Die bitter sueße Fortsetzung
über das abrupte Urlaub Aus. Martin ist gespannt auf seinen neuen Wagen und ich habe keine Ruhe bei dem Gedanken, die Mitarbeiter in der ersten Hochphase allein arbeiten zu lassen.
»Was gibt es an Neuigkeiten?«, will Anja am Abend von mir wissen, als wir im Restaurant bei ihr und Gerald einkehren. Ich erzähle von dem Dauerregen auf Sylt, unserem unfähigen Bauleiter, dem morgen eine heftige Standpauke von mir ins Haus steht und strecke breit grinsend meine linke Hand über den Tisch.
»Ja, ich habe »Ja« gesagt.«
»Du eingefleischte Eheverweigererin hast »Ja« gesagt?« Wie er mich gefragt hat, will sie wissen und ich schmunzle. Es war eigentlich keine Frage, sondern eine für Martin Seibert typische Zusammenfassung der Fakten. Er liebt mich, ich liebe ihn, also wird geheiratet. Anja bestaunt meinen Ring und fragt, wann die Hochzeit geplant ist.
»Lange müssen wir nicht warten«, erklärt Martin. Das Trennungsjahr ist um, er und Corinna haben sich in allen Punkten geeinigt und sie hat versprochen, ihm keine Steine in den Weg zu legen. Anja vermutet, dass es ihn wohl eine Stange Geld gekostet hat. Ich weiß nichts über die Einzelheiten ihrer Vereinbarung und ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen.
»Ist Ihnen eigentlich klar, dass wir hier Lebensmittel herstellen? Es war fest mit Ihnen vereinbart, dass Sie zuerst den Bereich zur Küche mit einer Leichtbauwand abgrenzen.«, brülle ich den Bauleiter an, den ich durch die graue Staubwolke nur schemenhaft erkennen kann.
»Wenn wir morgen wieder nicht fertigen können, werde ich Sie auf Schadensersatz verklagen.« Mit meinen Vormittagsfrauen säubere ich die Küche und befreie sie von Staub und Mörtel, während die Arbeiter eine Trennwand aus Holzrahmen und fester Folie bauen. Ich weiß, dass der anstehende Baulärm eine Zumutung für uns wird, aber nun haben wir angefangen und nun bringen wir es auch zu Ende. Maria bemerkt das Funkeln an meinem linken Ringfinger und umarmt mich mit ihren kurzen, kräftigen Armen.
»Wirst du seinen Namen annehmen oder bleibt es bei Talbach?«
»Nein, ich werde Frau Seibert, die Dritte.«
»Na, dann ist ja nur zu hoffen, dass du Frau Seibert, die Letzte bleibst.«
Ich schlage den Frauen vor, Feierabend zu machen.
»Allerdings ab morgen müssen wir einen Zahn zulegen.« Ich will gerade die Haustür hinter ihnen verschließen, als Martin mit dem neuen Wagen vorfährt. Er hupt und winkt mich raus. Optisch kann ich keinen Unterschied zum Vorgänger erkennen. Er will eine kurze Spritztour machen und bittet mich, noch zwei Wasser und einige CDs aus dem Haus zu holen. Während wir die ersten Meter zurücklegen, rümpfe ich die Nase.
»Ich liebe den Geruch von Neuwagen«, schwärmt er. Endlich hat der kleine Junge sein geliebtes Spielzeug wieder. Aber ich mache mich nicht lustig, sondern freue mich mit ihm. Ich durchsuche den Stapel CDs auf meinem Schoß und lege die Osterscheibe mit den Herzschmerzliedern ein. Zu Simply Red und ADELE fahren wir auf der Landstraße. Vorbei an gelben Rapsfeldern und durch schattige Alleen, als Martin plötzlich sagt:
»Nun ist aber gut mit der Trauermusik. Und die Bee Gees gehen gar nicht. Mit dem Gejammer hat Corinna mich lange genug gequält.« Bitte? Er nennt seine eigene Musikauswahl Gejammer?
»Ist das nicht deine CD?«
»Mit absoluter Sicherheit nicht!«, lacht er und nimmt sie aus dem Player. Dann hat nicht Martin sie vor unserer Tür abgelegt, um mich Ostern damit zu überraschen, sondern....? Diese Lieder waren nicht Ausdruck seiner Verzweiflung, weil wir uns kurz getrennt hatten, sondern...! Ich will Corinnas CD nicht und werfe sie kurzer Hand aus dem fahrenden Wagen.
»Lotte, sieh nur«, ruft Martin aufgeregt. Der Wagen ist gerade mal zwei Tage zugelassen, er hat noch keine dreihundert Kilometer gelaufen und nun das!« DAS, macht auch mich sprachlos. Der schöne, neue Lack ist total zerkratzt.
»Da war wohl jemand neidisch«, grölt King Kong über die Straße. Nein, er hat nichts beobachtet, antwortet er auf Martins Frage.
»Dem entgeht doch sonst nichts, was in dieser Straße passiert, aber wenn mein nagel neuer Wagen komplett zerkratzt wird, ausgerechnet dann hat er nichts gesehen.«
»Reg dich bitte nicht so auf«, mahne ich, aber meine Worte verhallen. Ich bin auch unfassbar sauer. Es will mir nicht einleuchten, wer so etwas macht.
»Blinde Zerstörungswut«, schreit Martin und
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