Die bitter sueße Fortsetzung
das Kommando und bitte sie, beide Haustüren nach Schichtende abzuschließen.
Das Essen war ausgesprochen lecker, die Musik allerdings nur so lala. Wir verlassen die Veranstaltung nach einer Stunde. Statt nach Hause zu fahren, gehen wir an die Alster und trinken auf den Stufen vor dem Fähranleger einen alkoholfreien Cocktail. Wir quatschen über die Kinder, die Enkel und überlegen, wie wir die Hochzeit feiern wollen. Ich befürchte schon, dass Martin ein Riesenfest mit allen Geschäftspartnern plant, aber meine Bedenken sind unbegründet. Er findet auch, dass wir im Kreis der Familie feiern sollen. Aber auf einen großen Polterabend will er nicht verzichten.
»Komm, meine Riese, lass uns nach Hause fahren, so langsam wird mir kalt.« Ich fahre ihm mit meinem Wagen hinterher und als wir in unsere Straße einbiegen, wundere ich mich schon über das Licht im Oberschoss meiner Haushälfte. Martin schließt die Tür auf und ich rufe laut durchs Haus.
»Kurt, wir sind wieder da.« Aber er stürmt nicht wie gewohnt auf uns zu. Ich laufe ins Obergeschoss und stehe vor einem Berg der Verwüstung. Die Polster der Sofas und Sessel im Wohnzimmer sind aufgeschnitten. Im Schlafzimmer liegen die Bettdecken auf dem Boden und die Matratze wurde in viele Einzelteile zerlegt. Die offenen Schranktüren zeigen nur noch ärmel- und beinlose Kleidungsstücke. Ich schreie »Martin! Schnell komm.« Völlig fassungslos betrachten wir den Ort der Zerstörung.
»Wo ist der Hund?«, rufe ich aufgebracht und laufe durch das große Loch in der Wand in die andere Haushälfte. Martin macht Licht und wir suchen jeden Winkel ab. Aber Kurt ist nicht da. Im Wohnzimmer liegen Glasscherben und die Terrassentür ist weit geöffnet.
»Hier sind die Einbrecher eingedrungen«, sagt Martin und ruft die Polizei. Ich laufe auf die Straße und suche die Nachbargärten nach Kurt ab. Danach klingel ich bei King Kong. Auch diesmal hat er nichts gesehen. Völlig aufgebracht schreie ich Martin an.
»Was hat sie bloß mit ihm gemacht? Wenn sie ihm etwas angetan hat, drehe ich ihr den Hals um.«
»Wem?«
»Na, da kommt doch wohl nur eine Frau in Frage. Was denkst du, wem haben wir diesen ganzen Terror zu verdanken.«
»Du glaubst, dass Corinna dahinter steckt? Lotte, du spinnst.« Während Martin auf das Eintreffen der Polizei wartet, greife ich zu seinem iphone und rufe die Zicke an. Sie rechnet nicht mit mir am anderen Ende der Leitung und sagt in einer mir völlig unbekannten, freundlichen Art »Hallo, Martin. Was gibt es noch so spät.«
»Sagen Sie mir auf der Stelle, was Sie mit meinem Hund gemacht haben, Sie kranke Kuh. Wo ist er?«
»Ihr was?«
»Mein Hund. Sie haben mich schon verstanden!«
»Was interessiert mich ihr Köter. Sind Sie betrunken?«, sagt sie und legt auf.
Die Streifenpolizistin versucht, mich zu beruhigen. Sie glaubt nicht, dass die Einbrecher den Hund mitgenommen haben, sondern sie vermutet, dass er durch die offene Terrassentür abgehauen ist und sich jetzt irgendwo in der Nachbarschaft versteckt. Während ihr Kollege mit Martin das Haus inspiziert, begleitet sie mich auf meiner Suche durch die Nebenstraßen. Sie leuchtet mit ihrer Taschenlampe in die dunklen Gärten und ich rufe immer wieder seinen Namen. Ob ich einen Verdacht habe, fragt mich die nette Polizistin und ich spreche ihn laut aus.
»Herr Seibert hält es zwar für ausgeschlossen. Aber ich lasse mich nicht davon abbringen. Es ist noch gar nicht lange her, da hat sie mir laut aufgebracht gestanden, dass sie mich hasst. Kurz darauf begannen die Anschläge. Erst wurde der neue Wagen zerkratzt, dann die nächtlichen Anrufe, ich wurde anonym bei der Lebensmittelkontrolle angezeigt und heute Abend nun das. Und es fehlt nichts. Es waren also keine Diebe. Der Einbruch galt nur der Zerstörung.«
Gegen zwei Uhr nachts verlassen die Polizisten das Haus und ich mache mich daran, Wolldecken auf die zerschnittenen Polster der Couch zu legen. Wir versuchen auf dem Sofa zu schlafen. Aber mehr als ein Versuch ist es nicht.
Die Nachricht über den Einbruch verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Schon morgens um acht steht Anja vor der Tür und nimmt mich tröstend in den Arm. Auch Maria schaut sich mit großer Betroffenheit das Chaos im oberen Wohnbereich an. Ob die Versicherung dafür aufkommt, will sie wissen und ich heule, dass ich nur wissen will, wo mein Hund abgeblieben ist.
»Ihr könnt mir sagen was
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