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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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seinerzeit gemacht hatten… War es das? Denken in Bildern? Immerhin möglich; denn sprachliches Denken konnte die Kuppel ohne Kenntnis der betreffenden Sprache kaum verstehen… Verstehen – ein seltsam unpassender Ausdruck für ein Bauwerk! Und wie konnte er in Bildern nach den Erbauern der Kuppel fragen, von denen er sich ja eben kein Bild machen konnte.
    Sollte er sich vorstellen, wie die Kuppel verschwand und wieder auftauchte? Um Himmels willen, vielleicht tat sie das dann wirklich! Nein, erbauen, hm, erbauen, wie konnte man sich das so vorstellen, daß es nur als Prinzip und nicht praktisch auf die Kuppel bezogen werden konnte?
    Er vergegenwärtigte sich die Kuppel im ganzen, bemühte sich, das Bild wieder zu löschen, und rief sich dann eine historische Darstellung ins Gedächtnis: Leute, die mauerten, Stein für Stein eine Wand errichteten.
    Sofort begann sich an der Wand ihm gegenüber etwas zu verändern. Einzelne Steine wurden umrißhaft sichtbar, und bald sah die Wand aus wie aus roten Ziegeln gemauert. Die Kuppel hatte ihn mißverstanden.
    Plötzlich wurde im bewußt, daß er ja den Schutzhelm aufhatte. Ganz sicher stand die Kuppel mit seinem Gehirn in Verbindung – unvorstellbar, wie, aber offenbar sogar durch die Abschirmung des Helmes hindurch! Wenn er den nun abnähme…
    Das konnte gefährlich sein, einen Schock hervorrufen, wenn der Kopf plötzlich ungeschützt war. Andererseits, ja, andererseits mußte die Kuppel Erfahrung haben mit menschlichen Gehirnen, mit denen von den Leuten der „Cotopaxi“. Und wohl nur auf diese Weise würde er mehr erfahren. Der Helm ließ sicherlich nur die kräftigsten Impulse nach außen dringen, eben bildliche Vorstellungen.
    Tondo war sich klar darüber, daß es sich eigentlich gehört hätte, diese Frage mit den anderen zu beraten. Aber er wußte auch, daß niemand, er selbst eingeschlossen, ihm mehr Zeit gegeben hätte, als Utta für die Umstellung des Lasers brauchte. Also wagte er es.
    Was sich in der folgenden Sekunde in seinem Kopf abspielte, war unbeschreiblich. In ungeordneter, blitzschneller Reihenfolge sah, hörte, fühlte, roch und schmeckte er tausenderlei Dinge, aber nicht mit der Stärke einer tatsächlichen Sinneswahrnehmung, sondern mehr wie in einer sehr lebhaften Erinnerung, und all diese Dinge empfand er auch als bekannt, und zugleich fühlte er sich dumpf und willenlos! Dann war der Spuk vorbei, ihm war frei und leicht. Er wußte merkwürdigerweise sofort, was geschehen war: Die Kuppel hatte sein Gedächtnis abgetastet, und wenn nicht das ganze Gedächtnis, dann jedenfalls doch die gespeicherten Sinneseindrücke.
    Ob es jetzt vielleicht Zweck hatte, den Versuch zu wiederholen? Möglicherweise konnte die Kuppel jetzt auch sprachliches Denken empfangen, vielleicht kannte sie die Sprache von den Leuten der „Cotopaxi“? Wie – sahen – die – Erbauer – der – Kuppel – aus?
    An der Wand gegenüber traten verschwommen Konturen und Farben hervor, aber zugleich fühlte Tondo sich unbehaglich. Er wiederholte den Satz mehrmals in Gedanken, das Bild wurde schärfer, zugleich jedoch wuchs auch das unangenehme Gefühl, es war etwas Einengendes, Lastendes, eine Mischung aus Angst, Ärger und anderen negativen Emotionen. Es kostete ihn große Willensanstrengung, dieses Gefühl zu unterdrücken. Dafür aber wurde das Bild immer deutlicher – und immer weniger deutbar. Farbflecken wie ein Mosaik ohne scharfe Fugen, sie wanderten, das Ganze wogte in sich, ohne Richtung, kein erkennbares Bild fügte sich zusammen, nichts Menschenähnliches… Menschenähnlich! Welcher Unsinn! Wie konnte er erwarten, daß diese Wesen menschenähnlich waren! Nein, dieses Bild sperrte sich dem Verständnis!
    Diese Feststellung ließ das Bild erlöschen, und zugleich fiel das bedrängend unangenehme Gefühl von ihm ab. Was war das gewesen? Übertrug das Gefühl eine Information, wurde es von der Kuppel erzeugt? Er horchte in sich hinein und spürte, daß es noch nicht ganz abgeklungen war. Wollte die Kuppel ihn etwa nicht informieren? Wieder falsch! Die Kuppel war ein Automat, und sie gehorchte seinem Willen, wie sich gezeigt hatte. Der Widerstand – wenn man das Gefühl so werten wollte – war vielleicht eine Folge von nicht vollständig vollzogener Anpassung. War es nicht bewunderungswürdig, wie die Kuppel in der Lage war, sich einem völlig andersgearteten Wesen anzupassen! Aber wenn eine automatische Verbindungsstelle zu noch unbekannten anderen Gesellschaften

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