Die Blüte des Eukalyptus
Zeit
in Sydney Town wohnte . Wenn die Presse Wind davon bekommt, dass sie mit einem Gefangenen der Krone, Jakob Andersen, entschuldigen Sie den Ausdruck, auf Reisen war, wird man sie in der Luft zerfetzen. Der Richter wird sie als Musterbeispiel der Unmoral hinstellen. Es sei denn …«
Seine Frage hing in der Luft. Daniel zögerte nur ganz kurz.
»Jake ist mein Freund. Ich bin bereit zu beschwören, dass meine Frau niemals Ehebruch begangen hat. Ich werde zu ihr halten, als hingebungsvoller Ehemann und Vater von Jakes – ich meine – meinem ungeborenen Kind.«
Leslie packte ihn dankbar an den Schultern. »Sie sind ein guter Mann!«
Als Daniel nach dem Brief fragte, den Keziah Kenwood ausgehändigt hatte, erklärte Joseph, er sei ein äußerst wichtiger Beweis, der allerdings in den Augen der Jury sowohl für als auch gegen sie sprechen könnte.
»Er wirft Fragen auf. Warum hätte sie Iago töten sollen, nachdem er den Brief unterschrieben hatte? Es wäre für sie besser gewesen, wenn er am Leben geblieben wäre, um ihn zu bestätigen. Was also hat sich in diesen letzten Stunden seines Lebens ereignet? Wenn ich recht verstehe, ist es Ihnen beiden diesbezüglich nicht gelungen, ihr Vertrauen zu gewinnen, oder?«
»Saranna kann sich einfach nicht erinnern«, antwortete Daniel verzweifelt.
»Aye, die Kleine kann sich an nichts erinnern, weil sie ein traumatisches Erlebnis verdrängt. Sie leidet an Amnesie.«
»Keziah ist die stärkste Frau, der ich auf Erden je begegnet bin. Wieso kann sie sich dieser Sache nicht stellen?«
»Selbst der stärkste Mensch ist irgendwann am Ende seiner Kräfte«, sagte Leslie. »Seit sie bei mir in Behandlung ist, beobachte ich ihr Verhalten, aber es ist schwierig, ein Urteil zu fällen. Ihre Vorstellungskraft ist zu stark. Sie lebt in einer Traumwelt. Kleine Dosen Laudanum wirken üblicherweise beruhigend, aber es ist auch bekannt, dass jeder Mensch anders darauf reagiert.
Eine längere Einnahme führt unweigerlich zur Sucht, trotzdem kommt es im Moment vor allem darauf an, dass sie diesen Prozess durchsteht, ohne sich selbst an den Galgen zu liefern.«
»Ich stimme Ihnen zu.« Über den Rand seiner Brille hinweg warf Joseph Daniel einen Blick zu. »Der Schwachpunkt in der Beweisführung der Anklage ist die fehlende Tatwaffe.«
Daniel schwieg, spürte aber ein nervöses Zucken in der Wange, als sei ihm klar, dass der Anwalt ihn für ihr Verschwinden in Verdacht hatte.
Leslie Ross äußerte sich irritiert über den vor Kurzem in der Kolonie übernommenen English Prisoners’ Counsel Act. »Was kann das für meine Patientin bedeuten?«
»Meine Frau«, setzte Daniel hastig hinzu.
»Die Gesetze hinsichtlich schwerer Verbrechen werden gerade geändert. Früher durfte ein Angeklagter sich äußern und sich verteidigen, seine Aussage stand nicht unter Eid und war auch nicht Gegenstand eines Kreuzverhörs. Jetzt behaupten manche Richter, dass der Angeklagte nicht mehr das Recht habe, sich selbst zu äußern, wenn er einen Verteidiger hat. Manche Richter halten sich an die alten Regeln und erlauben beides. Manche nicht.«
»Und wie wird unser Richter entscheiden?«, fragte Leslie.
Joseph Bloom zuckte die Schultern. »Er ist ganz neu hier. Ich werde es erst bei der Verhandlung erfahren.« An Daniel gewandt fuhr er fort: »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihre Frau davor zu bewahren, in den Zeugenstand treten zu müssen. «
Daniel stellte eine Frage, die ihm auf der Seele brannte: »Wäre es für Saranna vielleicht besser, wenn die Geschworenen Frauen wären?«
»Die Präzedenzfälle in der Kolonie legen das Gegenteil nahe«, entgegnete Joseph. »In den Gründungsjahren der Kolonie verurteilte eine Jury, die ausschließlich aus Frauen bestand, eine Angeklagte namens Davis wegen einfachen Diebstahls zum Tode.«
»Aber jetzt leben wir in einer viel aufgeklärteren Zeit«, wandte Daniel ein.
Doch Joseph war skeptisch. »Das heißt noch lange nicht, dass die Frauen heute barmherziger wären. Denken Sie an den Fall Sarah McGregor. Das Mädchen behauptete, sie sei von ihrem Master zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden. Sie wehrte sich mit bloßen Händen, und ihr Master kam dabei um, wahrscheinlich erlitt er einen Herzinfarkt. Das Gericht stellte eine Jury aus zwölf ehrbaren Matronen zusammen, die sie körperlich untersuchten und mündlich befragten. Und wie lautete ihr Urteil? ›Nach bestem Wissen und Gewissen nicht schwanger.‹ Sarah McGregor entging dem
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