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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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angelangt wie bei seiner Ankunft in Japan. Nichts hatte sich geändert. Aus Pflichtgefühl wollte sie dieses irrsinnige Ritual an sich vollziehen lassen – obwohl es um nichts anderes ging, als dass irgendein Schwert tragender Samurai es mit ihr treiben durfte.
    Plötzlich hatte er ein ungutes Gefühl. Sein sechster Sinn meldete sich, ein Instinkt, der sehr hilfreich war, wenn man sich in feindlichem Gebiet aufhielt.
    Zwei Männer.
    Es gab keinen Zweifel, um welche beiden Männer es sich handelte. Die Samurais des Barons waren größer als die normalen Japaner und stämmig. Reed hatte den Eindruck, dass diese Männer nur aufgrund ihrer Größe und ihrer Fähigkeit, zwei Schwerter mit unheimlicher Präzision zu schwingen, ausgesucht worden waren. Offenbar hatten sie den Auftrag, ihn zu töten.
    Schnell verließ er die Bahnstation, in der das Telegrafenamt untergebracht war, und eilte durch das Labyrinth der Aschenbahnen hinter den Häusern. Auf diese Weise konnte er zurück ins Gion-Viertel laufen, ohne auch nur eine einzige Straße überqueren zu müssen.
    Er atmete die verschiedenen Gerüche ein. Strenge Gerüche, wenn auch angenehme. Nach Orangen, Jasmin und Gewürzen. Nach Leidenschaft. Lust.
    Ob die Männer des Barons ihm gefolgt waren oder nicht, spielte keine Rolle. Eine Vorahnung überkam ihn, ein Gefühl, dass er sie niemals wiedersehen würde, wenn er sie nicht aus dem Teehaus des Sehnsuchtsbaumes retten konnte.
    Das Herz einer Geisha
    Er bat mich herein. Nackt.
    Ich gehorchte, meine Hände bedeckten meine Brüste.
    Ich sagte ihm, viele Männer könnten die Lust mit mir genießen
,
    aber das Herz einer Geisha wird nur ein einziges Mal verschenkt.
    (Lady Jiôyoshi, 1867)

15. KAPITEL
    K urz vor der Abenddämmerung betrat Baron Tonda-sama das Teehaus des Sehnsuchtsbaumes durch den Haupteingang. Er zupfte an den Schwertern, die zu beiden Seiten seiner pochenden Männlichkeit hingen und entfernte den letzten Rest eines hartnäckigen Reiskorns mit einem silbernen Zahnstocher. Dann zog er seine Sandalen aus, eilte die Stufen hinauf in den ersten Stock und machte sich auf die Suche nach dem kleinen, lauschigen Raum, der für die Entjungferungszeremonie vorbereitet worden war. Lächelnd schnupperte er. Der Geruch im Teehaus gefiel ihm. Das gesamte Stockwerk duftete unverkennbar nach Lust und Leidenschaft. Was ihn nicht überraschte. Das Wort für Entjungferung, Mizu-age, bedeutete nichts anderes als “Eine Fracht Fisch entladen”.
    Ich werde das Mädchen nicht sofort töten. Erst werde ich mir den Genuss gönnen, mit ihm zu schlafen. Und auch wenn es für mich so nebensächlich ist wie eine Kirschblüte, die vom Wind fortgetragen wird – sein Duft wird bei mir bleiben und meine Träume nähren.
    Simouyé flog die Stufen hinauf, nervös und mit geröteten Wangen, als wäre sie selbst die junge Maiko, die sich dem Ritual der Entjungferung unterziehen musste. Sie starrten einander an.
    “Sie sind früher hier als abgesprochen, Baron Tonda-sama”, sagte sie und verneigte sich tief.
    “Haben Sie meine Nachricht nicht bekommen?” brummte er.
    “Doch.”
    “Und die Geschenke?”
    “Auch.”
    “Gut. Diese Geschenke gebe ich zusätzlich zu dem vereinbarten Preis. Ich denke doch, dass damit alle Unannehmlichkeiten, die mein Erscheinen bereiten, vergolten sind, Simouyé-san.” Seine Worte duldeten keinen Widerspruch.
    “Ich danke Ihnen, Baron Tonda-sama”, sagte sie. “Ihr Blumengeld ist bereits eingegangen. Sie sind sehr großzügig.”
    Baron Tonda grunzte, dann schnaubte er laut. “Ist das Mädchen soweit?”
    “Ganz nach Ihren Wünschen, mein Herr.” Wieder verbeugte sie sich.
    Er grinste sie an. “Sagen Sie dem Mädchen, dass ich hier bin und dass meine Finger jucken und es kaum erwarten können, ihre blutroten Lippen zu öffnen. Dann können Sie sich zurückziehen. Ich habe heute Abend keine Verwendung mehr für Sie.”
    Der Baron wartete.
    Sie verneigte sich, ging aber nicht.
    Er schnaubte wütend.
    Doch sie blieb. “Ich möchte Sie nicht erzürnen, Baron Tonda-sama, aber …” Simouyé zögerte. In ihrer Stimme schwang Nervosität mit. “Aber es ist unsere Tradition, dass ich hinter dem Wandschirm bleibe, damit das Mädchen Gewissheit hat, nicht allein zu sein.”
    “Sie stören die Harmonie mit Ihren Traditionen.”
    “Ich verstehe nicht.”
    “Ich soll Ihnen erlauben, meine Leistungsfähigkeit zu beobachten? Weshalb? Denken Sie, ich sei ein Scharlatan, ein Mann, der mit seinem Werkzeug der

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