritz von Blanckenburg verlobt. Moritz, der Bismarck mit Roon bekannt gemacht hatte, ahnte nicht, wie brenzlig die Situation war. Aber Konventionen waren in dieser Zeit wichtiger als Gefühle. Otto und Marie bekämpften tapfer ihre wahren Empfindungen füreinander.
    Bismarck, der sich schon seit längerer Zeit mit philosophischer Literatur und religionsphilosophischen Fragen befasste, geriet in diesem pietistischen Umfeld in lebhafte Debatten über Glaubensfragen. Das hatte für ihn und insgeheim auch für Marie den Vorteil, dass er häufig zu Diskussionsrunden eingeladen wurde. An ihnen beteiligten sich hauptsächlich die Verlobten und die Schwester von Marie. Den Anwesenden auf dem Trieglaff’schen Gut entging jedoch nicht, dass die Vieraugengespräche von Bismarck mit Marie bei diesen Begegnungen sehr lange dauerten, zu lange. Es drohte ein Skandal, den Marie mit vielerlei Aktivitäten zu umschiffen versuchte.Tapfer berichtete sie einer Freundin: »Moritz hat ganz recht, ich kann ihm wohl vertrauen, denn ich bin ihm heilig«, und: »Mir ist der Abend sehr lieb gewesen, weil mir nun die gefährliche Glätte an diesem großen interessanten Weltmann etwas genommen ist.«
    Hin- und hergerissen in ihren Gefühlen, lud Marie eine enge Freundin als Tischdame für Bismarck zu ihrer Hochzeitsfeier am 4.   Oktober 1844 ein. Sie hieß Johanna von Puttkamer, war 20   Jahre alt und mit der früher angebeteten Ottilie von Puttkamer nicht verwandt. Der Funke sprang bei der Hochzeitsfeier jedoch nicht über, die mit dem Löschen eines durch ein Feuerwerk ausgebrochenen Großbrandes endete. Johanna war, anders als Marie mit ihrem klassischen Profil, den blauen Augen und dunkelblonden Haaren,

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