Die blonde Geisha
hingen. Wenn ich lief, war der Effekt meiner beiden Kimonos faszinierend, als ob das Boot auf silbernen Wellen tanzte und der Bug immer wieder eine bestimmte Stelle meines Körpers berührte.
“Die
blonden
Haare meines Samtmundes!” rief ich erschrocken aus, als mir klar wurde, dass ich mich so verraten würde.
“Wir müssen sie schwarz anmalen”, erklärte Simouyé, die die Spuren meiner verlorenen Jungfräulichkeit mit einem Papiertuch wegwischte. Dann nahm sie einen kleinen Pinsel und färbte mein lockiges Schamhaar sehr gewissenhaft blauschwarz.
“Meinen Sie, das funktioniert?” fragte ich.
“Selbst in dem gedämpften Licht wird es vielleicht nicht reichen, um dem Baron vorzumachen, dass er seine Finger in die Mondgrotte einer japanischen Maiko schiebt. Wenn dieses Geheimnis gelüftet wird, fürchte ich um uns alle.”
“Entschuldigung bitte. Ich habe eine Idee, wie wir dein Geheimnis bewahren können, Kathlene-san.”
Wir drehten beide den Kopf.
“Wie, Mariko-san?” fragte Simouyé neugierig.
“Sie haben uns gelehrt, dass unser Erfolg als Geisha davon abhängt, Geheimnisse bewahren zu können.”
“Ja, aber …”
“Ich bin noch Jungfrau. Ich werde den Platz von Kathlene-san einnehmen.”
“Wie könntest du …”
“Aber Okâsan, sind Geishas nicht für die Dunkelheit geschaffen, in der nur eine einzige Kerze flackert?”
“Ja, das ist wahr.”
“Ich werde mich hinter dem Wandschirm verstecken und dann mit Kathlene-san den Platz tauschen, nachdem sie dem Baron genügend Saké eingeschenkt hat. Wenn ich einen Schleier über dem Gesicht trage und das Moskitonetz an meinem Körper herunterhängt, kann Baron Tonda-sama seine Finger in meine Mondgrotte stecken, sie jede Nacht ein wenig tiefer stoßen, bis hin zu meinem Blumenherz, und in der siebten Nacht wird er denken, es wäre das geöffnete Blumenherz von Kathlene-san, das sein Zepter empfängt.”
Gerührt schüttelte ich den Kopf. “Das ist verrückt, Mariko-san. Das kann nicht funktionieren. Du bringst dich meinetwegen in Gefahr.”
“Es muss aber funktionieren, Kathlene-san”, sagte Simouyé, Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit. “Nur so kannst du dich retten.”
“Selbst wenn es uns gelingen würde, den Baron zu täuschen, kann ich nicht zulassen, dass Mariko-san das für mich tut! Ich kann nicht …”
Mariko legte eine Hand auf meinen Arm. “Wir sind dazu bestimmt, heute Abend Schwestern zu werden, Kathlene-san. Es ist meine Pflicht, dir zu helfen.”
“Haben wir überhaupt noch Zeit für die Zeremonie der Schwesternschaft?”
Mariko beugte sich so weit vor, dass ihre Stirn den Boden berührte. “Ja, Kathlene-san, alles ist vorbereitet.”
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Okâsan den Kopf neigte und sich ans Herz griff. War etwas nicht in Ordnung? Der Austausch der Saké-Tassen war der verbindlichste Teil einer Zeremonie, es war, als würde ich in die Gemeinschaft der Geishas einheiraten. Sollte ich irgendwann in der Zukunft jemals heiraten wollen, durfte ich nicht länger Geisha sein.
Mariko kicherte wie ein junges Mädchen, als sie zu beiden Seiten des Raumes goldene Wandschirme aufstellte und ein Tablett hervorzauberte, auf dem rote Tassen und eine alte Eisenkanne voll Saké stand. Ich blinzelte ihr zu, um ihr zu zeigen, wie erfreut ich war.
Feierlich kniete ich mich neben Mariko, erfüllt von unendlicher Zärtlichkeit gegenüber diesem Mädchen. Unter normalen Umständen hätte Okâsan mit uns getrunken. Doch in diesem Fall setzte sie sich zu meiner Rechten und agierte als Zeugin der Zeremonie.
Zunächst nahm Mariko eine der kleinen Tassen, trank sie mit drei Schlucken leer und reichte sie dann Okâsan, die sie auffüllte. Daraufhin nahm ich die Tasse. Der süße Duft des Reisweins füllte meinen Kopf, ich atmete ihn tief ein, doch meine Sinne benebelte er nicht. Im Gegenteil, in mir schien etwas zu erwachen. Ohne den Kopf zu heben trank ich aus derselben Tasse. Dann wiederholten wir die Zeremonie mit einer mittelgroßen Tasse, dann mit einer großen – drei Saké-Tassen, jeweils drei Schlucke.
Drei mal drei, neun Mal.
Tief bewegt dachte ich über die Bedeutung nach: Unsere beiden Schicksale waren nun untrennbar miteinander verbunden wie bei einer Hochzeit. Die ältere Schwester – Mariko – war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Mit schlechtem Gewissen leerte ich die letzte Saké-Tasse, meine Augen füllten sich mit Tränen der Verwirrung. Ich blinzelte heftig. Meine Gefühle waren in
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