Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls

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falls sie sich jemals verteidigen müsste!«
    »Mach dir jetzt keine Vorwürfe. Vielleicht hat sie sich ja verteidigen müssen. Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Leslie glaubt, dass sie möglicherweise etwas verdrängt, das zu schrecklich ist, um sich daran zu erinnern.«
    »Vergewaltigung? Dieser Hurensohn hatte es ja schon einmal versucht!«
    Obwohl Daniel diese Möglichkeit hastig verwarf, konnte er Jake nicht beruhigen.
    »Ich schwöre es bei meinem Leben, Dan, Keziah wäre nie in der Lage, einen kaltblütigen Mord zu begehen!«
    »Der Doc meint, dass Frauen in ihrem Zustand das emotionale Gleichgewicht verlieren können und dann zu Dingen fähig sind, die ihrer Natur völlig widersprechen. Keziah hat in letzter Zeit so viele traumatische Erfahrungen durchgemacht, dass sie jeden anderen in den Wahnsinn getrieben hätten. Die Fehlgeburt, deine Verurteilung. Was sich in jener Nacht zwischen ihr
und Iago abgespielt hat, könnte das Fass zum Überlaufen gebracht haben.«
    »Willst du sagen, dass Kez den Verstand verloren hat?«
    Daniel versuchte, sich einen glaubwürdigen Anstrich zu geben. »Nein, sie ist zwar deutlich verwirrt, aber nicht verrückt.«
    »Zum Glück wird Joseph Bloom sie verteidigen. Wenn jemand sie retten kann, dann er.«
    »Er sagt, wenn man sie wegen Mordes verurteilt, bekommt sie lebenslänglich oder wird nach Tarban Creek überführt.«
    »In die Irrenanstalt! Jesses, Dan, dann ist sie tatsächlich wahnsinnig! «
    »Nein! Der Doc meint, dass sie nur Zeit und die entsprechende Pflege braucht, um sich wieder zu erholen. Wenn Joseph Bloom es nicht schafft, zu beweisen, dass sie in Notwehr handelte, gibt es nur einen Ausweg: dass sie in der fraglichen Nacht nicht bei Verstand war. Nur Mut, Jake. Die Polizei hat keine Tatwaffe gefunden.« Er zögerte. »Ihre Taschenpistole wird man niemals finden.«
    Jake nickte dankbar. »Sag mir, dass sie freikommt. Sie darf das Kind auf keinen Fall im Gefängnis zur Welt bringen!«
    »Ich kann dich nicht belügen. Du wirst es ohnehin erfahren, dann also lieber von mir. Es heißt, die Polizei stehe kurz davor, eine Waliserin zu verhaften, die mit ihrem Liebhaber seit Längerem geplant habe, ihren Ehemann umzubringen. Jeder wettet darauf, dass sie die erste Frau sein wird, die man in Berrima hinrichtet. Das weibliche Geschlecht bewahrt einen nicht vor dem Strang, nicht einmal in diesen aufgeklärten Zeiten.«
    »Aber Keziah ist schwanger!«
    »Ja, und Joseph Bloom behauptet, es gebe im britischen Recht keinen Präzedenzfall, in dem eine schwangere Frau hingerichtet worden sei.«
    Jake warf ihm einen strengen Blick zu. »Jesses! Willst du etwa sagen, dass man sie erst nach der Geburt hinrichtet?«
    »Nein, so habe ich es nicht gemeint«, entgegnete Daniel hastig.
»Joseph hofft, dafür plädieren zu können, dass man sie in die Frauenstrafkolonie von Parramatta überführt.«
    »Kommt nicht infrage! Jeder weiß, dass diese Anstalt nichts als ein Armeebordell ist!«
    »Du musst dich damit abfinden, Jake. Vielleicht gibt es keine bessere Option. Joseph kämpft mit dem Rücken zur Wand. Keziah kann sich nicht daran erinnern, was passiert ist, aber sie ist fest davon überzeugt, dass dieses Ungeheuer den Tod verdient hat!«
    »Recht hat sie! Iago war kein Mensch. Sie muss auf unschuldig plädieren. Was soll aus unseren Kindern werden, wenn ich noch zwei Jahre hier eingesperrt bin?«
    Jake schlug mit dem Kopf gegen das Gitter an der Tür wie ein Tier, das in die Falle gegangen ist. Daniel unterdrückte das Bedürfnis, Jake zu umarmen und ihn zu trösten. Er blieb sitzen und sagte mit fester Stimme, um ihn wieder aufzubauen: »Du kannst sicher sein, dass Joseph Bloom alles Menschenmögliche unternimmt, um Keziah zu helfen, Jake. Er ist dabei, ihren Fall mit dem neuen englischen Barrister zu besprechen, Robert Lowe. Er ist ein Albino und halb blind, aber Joseph meint, er hätte noch nie einen so brillanten Kopf getroffen. Der Doc hat auch einen Plan. Er sagt, es verstoße zwar gegen seine ethischen Grundsätze, aber wenn es hart auf hart kommt, wird er ihr etwas geben, was sie ruhigstellt, damit sie sich ihr Grab nicht selbst schaufelt. Der gefährlichste Zeuge für Keziah ist sie selbst!«
    Um zu verhindern, dass der Wärter im Gang ihn hörte, senkte Jake die Stimme. »Ich kann die zwei Jahre durchstehen, auch in Norfolk Island, aber wenn Kez ins Gefängnis kommt, wird sie endgültig den Verstand verlieren. Die Roma sind nicht wie du und ich. Sie ähneln eher den