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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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an, die kaum Notiz von ihnen zu nehmen schien.
    Ross nahm kein Blatt vor den Mund. »Dieser verfluchte Trooper ist mehr an seiner Beförderung interessiert als daran, Gerechtigkeit walten zu lassen«, sagte er. »Ich traue ihm zu, dass er eine Strafgefangene dazu bringt, auszusagen, indem er ihr mit der Freiheit winkt.«
    »Ich weiß«, sagte Daniel. Er schämte sich, weil er sich genauso verhalten hatte, als er noch in Gideon Park lebte. Durch seine Hochzeit mit Keziah hatte er seine Freiheit gewonnen. Würde nun seine Frau den Preis dafür mit ihrer eigenen Freiheit bezahlen müssen?

    Als Joseph Bloom mit der Postkutsche eintraf, sah man ihm die Sorgen an, die er sich um Keziahs Gesundheitszustand machte, trotzdem strahlte er wie immer Ruhe und Zuversicht aus. In Daniels Anwesenheit informierte der Doc den Anwalt kurz über Keziahs seelischen und körperlichen Zustand. Da Joseph eigens aus Sydney Town gekommen war, um Keziah juristisch zur Seite zu stehen, falls sie sich wegen Mordes vor Gericht verantworten musste, war Daniel bewusst, dass sie ihm, was die wahre Identität seiner Frau betraf, reinen Wein einschenken mussten. Er staunte nicht schlecht, als Joseph Bloom nach dieser Offenbarung keine Anzeichen von Überraschung erkennen ließ.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Browne. In der Kolonie haben mehr als die Hälfte aller Einwohner ein oder zwei falsche Namen, nicht nur die Strafgefangenen. Viele Deportierte und auch so manches Mitglied der oberen Gesellschaft sind nicht immer diejenigen, für die sie sich ausgeben.«
    Erleichtert über Blooms Reaktion führten Daniel und der Doc ihn zu Keziah ins Wohnzimmer.
    »Sie werden Saranna kaum wiedererkennen«, warnte Leslie Ross ihn.
    Sie saß vor dem Kamin und nähte ein Kleidchen für ihr Kind.
Es war ein Bild häuslicher Geborgenheit. Sie grüßte mit jenem leichten, süßen Lächeln, das Daniel mittlerweile zu fürchten gelernt hatte.
    »Joseph Bloom. Wie schön, Sie zu sehen. Wie geht es Rivka und dem Baby? Erzählen Sie, welch glücklicher Umstand führt Sie nach Ironbark?«
    Joseph verbeugte sich vor ihr und nahm ihre Einladung zum Tee an.
    Daniel ließ die beiden allein, um endlich in Ruhe nachdenken zu können. Er fühlte sich völlig überfordert. Jake saß im Gefängnis von Berrima in Einzelhaft und durfte keinen Besuch empfangen, und er kümmerte sich schon seit Wochen um Keziah, die zwischen Augenblicken höchster emotionaler Erregung und unnatürlicher Apathie schwankte.
    Vom Garten aus hörte er, wie die Standuhr im Wohnzimmer drei schlug. Als er sah, wie Sergeant Kenwood mit drei weiteren Troopern auf das Haus zugeritten kam, erstarrte er vor Schreck.
    Daniel folgte ihnen ins Innere des Hauses und hörte gerade noch, wie Kenwood die Worte aussprach, vor denen er sich immer gefürchtet hatte.
    »Saranna Browne. Ich nehme Sie unter Mordverdacht fest.«

    Nach der Festnahme seiner Frau konnte Daniel vorerst nichts mehr für sie tun, also ritt er die ganze Nacht quer durchs Land nach Berrima. Er suchte den neuen Seelsorger des Gefängnisses auf und flehte ihn an, ihn mit Jake sprechen zu lassen. Zu seiner Verblüffung organisierte Reverend Parsons ein Treffen in einer Zelle, die bis auf den Schatten eines Wärters im Gang vollkommen leer war.
    Als Daniel den kahl rasierten Schädel seines alten Freundes sah, war er schockiert. Jake hatte dunkle Ringe unter den vertrauten grauen Augen. Er musste sich zusammennehmen, um ihn nicht zu umarmen, und trat einen Schritt zurück. Jake missdeutete die Geste als Vorwurf.

    »Verdammt anständig von dir, dass du mich besuchst, nachdem ich mit deiner Frau durchgebrannt bin, Dan.«
    »Sie hat mich nie so geliebt wie dich. Ich denke, letztendlich bekommen wir alle, was uns zusteht, mein Freund.«
    »Wie hast du es bloß geschafft, dich hier reinzuschmuggeln? Bislang ist niemand an dem Kerl da draußen vorbeigekommen.«
    »Indem ich praktisch vor dem Priester auf die Knie gegangen bin. Ich habe ihm gesagt, dass ich eine dringende Nachricht über den schlechten Gesundheitszustand deiner Frau hätte. Natürlich ohne Namen zu nennen.«
    Jake fuhr zusammen. »Jesses! Was ist mit Kez?«
    Daniel erzählte ihm bis ins Detail von ihrer Festnahme und den Beweisen, darunter auch dem Brief, zu dessen Unterschrift sie den Teufel in Person gezwungen hatte.
    »Jesses! Sie wollte mich frei bekommen!« Jake vergrub den Kopf in den Händen. »Und ich habe ihr auch noch beigebracht, wie man mit dieser verfluchten Pistole umgeht,

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