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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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besetzten Kruzifixe, die silbernen Kerzenständer. All diese bescheidenen Schätze, die uns wie Luxusgüter erschienen waren. Die wertvollen Familienerbstücke, die durch die Schuld des kleinen Mädchens für immer verloren waren.
    Sie ließ ihre Hände in den Koffer gleiten. Und als sie sie wieder hochhob, hielten sie die Spitzenstulpen fest. Sie waren sogar noch schöner und liebreizender, als sie es sich vorgestellt hatte. Ein Muster aus Blättern und Blüten, das in einer Umrandung aus Schneckenverzierungen eingebettet war, das sich immer und immer wieder wiederholte. Ein Kreis, der niemals endete. Ein Muster, das so genau geführt war, dass es über dem zarten Geflecht, in das es gewebt worden war, zu schweben schien. Sie hätte die Stulpen sofort wieder zurücklegen sollen. Hätte sie sie in diesem Moment einfach wieder zurückgelegt, wäre nichts von dem Unheil, das bald folgen würde, geschehen.
    Doch sie legte sie nicht zurück.
    Nachdem sie sich die Stulpen über die Handgelenke gezogen hatte, schloss sie die Augen und stellte sich vor, dass dies die mit Stulpen verzierten Hände ihrer geliebten Maman wären. Sie schlang die Arme um ihren Körper und stellte sich vor, ihre Mutter würde sie umarmen.
    Sois sage – sei brav, mein Engel.
    Es ist zu schwer, brav zu sein, Maman .
    Aber nur die braven Mädchen finden einen guten Ehemann, ma chéri. Die bösen Mädchen bekommen immer nur das, was sie verdienen.
    Dann werde ich das bravste Mädchen auf der ganzen Welt sein.

    Wärst du doch bloß noch am Leben gewesen, Maman!
    Das kleine Mädchen umarmte sich selbst noch ein letztes Mal, dann öffnete sie die Augen und bekreuzigte sich. Die Spitze schwebte dabei durch die Luft, wie sie es beim Bischof gesehen hatte. Sie bewegte die Hände auf und ab, vor und zurück und sah zu, wie sie sich im Luftzug kräuselte. Es gefiel ihr, dass sie anscheinend wie schwerelos war.
    Schwerelos.
    Makellos.
    Unbezahlbar.
    Ich wollte sie tadeln. Wollte sie bitten, damit aufzuhören. Ich wollte sie mehr als alles andere anflehen, es nicht zu tun. Hätte ich ihr bloß erklären können, wozu das alles führen würde. Doch obwohl ich den Mund öffnete, drang kein Laut daraus hervor. Und obwohl ich versuchte, zu ihr zu laufen, um sie in den Arm zu nehmen und sie von dort wegzudrängen, bewegten sich meine Beine nicht.
    Nun tat sie so, als würde sie heiraten. Sie schob die Stulpen weiter die Arme hinauf und lächelte den Bräutigam an, den sie niemals haben würde. Sie stellte sich vor, jemanden über ihrem Stand zu heiraten. Einen Prinzen, vielleicht. Oder zumindest einen Grafen. Sie glitt durch den Raum, das Kinn hoch erhoben, die Schultern unerträglich weit nach hinten gedrückt. Sie verbeugte sich vor dem König und schließlich vor der Königin. Sie tanzte einen Tanz, von dem sie annahm, es wäre eine Courante. Doch nach einer Weile wurde das Spiel langweilig, und ihr Körper tat ihr weh von der strengen Körperhaltung, die man ihrer Meinung nach während einer Eheschließung in diesen Kreisen einzunehmen hatte.
    Vielleicht war es besser, Alexandre zu heiraten, den sie nicht würde beeindrucken müssen.
    Sie überlegte, ob sie die Armstulpen wieder in den Koffer zurücklegen und sich auf die Suche nach ihrem Vetter machen sollte. Sie drehte sich sogar um und wollte schon das Zimmer verlassen. Doch dann blieb sie stehen.
    Ich wusste, was als Nächstes passieren würde. Ich wollte nicht dabei zusehen müssen, doch ich konnte meine Augen nicht schließen.
    Was war es, das von ihr Besitz ergriffen hatte? Welche vertrauten Gedanken brachten sie auf die Idee, dass die Stulpen schneller als eine Windmühle um ihre Handgelenke sausen würden, wenn sie nur die Arme ausstreckte und sich drehte? Und was brachte sie darauf, dass die Spitze, wenn sie sich erst einmal drehte, aussah wie ein Bach, der durch einen Wald und über Felsen hinwegrann?
    Sie drehte sich und drehte sich und drehte sich.
    Schneller und immer schneller und immer schneller.
    Bis … eine der Spitzenstulpen plötzlich davonflog.
    Wir verfolgten beide – das Mädchen erstaunt, ich von Angst erfüllt –, wie die Stulpe durch das Zimmer flog und schließlich im Kamin liegen blieb. Es brannte kein Feuer, es würde erst am Abend entfacht werden. Dennoch hatte oft ein Feuer in diesem Kamin gebrannt, und jedes einzelne Feuer, das im Laufe der Jahre in diesem Kamin gebrannt hatte, hatte eine tiefschwarze, rußige Schicht hinterlassen. Das Mädchen ging langsam auf den Kamin

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