Die blonde Geisha
Schwestern werden, bevor … bevor …”
Meine Freundin schluckte ihre Gefühle hinunter, was mich enttäuschte, weil ich gedacht hatte, sie würde langsam auch beginnen, sich auszudrücken, aber jetzt erkannte ich, dass sie sich ihrer Pflichten bewusster war, denn je. Doch ein Funkeln in ihren Augen zeugte davon, dass sie ihren Humor nicht verloren hatte.
“Vergiss nicht, Kathlene-san, wenn du zu viel Spaß in diesem Bad hast, dann nimmst du dem Baron die ganze Arbeit ab.”
Sie kicherte, legte eine Hand zwischen die Beine und tat so, als würde sie ihre Finger vor und zurück bewegen, hoch und hinunter. Ich warf mit einem kleinen Handtuch nach meiner Freundin, die lachend davonhüpfte, ihr Kichern schwebte durch den Dunst wie kleine Seifenblasen, die zerplatzten, dann war es wieder still und ich war allein. Die Angestellte und die Harfenistin waren ebenfalls verschwunden. Eigentlich hätte ich auch gehen sollen, aber nicht gleich. Hatte ich mir nicht ein paar Minuten des Alleinseins verdient, um mich meiner liebsten Fantasie hinzugeben?
Langsam schloss ich die Augen, lehnte den Kopf zurück, nahm eine gelbe Chrysantheme zwischen die Lippen und saugte daran. Dann stellte ich mir vor, dass es Reed-san wäre, den ich mit meinen Lippen verwöhnte, mit meiner Zunge, meinen Zähnen, dann knabberte ich an den Blütenblättern und schluckte sie hinunter. Ich nahm eine weitere Handvoll Blumen und rieb ihre nassen, seidigen Blätter über meinen Hals, meine Brüste und die aufgerichteten Spitzen, die kaum aus dem Wasser ragten. Mit der anderen Hand streichelte ich meinen flachen Bauch und meine Schenkel. Ich öffnete die Beine, liebkoste die weichen Lippen meiner kostbaren kleinen Spalte mit den Blütenblättern. Ich keuchte leise, als das warme Wasser meine Lustperle kitzelte.
Ich sehne mich nach den Händen eines Mannes, den ich kaum kenne, und von dem ich tief im Herzen doch immer wusste. Reed-san, wirst du mich noch wollen, nachdem der Baron seine Lust an mir gestillt hat?
“Ich werde dich immer lieben”, sagte er in meiner Fantasie. Ich wünschte so sehr er würde endlich verstehen, dass ich meinen Körper einzig und allein deshalb verkaufte, um das Leben einer Frau zu retten, die mir so unsagbar viel bedeutete.
Ich tue es für Okâsan. Sie war wie eine Mutter für mich, und ich würde sie niemals enttäuschen, genauso wenig wie meinen Vater.
Selbst wenn ich in dieser Nacht auf dem Futon liegen würde, mein Körper in edelstes Jasminparfüm gehüllt, mein Gesicht weiß angemalt, meine Perücke wie ein aufgeteilter Pfirsich frisiert, mein Kimono geöffnet, damit meine Muschel zu sehen war, würde ich mein Herz nur einem einzigen Mann schenken.
Reed-san.
Verliebt stellte ich mir vor, wie der hoch gewachsene Gaijin mich in einer festen Umarmung hielt und ich meine Beine um ihn schlang. Während meine Hand sich sanft bewegte, dachte ich an Reed-sans Jadestab und fragte mich, ob er die Antwort auf meine Träume war.
Reed versteckte sich hinter einem großen Müllhaufen. In der engen Gasse mit den Teehäusern und privaten Badehäusern war es still. Die Passanten gaben vor, die beiden abstoßend aussehenden Männer mit den Schwertern am Gürtel nicht zu sehen. Sie würfelten, um sich die Zeit zu vertreiben. Reed ließ sie nicht aus den Augen.
Der Amerikaner hatte zwei Möglichkeiten. Er konnte die Köpfe der beiden Männer gegeneinanderschlagen und sie außer Gefecht setzen. Oder hier sitzen und darauf warten, dass Kathlene wieder herauskam und
dann
ihre Köpfe gegeneinanderschlagen. Oder er konnte in das Badehaus stürmen, Kathlene über seine Schulter werfen und sie hier wegschaffen.
Im Zickzack rannte Reed von einem Torweg zum nächsten, duckte sich mal hinter einer Rikscha, mal hinter dem riesigen Schirm einer Frau, schließlich versteckte er sich hinter dem Vorhang eines Hauseingangs und war nur noch wenige Schritte von dem Badehaus entfernt, als er die ihm bekannte junge Maiko herauskommen sah. Sie konnte ihm helfen. Die beiden Schergen des Barons betrachteten sie kurz und würfelten dann weiter.
Die Maiko blickte die Straße hinauf und hinunter, ungewöhnlich neugierig für eine Japanerin. Sie schien enttäuscht, als sie zum Teehaus zurückeilte. Reed wartete, bis die beiden Männer wieder ganz auf ihr Spiel konzentriert waren, dann holte er sie mit wenigen großen Schritten ein.
“Nicht umdrehen”, flüsterte er auf Englisch.
Das Mädchen blieb nicht stehen, offenbar war sie nicht
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