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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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an dem Fund begann sich zu bewegen: Der Federbusch am Kopf – oder was immer das sein mochte – entfaltete sich langsam.
    Zuerst dachten sie, der aufkommende Wind spiele damit, aber schon nach ein, zwei Minuten sahen sie, daß sie sich geirrt hatten: Der Busch spannte sich zu einer glatten Fläche auf, die der aufgehenden Sonne zugeneigt war. „Heliotrop!“ murmelte Tondo erstaunt.
    Raja widmete dem Vorgang nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie die anderen. Sie hatte begriffen, daß Hellens Verhalten nicht auf ein passives Abwarten zielte, sondern eher eine Aufforderung war. Sie umkreiste ebenfalls den seltsamen Gegenstand. Für Biologisches hatte sie sonst kein sonderliches Interesse, soweit es nicht in ihr Fach, die Mechanik, fiel. Aber das hier, so fand sie jetzt, sah eher apparativ aus als lebendig, sie hätte nicht mal sagen können, wieso, vielleicht wegen der Farbe, der Oberflächenbeschaffenheit oder auch anderer Einzelheiten, die sie noch gar nicht bewußt verarbeitet hatte. Das hatte ihre Neugier erregt. Sollte Hellen irgend etwas entdeckt haben, das ihr bisher entgangen war?
    Die Beine sahen unterschiedlich aus, das eine etwas abgenutzter als das andere. Auf dem Rücken war ein heller Fleck, halb verdeckt; aber nein, das war kein Fleck, eher ein Flicken – absurd! Und doch ein Flicken – fast rechteckig, aufgeklebt, und zwar unordentlich; die Ränder waren lose. Und da – was war denn das! Den Rücken entlang, kaum sichtbar, lief von oben nach unten ein schmaler, verdickter Streifen – eine Naht! Oder nein, keine Naht, eher ein Klebefalz! Eine natürliche Bildung konnte es nicht sein, dazu war der Streifen zu gerade und zu gleichmäßig. Wenn er gewachsen wäre, müßten wenigstens kleine Unregelmäßigkeiten erkennbar sein. Aber dann – verrückter Gedanke!
    Raja war sehr nahe herangegangen, um genau sehen zu können. Nun richtete sie sich auf. „Das ist ein Roboter!“ sagte sie.
    Utta und Tondo stürzten zu ihr und bemerkten nun auch, was sie herausgefunden hatte. Ihre Gesichter strahlten vor Begeisterung. Der Traum aller Raumfahrer wurde wahr: die Begegnung mit einer fremden Gesellschaft! Und sie waren dabei. Nein, nicht nur einfach dabei – sie beide hatten sie entdeckt.
    Dann kamen Utta Zweifel. Ein Roboter – das setzte eine hochentwickelte Gesellschaft voraus, und sie, gerade sie als Funkerin hätte doch etwas davon bemerken müssen. „Und wenn das nun doch ein gesellschaftliches Wesen ist, auf primitiver Stufe, und diese Haut da ist ein Anzug?“ fragte sie. „Siehst du irgendwelche Haken, Ösen, Knöpfe oder sonstigen Verschlüsse?“ fragte Tondo zurück. „Was man nicht an- und ausziehen kann, ist keine Kleidung, und ohne Kleidung gibt's keine Gesellschaft. Sie ist eine der ersten prinzipiellen Entdeckungen, noch vor dem Feuer!“ fügte er hinzu.
    Ming dämpfte die allgemeine Freude. „Macht euch keine Illusionen“, warnte er. „Hundertmal schon haben Kosmonauten geglaubt, eine fremde Gesellschaft entdeckt zu haben, aber immer war es ein Irrtum.“
    „Und wenn das ein Roboter ist – wo soll er denn herkommen?“ protestierte Utta.
    Hellen hob die Hand. „Laßt uns doch erst mal beobachten“, sagte sie.
    Utta lief zum Raumschiff, kletterte in die offene Schleuse und befahl dem Bordcomputer, auf dem Landeplatz eine Reihe von empfindlichen Sensoren für elektrische und elektromagnetische Felder aufzustellen. Bald darauf erschien ein Omikron, ein Roboter für Außenarbeiten, und begann mit der ihm aufgetragenen Arbeit.
    Raja hatte sich nicht an der Debatte beteiligt. Sie hatte nur Augen für das fremde Objekt. Um es im ganzen überblicken zu können, war sie ein paar Schritte zurückgetreten. Diese Fläche am Kopf dort, die sich eben unter dem Einfluß der blauen Sonne aufgespannt hatte – ein Strahlungsschutz? Unsinn. Wozu Schutz? Die Menschen, als Gäste aus einem fernen Sonnensystem, brauchten Schutz. Das Objekt, das hierhergehörte, brauchte keinen. Eher das Gegenteil. Also – Ausnutzung der Strahlung? Ein – ein Fotoelement? Aber das würde ja bedeuten, daß dieses Ding da intakt sein konnte, daß ihm nur Antriebsenergie fehlte, die ihm jetzt die blaue Sonne zu liefern begann, und daß es sich folglich bald wieder bewegen würde…
    Unwillkürlich trat sie noch einen Schritt zurück. Ming, der daraus wohl den Schluß zog, daß Raja nun zu diesem naheliegenden Ergebnis gekommen sei, sagte: „Vorher schneide mir bitte mal ein kleines Stückchen vom Rand dieses Flickens

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