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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Galgen nur, weil Gouverneur Bourke sie begnadigte.«
    Joseph machte eine viel sagende Pause. »Sieben Monate später brachte sie ein Kind zur Welt. Eine Jury aus anständigen Frauen hatte es in der Hand gehabt, sie zu retten, aber sie entschied dagegen.«
    Den Tränen nahe dachte Daniel daran, wie Iago ihn im Namen des Gesetzes drangsaliert hatte.
    »Und wenn die Geschworenen aus Adligen, Großgrundbesitzern und gebildeten Männern bestehen, die als freie Männer in die Kolonie kamen?«
    »Dann helfe ihr Gott!«, murmelte Leslie.
    »Geschworene stellen immer ein Risiko dar«, erklärte Joseph beruhigend. »Ich muss es schaffen, Ihre Frau so zu verteidigen, dass ich die Geschworenen für sie einnehmen kann.«
    Daniel sprach noch einen weiteren Punkt an, der ihm Sorgen machte. »Was würde passieren, wenn sie behaupten, Saranna hätte Iagos Hütte absichtlich in Brand gesteckt?«
    Joseph seufzte. »Das wäre ein schwer wiegendes Verbrechen, auf das zwingend die Todesstrafe steht. Wegen vorsätzlicher Brandstiftung, obwohl sich in dem fraglichen Haus Menschen befanden.«
    Daniel sah von einem zum anderen. »Zwingend. Was heißt das?«

    »Dass der Richter per Gesetz gezwungen ist, die Todesstrafe auszusprechen.«
    Erregt sprang Daniel auf. »Heißt das, man könnte sie gleich zweimal zum Tode verurteilen?«
    »Ich versuche, Ihnen klarzumachen, dass es sich um einen höchst komplizierten Fall handelt«, erklärte Joseph. »Aber es gibt ein altes deutsches Sprichwort: Ausnahmen bestätigen die Regel.«
    »Aye, Sie sind der Mann, der diese Ausnahme finden wird!«, rief Ross. »Und als Sarannas Arzt werde ich mich an Ihre Anweisungen halten und das aussagen, was Sie mir auftragen, selbst unter Eid!«
    Daniel war sich bewusst, dass die beiden Männer dasselbe Bekenntnis auch von ihm hören wollten, aber die Angst war so groß, dass er kein Wort herausbrachte.
    Das Pochen an der Tür erlöste ihn von einer Stellungnahme. Er ging hin, um zu öffnen. Die Frau des Wirts entschuldigte sich.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Mr. Bloom stören zu müssen, aber dieser Gentleman besteht darauf, ihn zu sehen.«
    In tadelloses Hellgrau gekleidet trat Caleb Morgan ein, ging, ohne Daniel eines Blicks zu würdigen, direkt auf Joseph Bloom zu und überreichte ihm seine Visitenkarte.
    »Mr. Bloom, Sie kennen mich aus der Rechtsangelegenheit Gabriel Stanley. Ich bin gekommen, um Ihrer Mandantin meine Hilfe anzubieten, soweit es in meiner Macht steht. Ich darf Ihnen bei meiner Ehre versichern, dass ich keine anderweitigen Interessen hege. Ich stehe Ihnen gänzlich zur Verfügung, Gentlemen.« Morgan verbeugte sich vor ihnen, sein Respekt wirkte aufrichtig.
    Leslie Ross bot ihm als Erster die Hand an. »Willkommen an Bord, Morgan.«
    Daniel nickte nur, beschämt über sein eigenes zwiespältiges Verhalten und die freimütige Art des Mannes, der, wie er wohl wusste, Gabriels leiblicher Vater war.
    Mit einer Handbewegung forderte Joseph den Engländer auf,
Platz zu nehmen. »Nun, meine Herren. Jetzt haben wir noch einen im Team. Und ich habe einige interessante Entlastungszeugen aufgetan. Lassen Sie uns unser taktisches Vorgehen besprechen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Nach außen war Daniel einverstanden, aber im Innern war er sich noch nie so feige vorgekommen.

NEUNUNDVIERZIG
    D ie letzten Tage vor der Eröffnung des Verfahrens gegen Keziah kamen Jake Andersen wie ein Albtraum vor.
    Offenbar waren ihre Freunde so sehr damit beschäftigt, Joseph Bloom zu helfen, den unzähligen Berichten über Saranna Browne und den Mord an Iago in den Sensationsblättern etwas entgegenzusetzen, dass sie ihn völlig vergessen hatten.
    Während er nun in der sengenden Mittagssonne Sandsteinblöcke klopfte, heckte er seinen eigenen Plan aus, um seiner Frau zu helfen. Zuerst muss ich herausfinden, wo die verfluchten Gefängniswärter sie eingesperrt haben.
    Er vergegenwärtigte sich sämtliche Details, die er über das Gefängnis von Berrima in Erfahrung gebracht hatte. Seine Kapazität von dreihundert Häftlingen war weit überschritten. Das wird schon daran deutlich, dass die verdammten Wärter sich ständig beklagen, sie wären überarbeitet.
    Wie Mosaiksteine setzte er die Informationen zusammen, die er von anderen Häftlingen und Wärtern über den Grundriss des Gefängnisses bekommen hatte. Während der kurzen Pausen, in denen seine Mitgefangenen einen Becher Wasser tranken oder sich erleichterten, zog sich Jake in den Schatten zurück, studierte heimlich

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