Die blonde Geisha
miteinander zu tun.”
“Wie meinen Sie das?”
“Er begreift nicht, dass die Welt der Geishas sehr raffiniert und sinnlich ist.” Simouyé wählte ihre Worte mit Bedacht. “In dieser schwebenden Welt sind nicht Sex und Ausschweifungen tabu, sondern die Liebe.”
“Aber
Sie
haben sich auch verliebt!”
“Und dafür einen hohen Preis gezahlt. Deswegen habe ich gehofft, dass das Kind, das mir so nahe steht wie eine eigene Tochter, nicht so töricht sein würde wie ich.”
Unsere Blicke trafen sich. Simouyé konnte meinen Schmerz verstehen, sie, die ein Leben lang ihr Geheimnis ohne Klagen für sich behalten hatte.
“Es ist richtig, dass ich die Regeln gebrochen habe, Okâsan, aber ich bereue es nicht, meinen Köper und mein Herz diesem Mann geschenkt zu haben.” Ich setzte mich aufrechter, schob stolz die Brust vor und sagte mit lauter Stimme: “Ich habe nichts Falsches getan, denn ich habe Baron Tonda-sama nicht freiwillig meine Frühlingsgabe verkauft.”
“Und doch gibst du dich ohne Bezahlung einem anderen Mann hin …”
“Liebe ist nicht käuflich.”
“Ausgerechnet diesem Barbar!”
“Baron Tonda-sama ist der Barbar mit all seinen Drohungen und Befehlen. Ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen.”
“Du musst es tun, Kathlene-san”, sagte Simouyé sanft. “Dein Leben hängt davon ab.”
Ich kniff die Augen zusammen. “Wie bitte? Was soll das alles bedeuten?”
“Hör mir sehr gut zu, Kathlene-san, während ich dich fertig schminke. Ich hatte geschworen, es dir nie zu erzählen, aber ich fürchte, wenn ich es nicht tue, wird der Prinz Rache an uns üben.”
Ich setzte mich auf die Fersen und hörte mir an, was Okâsan zu sagen hatte. Während sie weißes Puder auf mein Gesicht stäubte, meine Augenbrauen mit roter Farbe nachzeichnete und meine Augen erst rot, dann schwarz umrandete, erzählte sie mir, was in der Nacht geschehen war, als mein Vater mich ins Teehaus des Sehnsuchtsbaumes brachte. Dass die Männer des Prinzen nach
mir
suchten, der Tochter von Edward Mallory, und mich vor den Augen meines Vaters einen grausamen Tod sterben lassen wollten.
Reglos saß ich da. Damals war mein Leben in Gefahr gewesen und heute wieder. Mariko bereitete die Lippenfarbe zu, indem sie einen roten Stift in heißem Wasser schmelzen ließ und Zucker für den Glanz hinzufügte. Danach bemalte Okâsan meine Unterlippe und besprenkelte sie mit etwas Goldpuder. Zwar hatte ich volle Lippen, aber es war wichtig, sie schmal aussehen zu lassen, das galt als äußerst reizvoll.
Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, verkündete ich: “Ich werde meine Pflicht heute Nacht erfüllen, Okâsan.” Dann verneigte ich mich.
Simouyé nickte, setzte mir die Perücke auf, die im Shimada-Stil frisiert war: Die schwarzen Haare waren zu einem großen Knoten zusammengefasst, der aussah, wie ein zweigeteilter Pfirsich. Ein Stückchen Stoff – bei einer Maiko handelte es sich immer um rote Seide – wurde gut sichtbar in dem Schlitz befestigt. Es war, als könnte mein Verehrer einen Blick auf die bebende Rosenknospe zwischen meinen Beinen werfen. Doch die unterschwellige Erotik ließ mich kalt.
Der Anblick meines Kimonos allerdings ließ mir den Atem stocken. Er war so wunderschön. Zunächst legte ich einen Kimono aus hautfarbener Seidengaze mit silbernen Borten an und darüber einen ebenfalls transparenten Kimono, auf dem ein schwarzes Boot auf weißem Hintergrund gemalt war. Durch diese beiden Stoffe schimmerte meine rosafarbene nackte Haut.
Die steife grüne Seide der Schärpe war mit lila, silbernen und goldenen Fäden durchwirkt. Simouyé schob ein Stück pinkfarbene Seide unter die Schärpe, band dann eine goldene Kordel um meine Hüfte, an der sie eine schwere, goldene Brosche in Form einer Lotusblüte befestigte – ein Geschenk des Barons. Außerdem hatte er mir Elfenbeinnadeln und verschiedene Diamantenketten für mein Haar zukommen lassen. Vorsorglich steckte ich meinen silbernen Dolch unter die Schärpe.
Simouyé tat, als bemerkte sie nichts, als ich mein rotes Halsband unter den Kragen schob, das Zeichen, dass ich noch Jungfrau war. Eine Maiko wechselte ihr rotes Halsband gegen ein weißes aus,
nachdem
sie entjungfert worden war. Trotz der gefährlichen Situation musste ich lächeln. Ich hatte bereits mein Herz wie auch meine Jungfräulichkeit Reed-san geschenkt.
Okâsan zog und zerrte an meinem Kimono und der Schärpe, bis die beiden langen Enden absolut symmetrisch bis zu meinen Füßen
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