Die bitter sueße Fortsetzung
geht ins Haus, um die Polizei zu informieren. Helga tippt auf Jugendliche und lässt die Gelegenheit nicht aus, über die Verrohung der jungen Leute von heute zu schimpfen.
»Liest man doch Tag täglich in der Zeitung. Fahr mal mit der S Bahn. Glaubst du, einer dieser Lümmel steht auf und bietet seinen Platz an? Vergiss es. Die Jugend von heute hat kein Benehmen mehr. Sieh dich doch nur mal in Hamburg um. Es gibt kaum noch eine Brücke oder eine Häuserwand die nicht mit diesen Graffitis verunstaltet ist.« Mathilda ist ganz anderer Meinung.
»Das waren keine Jugendlichen. Die ziehen einmal mit einem Nagel an der Wagenseite entlang und laufen schnell davon. Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben. Vermutlich jemand, der mit Martin noch eine offene Rechnung hat.«
»So Mädels, überlassen wir die Tätersuche der Polizei und machen uns endlich an die Arbeit. Es gibt viel zu tun. Packen wir es an!«, bestimme ich.
»Nun ärgere dich nicht mehr. Die Versicherung übernimmt den Schaden und in spätestens vier Tagen hast du deinen Wagen wieder.« Martin rückt weiter in meine Bettseite und fragt, wie mein Tag war.
»Laut! Laut und anstrengend. Diesen ohrenbetäubenden Krach müssen wir jetzt noch tagelang ertragen. Also lass uns schnell schlafen, bevor der Lärm wieder losgeht.« Ich habe gerade die richtige Schlafposition gefunden, als das Telefon klingelt. Genervt stöhne ich auf. Wer ruft mich denn um diese Zeit auf dem geschäftlichen Festnetzanschluss an. Ich stehe auf und melde mich müde mit »Talbach, hallo«, aber es meldet sich niemand. Das Display zeigt »Unbekannter Anruf« und ich lege auf. Keine fünf Minuten später klingelt es wieder. Diesmal ist es mein privater Anschluss. Wieder niemand dran. Das Schauspiel wiederholt sich noch drei Mal, bis ich beschließe, die Telefone vom Strom zu nehmen.
»Was wird das hier?«, schimpfe ich. »Das ist doch kein Zufall?« Das findet Martin auch, als eine Stunde später mein Handy klingelt. Wieder der unbekannte Anrufer, aber diesmal legt er nicht gleich auf. Ich höre Atemgeräusche und reiche Martin das Telefon.
»Das war sehr lustig. Aber wir lachen erst morgen. Gute Nacht«, sagt er und stellt das Telefon aus.
Der Telefonterror hört nicht auf. Bereits die dritte Nacht in Folge wird auf allen Anschlüssen angerufen. Heute werde ich alle Stecker ziehen, bevor wir ins Bett gehen.
»Eine Dauerlösung ist das nicht«, sagt Martin.
»Was schlägst du vor?«
»Wir werden das Problem technisch lösen. Ab morgen werden alle Anrufe, die ohne Nummer hier eingehen, umgeleitet auf eine Sprachbox. Dann herrscht hier wieder Ruhe.«
»Trotzdem würde ich gern wissen, wer diese durchgeknallte Person ist.« Ich habe einen Verdacht, aber ich spreche ihn vor Martin nicht aus.
Meine gute Laune am frühen Morgen ändert sich schlagartig, als gegen neun Uhr eine unangemeldete Lebensmittelkontrolle in unserer Küche stattfindet. Ich kenne den Kontrolleur. Herr Gerke war schon einmal bei mir und hatte nichts zu beanstanden. Diesmal handelt es sich nicht um einen Routinebesuch, wie er mir bei einer Tasse Kaffee erklärt. Der Behörde liegt eine anonyme Anzeige vor, der er nachgehen muss.
»Und was glaubt ihr anonymer Informant hier vorzufinden?«
»Nun regen Sie sich doch nicht auf, Frau Talbach. Es ist doch alles in Ordnung hier.« Ich finde nicht, dass alles in Ordnung ist. Seit unserer Rückkehr von Sylt, werden wir terrorisiert. Genauer gesagt, seit Bekanntwerden unserer Heiratsabsichten.
»Dahinter steckt Corinna. Was meinst du?«, frage ich Maria. Sie hat den Auftritt der Furie doch miterlebt und trotzdem traut sie es ihr nicht zu.« Ich schon!
Seit Stunden klingelt ständig der Firmenanschluss und es wird aufgelegt. Aha, der Telefonterrorist ist jetzt tagaktiv. Martin bereitet dem Spuk ein Ende. Nun erhalte ich nur noch Anrufe auf meinem Handy. Ich stelle es aus.
Wenn meine guten Vorsätze ernst gemeint waren und unser Leben nicht nur aus Arbeit besteht, dann soll ich mich sofort in Schale werfen und mit Martin einen schönen Abend in der City verbringen. Er hat Konzertkarten besorgt und will mich vorher noch nett zum Essen ausführen.
»Ich bin dabei«, jubel ich durchs Telefon und freue mich auf ein wenig Abwechslung. In der Küche wird noch stramm gearbeitet. Maria macht Franz und Sören Beine. Sie sollen nicht trödeln, wenn sie pünktlich Feierabend machen wollen. Ich überlasse ihr
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